ARIANA
Louis hieß ihr Freund also. Und Harry dein zukünftiger, wisperte mein Unterbewusstsein mir zu. Ich dachte bloß krampfhaft an Louis, um nicht an Harry denken zu müssen. Der Mann, der mich schon einmal in Unterwäsche gesehen hatte, ohne dass wir auch nur ein Wort miteinander geredet hatten. Und warum hatte ich ihn nur wie ein Psychopath angesehen. So gegrinst hatte ich noch nie. Und dann hatte ich es auch noch erst danach bemerkt. Mein angeblicher Zukünftiger hatte schon mal den besten ersten Eindruck von mir, den man nur haben könnte. Wenigstens könnte es möglich sein, dass er meine roten Wangen nicht gesehen hatte, auch wenn ich es eher bezweifelte. Elanor war schon in gewisser Weise ein kleines Miststück, auch wenn ich es sowieso nicht sagen würde. „Also hast du dich jetzt endlich für diesen Film entschieden oder willst du ihn noch länger anstarren?" Els Stimme drang wie ein Weckruf in meine Gedanken. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, dass ich ganz woanders gewesen war und legte ihr den Film in den Schoß. „Den möchte ich gerne sehen", beschloss ich, auch wenn ich kein einziges Wort des Klappentextes gelesen hatte und warf noch schnell einen Blick auf den Namen. Wir waren in Elanors Zimmer gegangen, auch wenn es mir unangenehm war, auf diesem Bett zu sitzen, in dem später sonstwas geschehen würde und ich hatte mich spontan dazu entschlossen, einen Film anzusehen. Er war ziemlich spannend, auch wenn ich ihn nicht bis zum Ende hatte sehen können, da ungefähr bei der Hälfte Louis aufgekreuzt war und sich schon fast die Kleidung vom Leib gerissen hätte, als ich noch im Raum war. Dass es so extrem war, hatte ich auch nicht gedacht. Also beschloss ich spontan, nach Green zu sehen, die wir in den Garten zurück gelassen hatten, als wir gekommen waren. Während ich die Treppen herunter lief, hoffte ich zwanghaft, dass Pauls Biest kastriert war. Als ich die beiden endlich gefunden hatte, lagen sie kuschelnd zusammen in einer Hundehütte, die wahrscheinlich für den Fall, dass es regnen würde und der Köter noch draußen war, errichtet wurde. Welpen sind hier sehr gefragt. Pauls Aussage schoss mir durch den Kopf und ich verwünschte den Rüden noch mehr. Aber ich war zugegebenermaßen auch ein bisschen neidisch darauf, dass sogar Green mehr Liebesleben hatte wie ich. Als ich wieder das Haus betrat, sah ich mir gedankenverloren ein Bild wohl oder übel moderner Kunst an, das nur mit ein paar Farbspritzern verziert war. Wahrscheinlich machte es einen guten Akzent zu der weiß gestrichenen Wand oder sonst irgendwas, ich wusste nicht, warum man sowas an die Wand hängte. Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als ich über meine eigenen Füße stolperte und fast auf den Boden fiel. Fast. Als ich die Augen öffnete, sah ich zwei grün schimmernde Augen über mir. Erschrocken klappte mein Mund auf. Erst kurze Zeit später fühlte ich die starken Arme, die sich um meine Taille geschlungen hatten. „Ähmm..." Mit einem unsicheren Blick wies ich ihn darauf hin, mich wieder hoch zu lassen. „Entschuldigung", erwiderte er befremdet und stellte mich sanft auf meine Füße. „Danke", meinte ich überfordert bei dem wunderschönen Anblick von Harrys Gesicht. Das war ja mal die filmreifste erste persönliche Begegnung, die es überhaupt gab. Das dumme, jungfräuliche und vor allem unwissende Mädchen ist so tollpatschig, dass es über seine eigenen Füße stolpert und der Traumprinz fängt es auf. Traumprinz? „Also dann, darf ich dich als Dankeschön für meine Hilfe zum Essen ausführen?", fragte er unverblümt. Diese Logik war sogar mir neu. „Aber... ich sollte mich doch eigentlich bedanken, oder nicht?", fragte ich verwirrt von seiner Freundlichkeit. „Ich bestehe darauf." Er grinste mich an. Doch bei dem alleinigen Gedanken an Essen kam mir schon, was auch immer noch in meinem Magen verblieben sein sollte, hoch. „Kino wäre mir eigentlich lieber", fantasierte ich. Ich hatte wirklich keine Lust, dass er mir Popcorn andrehte. „Na gut, sag mir Bescheid sobald du Zeit hast oder etwa heute schon", fragte er witzelnd. „Möglicherweise heute schon", antwortete ich grinsend. „Aber bloß wenn du mich lieb fragst." „Wenn du mir die Frage erlaubst, wann hast du eigentlich das letzte Mal etwas gegessen, du siehst komplett unterernährt aus", sprach er mich noch einmal an, als ich ihm eigentlich schon fast den Rücken zudrehen wollte. Mich überkam das plötzliche Bedürfnis, einem Außenstehenden alles zu erzählen und diese sich mir bietende Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. „Darf ich dir etwas erzählen, das beantwortet auch deine Frage."
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The New Beginning
Romance"Und, hast du schon die Liebe deines Lebens gefunden?" In der Hoffnung auf eine schnulzige Liebesgeschichte aus seinem Privatleben sehe ich von meiner Zeitschrift auf und stütze mein Kinn auf meine Hand. Doch seine Antwort soll alles noch komplizie...