15. - Der Weg durch die Hölle

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Ich verzog das Gesicht, als ich abermals scheiterte, einen Blumenkranz zu binden. Enttäuscht ließ ich die Blumen in mein Schoß fallen. Ich setzte mich gerade auf und versuchte einige neue Blumen ausfindig zu machen, um es wieder zu versuchen. Als dieser Versuch aber wieder scheiterte, gab ich es komplett auf. Mein Wille war da, aber ich glaube nicht, dass die Blumen das verdient hatten.

Ich band schnell die Blumen zu einem Strauß zusammen, stand auf und klopfte mir die Reste vom Kleid ab. Der Strauß in meinen Händen roch nach Frühling und lockte den ein oder anderen Marienkäfer an, der sich auf die Blätter setzte.

Mir kam die kühle Luft entgegen, als ich wieder in den Flur trat. Der Tag neigte sich dem Ende, als ich aus dem Garten kam. In meinem Zimmer angekommen, stellte ich den Strauß in eine Vase und setzte mich auf mein Bett. Gegenüber von mir standen auf einem kleinen Tisch Erfrischungen, die mir Andia gebracht hatte.

Ich nahm mir ein kleines Gebäckstück und biss rein. Es war gefüllt mit Erdbeermarmelade und zerschmolz regelrecht in meinem Mund. Verzückt von der Köstlichkeit griff ich nach dem Teller und legte ihn neben mich. Juchzend schmiss ich mich nach hinten in das Bett und spreizte meine Arme. Süßigkeiten konnten wirklich die Stimmung heben.

Heute Morgen war ich mit entsetzlichen Kopfschmerzen und Augenringen aufgewacht. Grund dafür war wahrscheinlich dieser nächtliche Besuch, der mir den Schlaf raubte. Derja hatte zudem berichtet, dass die Sängerin von gestern spurlos verschwunden sei und niemand wüsste, wie ihr richtiger Name sei. Es kursiert in Nergals Reich das Gerücht, dass sie gar nicht aus der Unterwelt kommt oder gar eine Nymphe sei, die ihre Liebhaber in den Tod lockte. Aber wiederum waren das nur Gerüchte und ich gab ihnen keine weitere Aufmerksamkeit.

Ich hörte, wie die Tür aufging und eine leicht genervte Andia trat in den Raum. Ihre Augen fielen auf den leeren Teller, der neben mir lag. „Du sollst nicht zu viel naschen, wenn du weißt, dass es gleich Abendessen gibt." Immer öfters erinnerte sie mich mit diesen Sätzen an meine Mutter, und ich lächelte ihr Kommentare zu ihrem Unwohl ab.

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Nach dem Abendessen wanderte ich den Flur langsam auf und ab, betrachtete das ein oder andere Bild oder ging mit nachdenklichem Blick durch die Gänge. Mir kam die Idee, dass in Nergals Zimmer bestimmt das ein oder andere Buch über das Reich der Götter hatte. Nergal hatte erwähnt, dass wenn er wieder komme, er mich mit zu den Göttern nehmen würde. Es war besser, etwas mehr von ihnen herauszufinden, als ihnen auf den Fuß zu treten. Zudem glaube ich nicht, dass Nergal Anerkennung von ihnen entgegen nehmen wird, zumal er der Gott des Todes war. Dennoch glaubte ich, dass ihn die Götter mehr schätzen würden als Satan selbst.

Bei den Gedanken an Satan schauderte es mir. Ich eilte in Nergals Zimmer und suchte die Bücherregale nach einigen Exemplaren, die von Bedeutung sein könnten, ab. Etwas enttäuscht musste ich festlegen, dass die Bücher von Nergal sich hauptsächlich auf den Krieg spezialisiert hatten und es keinerlei Anhaltspunkte zum Umgang mit Göttern gab.

Etwas niedergeschlagen ging ich mit hängenden Schultern aus Nergals Zimmer. Vielleicht sollte ich Andia fragen. Obwohl ich mir nicht sicher war, dass sie nichts verschweigen würde. Wie Magdalena.

„Maria", rief jemand meinen Namen hinter mir. Ich drehte mich um, erwartete Andia oder Derja oder gar Nergal, aber wer vor mir stand, verschlug mir die Sprache. Es war die Sängerin, die nach Derjas Angaben spurlos verschwunden sei.

„Ah, schön dass ich dich sehe! Ich hatte dich schon gesucht", lachte ich verlegen und ging zu ihr herüber. Sie war auf gleicher Augenhöhe wie ich und hatte feine Gesichtszüge. Ihre Augen glitzerten, als sie mich musterte. „Ich weiß noch gar nicht deinen Namen. Ich bin – ah..." Woher wusste sie meinen Namen? Mir war nicht bekannt, dass Andia und Derja meinen Namen angegeben hatten, als sie die Gäste einluden. Nur dass es sich um die Herrscherin der Unterwelt handelt.

Satan Is In Love With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt