Kapitel 2

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Um die Neuankömmlinge, die sicherlich schon bemerkt haben, dass wir Cranks als Wachhunde haben, nicht zu sehr zu verschrecken und in Gefahr zu bringen, nähern wir uns ihnen in ganz gemächlichem Tempo. Wir haben in der Mitte unseres Kellers einen Weg, den man langlaufen kann und der bis zur Tür führt, die direkt raus in die Brandwüste, von der wir umgeben sind, führt und aus der die Gruppe, die jetzt hier ist, gekommen ist. „Bleibt ganz ruhig, bewegt euch nicht, damit die Cranks euch nichts tun können und wartet, bis wir euch den Weg zeigen, damit ihr nicht von den Cranks angegriffen werdet", sagt Jorge und tritt mit der Taschenlampe in der Hand und Brenda direkt hinter ihm ein paar Schritte nach vorne und fängt an, den Weg langzulaufen, auf dem Weg zu den Neuen. Brenda hält mich am Arm fest und bedeutet mir, hier stehenzubleiben, damit ich im Notfall reagieren kann, falls etwas nicht geplantes passieren sollte und die Cranks etwas tun könnten, was uns in Gefahr bringen würde. Ich schnaube, aber dennoch tue ich das, was sie mir gesagt hat. Ich weiß, dass sie diesem Befehl nur von Jorge weiterleitet, Brenda würde nie etwas tun, um mich zu ärgern, wir sind dafür einfach zu gut befreundet und haben schon zu viel durchgemacht. Ich tippe mit meinen Schuh nervös immer wieder auf dem Boden, während ich die Stimmen von Brenda, Jorge und den anderen vernehme. Sie werden nun wohl informiert, wo sie hier gelandet sind und Jorge erzählt ihnen sicherlich, dass er sie alle erst einmal zu einem Verhör mit in sein Zimmer nehmen wird. Das läuft immer so ab, er will wissen, wo sie herkommen und herausfinden, ob sie den Brand haben. Einige haben Glück gehabt und leben nun mit uns anderen zusammen, andere hatten weniger Glück. Ich höre, wie sie immer näher kommen, höre ihr Getuschel und ihre Schritte, das Beißen der Cranks, die ausrasten, da sich auf einmal so viele Menschen um sie herum befinden und schon wenige Sekunden später kann ich die Tür öffnen, um sie alle in die Eingangshalle und raus aus dem stinkigen Keller zu führen. Ich  stöhne auf, während ich laufe und muss die Zähne zusammenbeißen, da an der Stelle, an der der Crank mich gekratzt hat, es ein wenig brennt. Nacher, wenn sich die Lage hier ein bisschen beruhigt hat, werde ich die Wunde einfach säubern, ich werde das schaffen, das ist das geringste Problem. Ich bin nun wirklich aufgeregt, was für eine Geschichte wir gleich zu hören bekommen werden und ob sie potenzielle Kandidaten sind, um neue Mitbewohner zu werden. Das würde wirklich mal ein bisschen Abwechslung bringen, ich habe nicht das Geringste dagegen. Wir sind nun alle bei Jorge im Zimmer angekommen, unsere anderen Freunde müssen wir noch ein bisschen vertrösten, sie sind natürlich alle total gespannt und es ist wirklich nicht leicht, seine Neugierde im Zaum zu halten, das merke auch ich gerade. Doch ich habe zumindest das Glück, bei der Befragung dabei sein zu dürfen und dann kann ich nacher den anderen alles erzählen, was es neues an Informationen gibt. „Na dann, lass mal hören, wie habt ihr uns gefunden?" Jorge sitzt gerade auf einem Stuhl und er hat sich vor die Gruppe, die aus fünf Jungen und einem Mädchen besteht, positioniert. Sie sehen sich sich alle fragend an, entweder sie sind verunsichert oder sie haben sich schon eine Lügengeschichte ausgedacht und versuchen sich jetzt nur noch zu einigen, wer sie erzählen soll. „Wir sind seit einige Zeit auf der Durchreise. Wir suchen den Rechten Arm. Vor ein paar Stunden sind wir in ein Gewitter geraten und haben hier diese Gebäude gesehen, wir wollten hier Schutz suchen und haben uns auf den Weg hier hergemacht. Im Gewitter sind ein paar unserer Freunde ums Leben gekommen und wir sind nun total erschöpft, da wir pausenlos gerannt sind. Wir wollen niemanden etwas Böses, das müssen Sie uns glauben." Das alles erzählt ein Junge, um die 16 Jahre, der braune Haare hat und Jorge in die Augen sieht, um ihn wohl zu überzeugen, dass er die Wahrheit sagt. Jorge fängt an, zu lachen und Brenda und ich stimmen ein. Auf einer Seite ist das schon lustig. „Mein lieber Junge, ihr seid auf der Suche nach Geistern. Es gibt viele Gerüchte über den Rechten Arm, Legenden, doch das sind sie auch: Legenden. Ihr braucht eure kostbare Zeit nicht zu vergeuden, ich sage euch, lasst es lieber, denn es bringt nichts, rein gar nichts. Ihr könnt nichts finden, was nicht existiert. Nun mal aber noch eine andere Frage: Ihr wisst vom Rechten Arm, also wo kommt ihr her? Das muss etwas bedeuten." Das hat die Gruppe zum Schweigen gebracht, sie sagen gar nichts mehr und sehen sich nur an. Ich denke, dass sie etwas zu verbergen haben, denn sonst würden sie eine Antwort geben, wie sie es ja gerade auch getan haben. Was sie nicht wissen, ist, dass Jorge, wenn man ihn etwas vorenthält, unbedingt wissen will, was es ist und auch kein Mittel scheut, um es herauszufinden. Bei so etwas ist er ziemlich skrupellos. Brenda macht einen Schritt auf die Jungs zu, packt den, der gerade gesprochen hat, am Kragen und zwingt ihn, sich hinzuknien. Ein anderer aus der Gruppe, ein Junge mit dunkelblonden Haaren, braunen Augen und einer Wunde unter dem Auge, sieht mich an, als würde er mich um Hilfe bitten, damit ich das verhindere. Doch ich kann nichts machen, ich würde es nur wagen, einzuschreiten, wenn Jorge etwas moralisch nicht vertretbares tun würde. „Ihr wurdet markiert, hermano. Ihr kommt von Wicked." Oh nein, das hat er nicht wirklich gesagt oder? Brenda und ich werfen uns einen panischen Blick zu. Mit Wicked haben wir gar keine guten Erfahrungen. Wir haben mal bei ihnen gelebt, zusammen mit Brendas Bruder George. Doch es ist nicht so gut für uns gelaufen und wir können von Glück sprechen, dass wir hier sind und nicht bei ihnen. Das bedeutet allerdings auch, dass diese Gruppe die Labyrinthexperimente erfolgreich abgeschlossen hat. Wieso sind sie dann aber hier?

The Desert Cranks [The Scorch Trials/ Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt