Prolog

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Mein Name ist Daniela, bevorzuge aber Dani. Schon als ich klein war, wollte ich frei sein und mich von Regeln unabhängig machen. Als Piratin auf hoher See umhersegeln, Schätze enddecken, Schwertkämpfe zu vollziehen - das war mein Traum. Ich wollte Männern zeigen, dass selbst Frauen kämpfen konnten. Meine Eltern waren ärmliche Leute. Mein Vater war ein einfacher Schneider und bekam uns kaum um die Runden. Ein Grund mehr, Pirat zu werden. Somit konnte ich meinen Eltern helfen. Sie hielten es allerdings für Schwachsinn und wollten mich von dieser Idee abbringen. Doch ich hatte es mir in den Kopf gesetzt. Ich wollte Pirat werden.

Mit 18 Jahren suchte ich die Wirtshäuser auf, um Kapitäne von mich zu überzeugen, die Crewmitglieder brauchten. Doch sie musterten mich nur und lachten mich aus.

" Verschwinde wieder, Kleine. So eine wie dich brauchen wir nicht!".

Sowas musste ich mir immer und immer wieder anhören. Es wurde mir bald zu viel. Doch mich hinter einer Fassade zu verstecken und als Mann aufzutreten, wollte ich ebenfalls nicht. Ich hatte schließlich noch meinen Stolz. Also probierte ich es immer wieder, bis mich jemand tatsächlich aufnahm in seine Crew. Und dieser Mann war ziemlich bekannt unter den Piraten.

Als meine Eltern nicht aufpassten, schlich ich mich aus dem Haus. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, erstmal nicht wieder zurückzukehren. Ein Gefühl sagte mir, dass es heute endlich soweit seien würde. Diesmal suchte ich ein verstecktes Wirtshaus auf, was die meisten Leute mieden. Es wimmelte dort drin von Piraten, weshalb dieses Wirtshaus meine Notlösung gewesen ist. Mit einem scharfen Blick schaute ich mich um und erkannte einen Mann mit einem großen Hut. Seine Haare waren fast schulterlang und er trug einen dunklen, langen Mantel. Auf seiner Schulter saß ein Affe, der ebenfalls wie ein Pirat angezogen war. Dieser zupfte etwas an dem Bart des Piraten. Captain Hector Barbossa.

Dieser Mann ist gerade meine letzte Chance. Mit selbstbewussten Schritten ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn an die Bar. Zuerst würdigte er mich keines Blickes, nur der Affe fauchte wild und kletterte auf die andere Schulter von Barbossa. Der Barmann kam auf mich zu und ich bestellte einen Krug Rum. Das schien die Aufmerksamkeit von Barbossa zu wecken, da der sich zu mir drehte und mich mit einem interessierten Blick anstarrte. Auf seinen Lippen zeichnete sich ein kleines Lächeln, als ich ihn etwas ängstlich anschaute. Sein Blick machte mich nur etwas nervös.

" Hab ich eben richtig gehört? So eine wie du trinkt einen ganzen Krug Rum?".

" Warum denn nicht? Lasst uns Frauen doch auch mal den Spaß ".

Langsam wurde ich etwas entspannter und hatte wieder meine große Klappe. Barbossa grinste und entblößte dabei seine einzelnen, vergoldeten Zähne. Er ließ den Blick nicht von mir ab und nippte an seinem Krug. Der Affe scheint sich nun wohler zu fühlen in meiner Nähe, da der Captain mich anscheinend leiden konnte. Er machte komische Affengeräusche und sprang schließlich auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen und behielt den Affen genau im Auge. Barbossa schien diese Show zu gefallen, denn er grinste frech und stützte sich mit seinen Armen auf die Theke ab. 'Vielleicht war das Ganze auch nur ein Test', dachte ich mir und streckte einen Finger nach dem Kleinen aus. Er bewegte seinen Kopf aufgeregt hin und her und kreischte dabei etwas. Als er meinen Finger entdeckte, schnappte er danach. Erschrocken zog ich ihn zurück und ernte dabei ein fieses Lachen von Barbossa. 'Mist, er denkt jetzt sicherlich, ich wäre eine Memme'.

" Mach dir nichts draus, Kleine. Jack mag niemanden ".

Der Affe sprang zurück auf Barbossas Schulter und knabberte an einer Nuss, die ihm der Captain reichte. Jack, benannt nach Captain Jack Sparrow. Ich kannte die komplette Geschichte der beiden Erzfeinde. Dabei war ich mir gar nicht sicher, ob sie sich wirklich hassten. Wer würde sein Haustier denn schon nach seinem Erzfeind benennen?

" Was willst du eigentlich hier? Du bist doch bestimmt nicht ohne Grund in ein Wirtshaus gekommen, welches die ganzen Leute aus der Stadt meiden ".

Barbossa holte mich aus meinen Gedanken. Kurz nippte ich an meinem Rum, bevor ich selbstbewusst antwortete.

" Ich will Piratin werden ".

Eigentlich hatte ich gedacht, dass mein Gegenüber mich jetzt auslachen würde sowie die ganzen anderen Piraten vor ihm. Doch er blieb ruhig und verzog keine Miene. Als er nichts sagte, fuhr ich einfach fort.

" Ich möchte allen Männern beweisen, dass Frauen auch frei sein können, dass wir anpacken können und dass wir das Meer lieben. Ich möchte kämpfen, Schätze erobern und später allen Leuten mit voller Stolz erzählen, was ich erlebt habe ".

" Du hast ziemliche Vorstellungen, Kleine. Und du möchtest Piratin werden, um all das zu erleben?".

" Nicht nur ... ".

Es war fast ein Flüstern, doch Barbossa schaute mich mit ernster Miene an. Ich hatte meinen Blick gesenkt. Meine Eltern würden am Anfang enttäuscht von mir sein, aber ich werde mit Säcken voller Goldstücke wiederkommen und ihnen das Leben geben, was sie sich schon immer gewünscht haben. Das ist mein eigentliches Ziel. Und dafür muss ich Piratin werden.

" Ich werde meinen Eltern helfen und ihnen zeigen, dass ich nicht nur eine arme Schneiderstocher bin. Und dafür muss ich über die Meere segeln und Schätze finden ".

" Und du bist jetzt hier, um bei einer Crew einzusteigen, Aye?".

Ich nickte und sah dem Captain fest in die Augen. Er schien nachdenklich, musterte mich dabei abwesend. Ich durfte jetzt nicht zurückschrecken. Das wäre meine Chance, auf ein Schiff zu kommen. Er dachte lange nach, nippte immer an seinem Krug, während ich mir langsam fehl am Platz vorkam. Dieses Schweigen zwischen uns machte mich nervös. Irgendwann erhob er sich und schaute mich von oben herab an.

" Weißt du, Kleine. Das Leben als Pirat ist nicht so rosig, wie du es dir vorstellst. Jeden Tag lauern Gefahren auf dich, die du eigenständig bewältigen musst. Du stehst unter dem Kommando deines Captain und musst gehorchen. Glaub ja nicht, dass dieser dich beschützen wird. Jeder ist sich selbst der Nächste und für sich verantwortlich. Kennst du den Kodex? Jeder Mann, der zurückbleibt, wird zurückgelassen. Und bei dir wird keine Ausnahme gemacht, Kleine ".

" Dessen ist mir bewusst und ich stelle mich auf keine Vorteile bei der Crew ein, Barbossa. Gerade deswegen möchte ich in eine Crew, damit ihr Männer endlich zu Verstehen wisst, dass wir Frauen keine extra Hilfe benötigen ".

Ich war ebenfalls aufgestanden und stand Hector Barbossa gegenüber. Er hatte seine Augenbrauen gehoben, als ich mein Kommentar dazu abgeliefert habe. Ich weiß nicht, aber er schien überrascht über meine Einstellung. Würde er mich jetzt in die Crew aufnehmen?

" Komm mal mit, Kleine ".

Verwirrt folgte ich ihm aus dem Wirtshaus, runter zum Hafen. Ich blieb hinter Barbossa, achtete dabei auf seine Handbewegungen. Das er mich in den Hinterhalt führen würde, hielt ich eigentlich für ungewiss. Aber man konnte schließlich nie wissen. Er blieb vor einem großen Schiff stehen, welches durch die Wellen leicht schaukelte. Dieses Schiff war wirklich groß im Gegensatz zu den anderen, die ich schon gesehen habe.

" Bei einem Sturm kann es an Deck ziemlich gefährlich werden. Es könnte dich dein Leben kosten. Und das willst du aufs Spiel setzten, nur um deinen Eltern zu helfen?".

" Ich bin mir den Gefahren, die auf mich zukommen, bewusst und Ihr habt ganz recht. Ich würde für meine Eltern alles tun, nur damit es ihnen gut geht ".

" Du bist ziemlich entschlossen, Kleine. Also gut, ich werde dich mitnehmen. Aber glaub ja nicht, dass du einen Tag lang schlapp machen wirst. Mein Schiff ist kein Frauenzimmer ".

" Aye, Captain Barbossa ".

Ich hatte es geschafft. Und dann auch noch bei einem Piratenfürsten. Endlich konnte ich der Welt beweisen, dass Frauen Piraten sein können und das Meer genauso lieben.


Riches and Love - Fluch der KaribikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt