Den Rest der Woche verweigerte ich jede Art von Nahrung, bloß manchmal trank ich ein paar Schlucke Wasser, ich hatte einfach kein Hungergefühl mehr. Langsam aber sicher begann ich dann auch, mich damit abzufinden, dass wir nie wieder gemeinsam lachen würden, nie wieder einen Filmeabend machen könnten.

Ich vermisste es sogar, sie aus unserem Blumenbeet ins Haus ziehen, auch wenn es mitten in der Nacht war und sie irgendwo getrunken hatte. Die ganze Woche hatte ich nicht einmal daran gedacht, zu lächeln und bezweifelte es, dass ich es jemals wieder tun würde. Ich hatte auch aufgehört zu reden, ganz einfach weil ich viel lieber alleine war, im Moment, um den Schmerz in mich hinein zu fressen und irgendwann wieder so zu tun zu können, als würde ich mich über irgendwas freuen.

Ich durchlebte pausenlos gemeinsame Momente mit ihr, die mir nachts den Schlaf raubten und Tagsüber meine Augen offenhielten. Es waren gute sowie schlechte Momente, als wolle mir mein Schicksal klarstellen, wo ich versagt und vergessen hatte, mich zu entschuldigen. Ich lernte in dieser Woche auch Irene kennen, eine hübsche Blondine Ende 30. John war ein sehr attraktiver Mann, auch sehr sportlich und die beiden passten sehr gut zusammen.

Doch wenn sie da war, rannte Green zu ihr und ließ sich streicheln. Auch wenn es komplett kindisch war und ich es nicht offen zeigte, fühlte ich mich dadurch noch einsamer und war sogar etwas eifersüchtig. Die Beerdigung meiner Mutter mied ich, ich konnte es einfach nicht ertragen, mir Vorträge darüber anzuhören, wie wundervoll sie gewesen war und wie schrecklich ihr Tod doch ist. Nach zwei Wochen, in denen ich immer untergewichtiger geworden war, da man mir kaum ein bisschen was an Essen aufzwingen konnte, hatte John offensichtlich einen Plan gefasst.

Eines Nachmittags kam er zu mir, als ich meiner Hauptbeschäftigung nach ging, auf seiner Couch zu liegen und die Decke anzustarren, und sah mich ernst an, bevor er mit seiner Rede anfing.

„Ariana, du weißt selbst, dass das so nicht weiter gehen kann. Einmal dass du stark untergewichtig geworden bist und andererseits, dass, so leid es mir tut, ich dich nicht immer auf meiner Couch lassen kann. Ich weiß, dass du denkst, du hast niemanden außer mir, aber das stimmt nicht. Deine Mutter und ich haben vor fast genau 17 Jahren die USA verlassen, wie du weißt, eigentlich bist du eine Vollblutamerikanerin und hast dort auch einige Verwandte.

Mit einem habe ich Kontakt aufgenommen, mit meinem Bruder, der so vernünftig war, zu bleiben, sein Name ist Paul Waldow. Er hat eine Tochter, die ungefähr in deinem Alter ist, ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall wäre es ein sehr guter Kompromiss, dass du zu ihm gehst, er hat ein großes Anwesen irgendwo in der Nähe von Jackson, das ist in Mississippi. Das würde ein ziemlich großes Problem lösen, weißt du?", sagte er.

Der letzte Satz hatte es ganz schön in sich.

„Tja da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, damit du deine Irene auch wieder auf der Couch bumsen kannst", meinte ich kalt und sah weiterhin an die Decke. Und bevor er sich entschuldigen konnte, meinte ich noch kälter: „Na, hast du den Flug schon gebucht? Morgen Früh, nehme ich an, damit sie wieder ihre BHs überall liegen lassen kann. Keine Angst, danach bin ich weg, dass ich dich nie wieder belästigen kann."

Und dann drehte ich ihm den Rücken zu und musterte die Sofalehne, die aber mal wieder sehr interessant war und heulte leise in mich hinein. Meine letzte Bezugsperson betrachtete mich also als „ziemlich großes Problem". Na vielen Dank auch. So langsam hoffte ich sogar, dass ich morgen sogar vielleicht schon um 4 Uhr morgens gehen konnte.

Er murmelte ein „Nimm's mir nicht böse" und legte die Hand auf meinen Oberarm, die ich aber schnell wieder heruntergeschüttelt hatte. Ich hörte einen tiefen Seufzer seinerseits, zeigte aber immer noch meine kalte Schulter „Also wann?", fragte ich. „um 20 Uhr, ein Nachtflug", antwortete er. Autsch.

Schon 10 Minuten später hatten wir Irene zu meinem ehemaligen Haus geschickt, da ich es nicht packen würde, es zu sehen. Ich erzählte ihr, was sie einpacken sollte und in welchen Räumen das vorzufinden war. Das Haus und den Rest der Einrichtung hatte ich zusammen mit dem restlichen Besitz meiner Mutter geerbt und nun wartete es geduldig darauf, dass ich zurück kam.

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