Kapitel 8

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Ein paar Nächte später liegen wir wieder im Sand und sind kurz davor, aufzustehen. Wir haben uns vor kurzem dazu entschieden, dass es viel effektiver sein würde, wenn wir am Tag versuchen zu schlafen, bis noch kurz in die Nacht hinein und dann die Dunkelheit nutzen, um schneller voranzukommen. Es ist nicht so heiß und auch nicht so anstrengend, wir müssen nicht so viel Wasser verbrauchen und allgemein sind wir alle nachts viel besser gelaunt, es ist die beste Idee, die wir eigentlich haben konnten. Ich frage mich, warum uns das denn nicht schon viel früher eingefallen ist. Ich liege gerade noch im Sand und denke über alles Mögliche nach, ich denke daran, was Newt wohl gerade macht, bestimmt schläft er und wenn nicht farge ich mich, an was er denkt. Ob er auch an mich denkt? Ich habe in den letzten Tagen versucht, mit ihm zu reden ihn ein bisschen besser kennenzulernen, denn er ist wirklich symphatisch. Auf mich wirkt er wirklich vertrauenswürdig und ich habe das Gefühl, dass er wirklich anders als andere Jungs sind. Ich kenne zwar auch nicht so viele Jungs, doch wenn ich bei ihm bin, werde ich immer glücklicher, denn er kann mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern und dafür sorgen, dass ich nicht alles gleich als negativ ansehe, das brauche ich manchmal wirklich. Ich weiß auch nicht, warum ich mir noch so viele Gedanken über meine Wunde mache, denn sie macht mir eigentlich keinerlei Probleme mehr, seit dem Schwindelanfall, bei dem ich ohnmächtig geworden bin, habe ich kein Problem mehr gehabt. Ich fühle mich fit, als wenn sie etwas gewesen wäre. Das einzige, das mir dann immer Unbehagen bereitet ist, dass die Wund einfach nicht verheilt, ich denke sogar, dass sie schlimmer geworden ist, doch Newt redet mir das immer aus. Er sagt, dass ich doch merke, dass es mir gut geht und dass auch alles in Ordnung wäre, ich mir gar keine Sorgen zu machen bräuchte, denn es würde einfach nur ein bisschen länger dauern, bis die Wunde verheilen würde, was kein Grund zur Beeunruhigung ist. Ich glaube, wenn er nicht für mich da wäre, hätte ich mir schon alles Mögliche ausgedacht und mir Panik gemacht, was das sein könnte.

Ich höre auf einmal in der Nähe ein Grunzen, das ein bisschen klingt, wie wenn es von einem Schwein stammen könnte. Woher ich noch weiß, wie ein Schwein sich anhört, weiß ich nicht, ich kann mich nur noch vage daran erinnern, dass ich mit meiner Mutter wohl einmal auf einem Bauernhof gewesen bin und es dort wohl Schweine gab. Seltsam, dass ich mich da noch dran erinnere. Es kann aber auch das Geschnarche von einer der anderen sein, das hier so komisch ist. Doch als es nicht aufhört, wird mir mulmig zu Mute. Etwas stimmt hier nicht, ich habe das Gefühl, dass wir hier nicht alleine sind. Ich muss irgendwen wecken, irgendjemanden, der mich auch ernst nimmt und mit mir redet. Newt. Meine Wahl ist unbewusst gleich auf ihn gefallen, ohne, dass ich lange nachdenken muss. Er wird mich sicherlich verstehen. „Hey Newt, hörst du das auch?", flüstere ich, während ich ihn sanft an der Schulter rüttele. Ich höre erst ein Grummeln von ihm, wohl will er, dass ich ihn schlafen lasse, doch dann, als er bemerkt, dass ich es bin, ist er auf einmal hellwach. „Was ist denn auf einmal los, May?", fragt er, während er sich die Augen reibt. Ich kann kaum noch etwas erkennen, da die Sonne schon untergegangen ist und nur ein paar der Lichter ihre Taschenlampe angelassen haben. Er fokussiert seine braunen Augen auf mich, bevor ich sehe, dass er anfängt, sich zu konzentrieren. „Stimmt, du hast recht, da ist irgedendetwas. Komm, lass uns nachsehen." Er steht auf, greift nach seiner Taschenlampe und reicht mir dann die Hand, um auch mir aufzuhelfen. Als ich sie ergreife, sie ist angenehm warm, fängt es in meinem Bauch für etwa eine Sekunde an, ein wenig zu kribbeln. Ich weiß nicht, was das ist und versuche es erst einmal zu ignorieren. Newt hat seine Taschenlampe angeschaltet und läuft ein paar Meter abseits der Gruppe umher, ich folge ihm. Da nun ein bisschen mehr Licht vorhanden ist, kann ich die Konturen seines Gesichts ausmachen, die mich staunen lassen. Er sieht wirklich schön aus. „Ich kann im Moment nichts erkennen, da ist ... Oh Shit, Cranks wir müssen hier weg!" Ich sehe, wie ein paar Cranks auf ihn zugerannt kommen und auch in meine Richtung stürmen. Panisch drehe ich mich von den Menschen, die schon eher Zombies gleichen, weg und stürme zu den anderen, damit ich sie aufwecken kann. Wir müssen hier so schnell es geht weg! Auf einmal wird mir wieder ganz schwarz vor Augen und ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Meien Arme rudern panisch und versuchen irgendwo einen Halt zu finden, doch das schaffe ich nicht. Was ist denn nur mit mir los? Ich werde zu Boden gerissen. Ich bekomme wie durch einen Nebel mit, wie sich fauliger Gestank in meine Richtung bewegt und ich die Umrisse eines Cranks sehe. Ich kralle meine Finger im Sand fest und trete hilflos um mich, doch ich kann dem Crank nicht entkommen. Es werden mehr, die Cranks scheinen nun alle auf mich zuzulaufen. Ich will schreien, doch der Schrei bleibt mir im Hals stecken. Mir ist dafür viel zu schwindelig. Ich darf nicht ohnmächtig werden! Das wäre mein Ende, sie würden mich töten, essen und mit mir spielen während ich beim Zerlegen nur wünschen würde, dass es alles ein Ende hat. So kann mein kurzes Leben doch nicht zu Ende gehen. Doch ich sehe gerade nichts, was mein Schicksal verändern könnte. Wenigstens ohnmächtig will ich dann werden, damit ich nicht miterleben muss, wie ich in Stücke gerissen werde. Ich will für Brenda beten, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden und dass es ihr gut geht. Und ich würde an Newts Gesicht denken, seine braunen Augen. Das würde wenigstens schön sein.

The Desert Cranks [The Scorch Trials/ Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt