Kati und ich schliefen die ganze Nacht durch und am nächsten Morgen unterhielt sie mich dauerhaft. Als die bevorstehende Ankunft angekündigt wurde, gab Kati mir noch ihre Nummer und als wir ausgestiegen waren, drückte sie mich fest an sich, bevor sie mit ihren männlichen Begleitungen in rasendem Tempo auch schon wieder verschwand.
Nur einer war bei mir stehen geblieben und druckste etwas herum, bevor er zu sprechen begann.
„Also wir sind ziemlich lange in Gulfport, am Ozean, wir schmuggeln uns so per Anhalter durch, also wenn du mal vorbeischauen möchtest dann weißt du ja wo wir sin, noch einfacher geht's mit Handynummern, wenn du willst gib ich dir meine, nur wenn du willst", stammelte er.
Verwirrt über die plötzliche Aufmerksamkeit, die mir zuteilwurde, antwortete ich mit einem Ja und gab ihm mein Handy, damit er seine Nummer eintippen konnte. Genau in diesem Moment kam Kati angestapft und krallte sich in seinem Arm fest.
„Also wirklich ich bin doch nich eure Kindergärtnerin, du Schnarchzapfen, wenn das so weiter geht dann komm ich noch allein am Meer an, so was bescheuertes aber auch, du kannst dich wann anders an Mädels ran machen...", schimpfte sie, während sie sich weg bewegte.
„Tschüss!", rief ich hinterher, das kam mir dann doch ganz angebracht vor. Genau in dem Moment fuhr mein Koffer auf dem Laufband vorbei und ich stürzte mich schnell darauf. Danach fragte ich in stockendem Englisch, wo ich den meinen Hund abholen konnte und mir wurde freundlich der Weg gezeigt.
Das Wiedersehen mit Evergreen war sehr emotional und sie drückte sich stark mit dem Schwanz wedelnd an meine Schienbeine. Sie war noch nie der Hund gewesen, der einen jetzt besonders gerne abschleckte, was ich als nicht gerade unpraktisch empfand, da ich nicht schon am ersten Tag als Amerikanerin wie ein Freak wirken wollte. Auch wenn wahrscheinlich alle Amerikaner ein bisschen seltsam waren.
In den Eingangshallen angekommen war so viel Gedränge, dass ich zuerst keine Person sehen konnte, die überhaupt so etwas wie ein Namensschild mit sich herumtrug, doch mit der Zeit bekam ich einen Überblick. Ariana McGreevy las ich auf einem Namensschild.
Meine Mutter war verheiratet und mit mir schwanger gewesen, als mein Vater bei einem Unfall gestorben war, alles noch bevor sie überhaupt nach Deutschland gegangen war. Das Schild wurde von einem athletischen Mann mit grau gesprenkelten aber sonst schwarzen Haaren getragen, der sich mit dunkelbraunen Augen umsah. In ihnen sah ich sofort die Augen meiner Mutter und auch seine Gesichtszüge ähnelten sich mit ihren, wahrscheinlich etwas mehr, wenn sie nicht getrunken hätte.
Ich wartete noch etwas, ob es nicht doch eine Ariana McGreevy gab, doch anscheinend gehörte niemand zu dem Namen, sodass ich mich langsam, allen Ariana McGreevys eine letzte Chance gebend, auf ihn zu bewegte. „Paul Waldow?", fragte ich kleinlaut, als ich vor ihm stand, er mich jedoch noch nicht bemerkt hatte. Erschrocken zuckte er zusammen, sah mich an und warf das Schild hinter sich. Jap, Amerikaner waren definitiv seltsam. „Ja, das bin ich", antwortete er mit stark Akzent geschwängertem Englisch. „Und du musst Ariana McGreevy sein, wenn ich mich nicht täusche", sagte er zu schnell für mein Englisch und ich musste mich konzentrieren, um ihm folgen zu können.
„Ja die bin ich, wenn auch Ariana McGrovay", antwortete ich extra langsam, um ihn darauf hinzuweisen, dass ich nicht schon seit meiner Geburt Englisch rede. Meine Mutter hatte sich nie die Mühe gemacht, mich zweisprachig zu erziehen, da sie es nie für möglich gehalten hatte, dass ich jemals mehr als mein Schulenglisch brauchen könnte, da sie nie auch nur im Geringsten daran dachte, jemals zurück zu gehen.
„Du bringst mich in Verlegenheit, ich muss mich wohl aufrichtig entschuldigen, aber vor allem für deinen Onkel der so undeutlich redet", scherzte er.
„Also dann fahren wir mal zu mir und du musst mir unbedingt erzählen, was dich dazu bewegt hat, meinen Bruder anzuheuern, mit mir Kontakt aufzunehmen", plauderte er gut gelaunt darauf los und schien ernsthaft meine verschlüsselte Nachricht, langsamer zu sprechen, verstanden zu haben, ich wiederrum verfluchte John dafür, dass er ihm nichts gesagt hatte.
Er nahm mir meinen Koffer ab und machte einen riesigen Umschwung über Green, dass er ja noch nie einen hübscheren Hund gesehen hatte und dass er einen riesigen Garten habe und sie immer mit seinem eigenen Hund spielen konnte und dass die beiden sich so super verstehen würden, aber auch was John nur für ein nachlässiger Arsch war, dass er ihm nichts von ihr erzählt hatte.
Das „Arsch" verdünnte er jedoch mit einem mit einem breiten Grinsen und einem zwinkern seiner von tiefen Lachfalten gezeichneten Augen. Ich speiste ihn mit ein paar „sicherlich" und Nickern ab und zwang mir ein freundliches Lächeln auf. Alles was ich tun musste, war immer an Kati zu denken und wie sehr sie sich doch über seine Uncoolen Reden aufregen würde, was mir eine große Hilfe beim Lächeln war.
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The New Beginning
Romance"Und, hast du schon die Liebe deines Lebens gefunden?" In der Hoffnung auf eine schnulzige Liebesgeschichte aus seinem Privatleben sehe ich von meiner Zeitschrift auf und stütze mein Kinn auf meine Hand. Doch seine Antwort soll alles noch komplizie...