Kapitel 19

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Die sengende Hitze steigt mir beinahe zum Kopf und ich habe allmählich das Gefühl, dass ich in meinem eigenen Schweiß stehe. Nette Kopfschmerzen haben sich auch noch dazugesellt und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, finde ich weder Schlaf, noch bin ich richtig wach. Ich bin in so einer Art Zwischending, das aus beiden das Schlechteste herausholt. Nach einer gewissen Weile langweilt es einen ziemlich, wenn man nur an die Decke eines Zeltes starrt und von draußen viele Stimmen hört, man sich allerdings nicht zu ihnen begeben kann. Bei mir passiert es so, dass ich, als ich mich zu sehr langweile, anfange, nachzudenken. Dann kommen die Erinnerungen wieder und dieses mal ist es so, dass ich alles klar sehe und nicht durch meine Crankaugen wie vorhin. Klar, mir geht es noch immer noch nicht so gut, dass ich sagen kann, es ist alles wieder super, doch der Schwindel hält sich einigermaßen in Grenzen und auch die verrückten Gedanken kehren nur noch ganz selten zurück, sodass ich sie eigentlich beherrschen kann. Sie wissen nun alle, dass ich ein Crank bin? Sie wollen mich töten, da es laut ihnen der einzige Ausweg ist? Steht es wirklich so schlimm um mich? Diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube, denn ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht auch nur das geringste bisschen Hoffnung haben würde, dass der Rechte Arm mir helfen könnte, damit ich etwas gegen den Brand tun kann. Und Brenda wird es dann auch so gehen! Wo ist sie? Wo ist Newt? Oh Gott, wenn ich jetzt daran denke, wie ich mich verhalten habe, was er aber dennoch für mich getan hat, bekomme ich auf der einen Seite ein solch schlechtes Gewissen, dass ich am liebsten im Erdboden versinken will, auf der anderen Seite bin ich aber auch total zufrieden, da er sich so für mich eingesetzt hat. Er hat gesagt, dass er für mich da ist und dass sie erst an ihm vorbeimüssen, wenn sie mich umbringen wollen. Ich liebe ihn so sehr! Ich glaube wirklich, dass ich ihm auch sehr viel bedeute und ich weiß ehrlich nicht, ob es nicht besser wäre, wenn es nicht so wäre. Dann könnte ich wenigstens sagen, dass er nichts von mir will und ich müsste nicht die ganze Zeit daran denken, was denn wäre, wenn ich den Brand auf wundersame Weise loswerden könnte. Denn ich will mit ihm zusammen sein und ständig bei ihm zu sein, ihn nur ansehen zu können mit dem Gedanken, dass da nie mehr als Freundschaft sein kann, ist das schlimmste, was man eigentlich auch nur aushalten könnte. Soll ich ihn bitten, mich zu hassen, damit es einfacher wird? Doch dann spiele ich uns beiden doch nur etwas vor, er kann das sicherlich nicht, genauso wenig wie ich so tun könnte, als wenn ich ihn hassen würde. Wie grausam muss es denn für ihn sein? Bestimmt leidet er auch so wie ich. Das Schicksal ist wirklich ein mieser Verräter. Doch ich kann es nicht riskieren, mit ihm zusammenzusein, denn ich bin eine tickende Zeitbombe und bin ein Monster, kann ein Monster sein und das von jeder Sekunde auf die andere ohne, dass ich es kontrollieren kann. Ich kann so viel zerstören, ich kann seine Psyche zerstören, ihm Schmerzen zufügen und damit kann ich nicht leben. Ich liebe ihn dafür einfach zu sehr. Er muss schon als mein bester Freund zusehen, wie ich sehr bald das Zeitliche segne, dann muss er das nicht auch noch als mein fester Freund durchmachen. Wenn ich doch nur einschlafen könnte, dann könnte ich mir die Beziehung, die ich mir wünsche, wenigstens ausmalen. Doch nein, natürlich geht das auch nicht, wäre ja auch zu einfach gewesen. „May?", höre ich eine Stimme aus ein paar Metern Entfernung, ich denke vom Eingang dieses 'Zeltes'. Ich kann die Stimme als die von Newt ausmachen und bekomme automatisch einen höheren Puls, ein Grinsen auf dem Gesicht und muss einfach nur noch daran denken, wie perfekt der Moment doch immer wird, wenn ich ihn mit ihm verbringe. Er ist genau der, den ich jetzt brauche, damit er mich mal von all dem hier ein bisschen ablenkt. Sicherlich kann er mir ein paar nützliche Informationen sagen, die ich sonst nur schwer erfahren würde. Und dann hoffe ich, dass ich ihn heimlich wieder ein bisschen anschmachten kann und meinen Tagträumen freien Lauf lassen kann. Das wäre wirklich wundervoll. „Ich bin hier", antworte ich und versuche, nicht schon jetzt zu viel Enthusiasmus in meinen Tonfall zu legen, sonst denkt er sicherlich, mein Crankanfall wäre noch immer nicht zu Ende. Ich schließe die Augen, um so tun zu können, als hätte ich die ganze Zeit über geschlafen. „Wie fühlst du dich?", fragt Newt, als er sich einen kleinen Hocker schnappt und sich neben mich setzt. Ich, die wie ein Brett auf ihrer Liege liegt, richtet sich intuitiv auf, um ihm zu demonstrieren, dass es mir hervorragend geht. „Jetzt geht es mir gut. Es tut mir wirklich so leid, so wie ich mich verhalten habe. Ich kann mich auch nicht mehr an alles erinnern und wenn ich etwas gesagt habe, was dich verletzt hat, dann tut es mir aufrichtig leid. Ich war nicht bei mir und ..." Newt stopt meinen Redefluss abrupt, indem er mir seinen Zeigefinger auf die Lippen legt. Ich bekomme natürlich sofort wieder einen hochroten Kopf und einen halben Herzkasper. „Du hast gehört, was ich gesagt habe, als sie dich erschießen wollten?" Er hält seinen Zeigefinger noch immer an Ort und Stelle, sodass mir gar nichts anderes übrig bleibt, außer stumm zu nicken und innerlich auszuflippen, da er das wirklich gesagt hat. „Gut, denn ich meine es auch so. May, wie du sicherlich weißt, bedeutest du mir sehr viel und ich werde wirklich alles daran setzen, um dich zu retten. Thomas und ich haben mit der Ärztin, ihr Name ist Mary, gesprochen und sie hat eine Idee, dass Brenda und du eine Blutransfusion bekommt, sie von Thomas und du von mir, da wir immun sind und es funktionieren kann, dass wir euch beide somit retten. Bitte, May, du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, du musst für mich kämpfen. Wir haben das Glück, dass wir immun gegen den Brand sind, sonst würde das nämlich nicht funktionieren. Du kannst mir später danken, dass ich immun bin", lacht er, um die Stimmung etwas aufzulockern und bohrt mir anschließend seinen Ellbogen leicht in die Rippen, um noch einmal zu verdeutlichen, dass es ein Scherz war. Ich weiß das natürlich, doch ich finde es so süß und aufmerksam von ihm, dass er alle versucht, damit ich glücklich bin, lachen kann und er mir meine Sorgen nehmen kann. Wenn man ehrlich ist, Newt ist wirklich der perfekte Freund. Süßer, netter, humorvoller, hilfsbereiter und gutaussehender als er kann man nicht sein und ich die graue, kleine Maus, May, habe wirklich das Glück, ihn zu kennen und meinen besten Freund nennen zu können. Nicht, dass ich so viele Freunde hätte, doch selbst wenn dies der Fall wäre, wäre er trotzdem der beste von allen.

The Desert Cranks [The Scorch Trials/ Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt