Kapitel 4

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Louis Sicht

Ich wachte auf. Harry neben mir schlief noch. Und so sehr ich diesen Moment noch genießen wollte, ich konnte nicht. Ich blickte auf die Uhr. 10:00 Uhr. So lange hatten wir schon lange nicht mehr schlafen können. Ich setzte mich auf. Ich nahm mein Handy in die Hand. 5 Nachrichten von Eleanor. Davon zwei vermisste Anrufe.

Nachricht Nummer 1:Louis, was zum Teufel ist los? Rede mit mir!

Nachricht Nummer 2: Ich finde dein Verhalten unmöglich, Lou! Ich verlange eine Erklärung von dir! Was ist nur mit dir los?!?

Ich verdrehte genervt meine Augen. Natürlich verstand ich sie zu einem Teil, doch das letzte was ich jetzt noch gebrauchen konnte, waren Vorwürfe.

Ich entschied mich dazu ihr  nicht zu antworten und erst mal darüber nachzudenken, was ich ihr sagen wollte.

„Lou?“

Ein völlig verschlafener Harry starrte mich perplex an.

„Was bitte machst du hier? Was vor allem machst du in meinem Bett?“

Autsch. Das hatte gesessen. Seit wann war es ihm unangenehm? Früher hatten wir das sehr oft gemacht.

„I-ich habe doch nicht bei Eleanor übernachtet. Und als ich heimgekommen bin, hast du schon geschlafen. Aber du sahst ziemlich fertig aus also habe ich mich zu dir gelegt. Ist das schlimm?“ antwortete ich unsicher. Natürlich war das schlimm! Er hat bestimmt bemerkt, dass du mehr empfindest!

Harry starrte mich weiter an. Schließlich öffnete er endlich seinen Mund, um zu antworten. „Nein. Um ehrlich zu sein möchte ich das nicht.“ Entgeistert starrte ich ihn an. Wenn mich seine Frage vorher verletzt hatte, dann tat es diese Antwort umso mehr. „Hazza was ist los mit dir?“ So dumm es klingen mag, aber meine Stimme begann dabei zu zittern.

„Nichts. Und jetzt raus aus meinem Bett. Nein, noch besser raus aus meinem Zimmer.“ Ich schluckte. Wieso war Harry so gemein zu mir? Hatte ich etwas falsch gemacht? Hatte er etwas bemerkt und ekelte sich nun vor mir? Was war los? Hunderte von Fragen ohne Antworten. Ich nickte und stolperte aus seinem Zimmer. Sogar Tränen sammelten sich in meinen Augen. „Mach die Tür hinter dir zu!“ rief er mir hinterher. Normalerweise ließ ich mir von keinem Befehle erteilen, doch ich war zu geschockt von Harrys Reaktion, dass ich sie ohne etwas zu sagen hinnahm und die Tür ohne nochmal etwas zu sagen hinter mir schloss.

Ich zog nur schnell einen Pullover an, der auf dem Wäschehaufen im Wohnzimmer lag und meine Sportschuhe an uns verließ die Wohnung.

Eigentlich wollte ich zu Harry, aber das ging nicht. Kurz überlegte ich mir Liam und Niall zu besuchen, entschied mich dann aber doch anders und wollte dann einfach nur durch den Park joggen. Andere Gedanken. Das wollte ich erreichen.

Harrys Sicht.

Ich hörte die Haustür ins Schloss fallen und wusste, dass Louis gegangen war. Wie von selbst bahnten sich die Tränen einen Weg aus meinen Augenwinkeln und liefen ungehindert meine Wangen hinunter. Was hatte ich nur getan? Wieso hatte ich ihn so gegen den Kopf gestoßen? Wieso war ich so unausstehlich zu ihm? Er hatte mir doch nichts getan. Oh doch. Er ist schuld an deinen Gefühlen. Er war bestimmt unglaublich verletzt. Und wieso hatte er nicht bei Eleanor übernachtet? Es war bestimmt irgendwas passiert und er wollte mit mir reden. Und ich hatte es sehr wohl genossen, dass Louis neben mir geschlafen hatte. Mehr als ich sollte. Mehr als ich durfte. Ich bin so ein Vollidiot. Jetzt schon bemerkt? Ich kam mit meinen Gefühlen nicht mehr zurecht. Es wurde mir alles zu viel. Ich wollte Louis so sehr. Jedenfalls der Teil von mir der sich nicht gegen sich selbst wehrte. Ich lief weinend ins Badezimmer und verschloss die Tür. Hektisch fing ich an im Badezimmerschrank, das zu suchen was ich mir nun helfen würde. Was mich vergessen ließe. Endlich fand ich es. Das Päckchen mit den Rasierklingen, verstaut hinter einem Stapel von Handtüchern. Ich hatte es einmal getan. Als ich die Gefühle gegenüber Louis bemerkt hatte. Als er Eleanor vor meinen Augen geküsst hatte. Da war ich auch durchgedreht. Du bist ein kranker, kleiner Spast. Die Stimme musste aufhören. Sie musste still sein. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich setzte mich vor die Tür und setzte die Klinge dort an, wo bereits mehrere Naben zu finden waren. Ich drückte zu. Augenblicklich schoss der Schmerz durch meinen Arm und fast wäre ich zusammengezuckt, wäre da nicht das Gefühl von Befreiung gewesen, das der Schmerz in mir auslöste. Ich fuhr nochmal mit der Klinge über die Innenseite meines Arms. Ich sah der roten Flüssigkeiten dabei zu, wie sie sich wie ein Fluss den Weg über meinen Arm bahnte und an der Außenseite abtropfte. Tropf. Tropf . Der Schmerz schob sich in den Vordergrund und ich konnte endlich auf bizarre Art und Weiße einen klaren Gedanken fassen. All meine Sorgen hatten sich für einen kurzen Moment in Luft aufgelöst. Da war nur noch der Schmerz. Meine Lippen formten ein kleines Lächeln, das von außen ziemlich krank aussehen musste. Meine innere Stimme war still. Meine Gedanken waren still. Wie automatisch zog ich die Klinge ein letztes Mal über meinen Arm, um ganz in meinem Schmerz zu versinken. Ich schloss die Augen. Ich hielt den Moment fest und atmete ganz langsam Luft ein. Tropf. Tropf. Immer mehr Blut sammelte sich auf den Boden und hinterließ eine kleine Lache.

Doch das interessierte mich nicht. Für dich, Lou. Dachte ich mir nur.

Feel This (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt