Kapitel 22

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Ein Stechen in meinem Arm lässt mich aufwachen. Der Stich ist genau gewählt, sodass er meine Ader trifft und ich spüre, wie Blut in meinen Körper kommt. An meinem anderen Arm spüre ich, wie ebenfalls eingestochen wird und das Blut da allerdings aus mir hinausläuft. Was soll das? Warum bekomme ich mein Blut abgenommen und gleichzeitig auch welches dazu? Was soll das bringen? Ich kann momentan nicht wirklich nachdenken, da mir mal wieder total schwindelig ist. Ich spüre, wie der Brand in meinem Kopf wütet, er sich ständig weiter ausbreitet und in meinem Kopf seine Bahnen zieht, indem er sich von einigen Stellen an andere bewegt, ich merke, wie sich die Synapsen verbinden und somit der Brand immer weiter vordringt. Ich erinnere mich noch vage daran, was mit Newt passiert ist. Ich kann zwar nicht wirklich realisieren, was nun ist und ich kann auch nicht wirklich nachdenken, da mir mein Kopf da einen Strich durch die Rechnung zieht, doch all die Erinnerungen sind sehr präsent. Ich erinnere mich an den Schmerz, es ist, wie wenn ich mit ihm Schluss gemacht hätte, obwohl ich noch nicht einmal mit ihm zusammen war. All der Schmerz, den ich schon die ganze Zeit habe, wird nun noch verstärkt, da ich es wirklich realisiere. Er will etwas von mir, er hat Gefühle für mich, eigentlich genau das, was ich mir schon die ganze Zeit wünsche, aber ich kann es nicht erwidern, da es zu gefährlich ist. Ich liebe ihn, doch kann ihm das nicht sagen und er denkt jetzt, dass ich ihn hasse und nichts mit ihm zu tun haben will, da ich wohl von seinen Gefühlen mir gegenüber abgeneigt ist, dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Ich liebe Newt doch so! Es kann doch nicht sein, dass nur, weil ich ihn schützen wollte, nun leiden muss wie ein Hund. Und er dazu auch noch. Wir beide lieben uns, doch dürfen nicht zusammen sein und meine Liebe des Lebens darf noch nicht einmal wissen, dass ich ihn mag. Ich fühle mich, wie wenn ich gerade dabei bin, zu sterben. Mein Herz hat sich schmerzhaft verkrampft und zusammengezogen und das haben alle Muskeln in meinem Körper auch. Ich würde mir wünschen, dass ich nichts spüren würde, doch ich spüre den Schmerz meines gebrochenen und leidenden Herzens. Mein Verstand hasst mich dafür, dass ich nicht einfach den Abstand zwischen uns überbrückt habe und ihn geküsst habe. Ich wünsche mir momentan nichts sehnlicher, als seine Lippen auf meinen zu spüren und ihm sagen zu können, dass ich ihn liebe! Eine Träne kullert mir die Wange hinunter, dutzende weitere haben sich schon in meinen Augenwinkeln gesammelt und drohen alle wie Sturzbäche meine Wangen hinunterzulaufen. Mir egal, wenn ich dann für jeden, dem ich begegne, wie eine Heulsuse erscheine, ich kann nunmal nichts dafür, dass ich mich grausam fühle und nichts helfen kann, damit es besser wird. Ich weiß nicht, wie ich Newt in Zukunft in seine perfekten braunen Augen sehen soll, ohne immer wieder innerlich zu sterben. Selbst, wenn ich bald komplett durchdrehe, will ich mich an einen tollen Moment klammern können, um meine Anfälle wenigstens ein bisschen in den Griff zu bekommen. Seine Hand in meiner ist wahrscheinlich noch das, was meinen Anforderungen am ehesten gerecht wird. Doch damit ist auch nur das Nachfolgende verbunden, was mich so zerstört hat. Knusprige Finger! Aus! Halt die Klappe, Gehirn! Ich hasse dich, Brand! Wie wäre es, wenn ich wieder die Hand von Newt halten würde und dann einen Bissen von seinen Fingern kosten würde? Ihn küssen würde und dann in seine Lippe beißen würde? Sehr fest zubeißen würde? Menschenfleisch schmeckt bestimmt sehr gut und das Fleisch an seiner Lippe ist bestimmt sehr zart ... Ich fange an, zu zittern. Stopp! Diese Gedanken darf ich nicht haben! Ich bin kein Crank! Newt! ... schmeckt lecker ... Tiere ... die mit süßen Ringelschwänzchen Wurzeln ausgraben ... ihre Augen mögen blaue Wolken ... Sie mögen es sehr, diese Wurzeln zu fressen, denn das macht ihre kleinen Geister fröhlich und sie können glücklich mit einem Dauergrinsen um ein Lagerfeuer fliegen und den armen Kindern dabei zusehen, wie sie knusprig im Feuer brutzeln. Was ich denn nur für ein leckeres Stück Fleisch von ihrem Lagerfeuer geben würde! Ich könnte mit Newt zusammen dort sitzen und wir beide hätten mit ihnen einen schönen Abend, ich könnte ihm meine Liebe gestehen und wir wären auf immer und ewig zusammen sein. Wir würden bei den kleinen Tierchen einziehen, sie wären dann unsere besten Freunde und wir müssten uns um gar nichts mehr Sorgen machen. Diese dumme Spritze in meinem Arm! Ich habe auf einmal ein riesiges Verlangen, sie einfach herauszureißen, um herauszufinden, wofür das alles gut ist. Obwohl ich weiß, dass das keine gute Idee ist und ich es eigentlich lassen sollte, spüre ich schon meinen Griff, der sich darauf gelegt hat und meine Faust, die gerade dabei ist, die Spritze herauszuziehen. May, hab dich mal ein bisschen unter Kontrolle! „Lass es, May, bitte! Es ist der einzige Weg, dich zu retten. Ich weiß, dass wir nicht dasselbe füreinander empfinden, doch ich kann dich dennoch nicht sterben lassen. Ich weiß, dass du nichts von mir willst. Mir ist aber egal, was du denkst, ich bin immer für dich da und werde dafür sorgen, dass du überlebst. Das ist das einzig Wichtige für mich!" Wer sagt das jetzt schon wieder? Das ist doch der Junge mit den knusprigen Fingern und von dem ich denke, dass er eine leckere Lippe hat, die ich unbedingt mal kosten will oder? Newt! Meine große Liebe! Wie kann ich ihn denn nur so vergessen? Ich will das nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Ich fange an, Newt als Essen anzusehen und ich weiß, dass egal, was er auch versucht, es nicht helfen wird. Ich versuche, positiv zu denken, da es Brenda ja auch angeschlagen hat. Die einzige Bedingung ist ja schließlich, dass der Blutspender immun ist. Und das sind ja sowohl Thomas als auch Newt. Also warum funktioniert es bei mir nicht sondern wird nur noch schlimmer?

The Desert Cranks [The Scorch Trials/ Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt