Chapter 25

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Dani's POV

Ich hatte mich in das Königshaus reingeschlichen und irrte durch die viel zu langen Gänge hindurch. Noch ist niemand an mir vorbeigekommen. Das Kleid erschwerte mir ein wenig das Gehen. Ich war es einfach nicht gewohnt. Als ich Stimmen hörte und Schritte, nahm ich die nächstbeste Tür und flitzte in den Raum. Zu meinem Glück befand sich niemand hier drin. Es war eine große Bibliothek. Die Regale waren in einem dunklen Braun gehalten. Vielleicht gibt es hier ein Buch, was Antworten auf meine Fragen hat. Aber viel würde mir das nicht bringen. Immerhin konnte ich kein Französisch.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet und ein junger Mann kam hinein. Er war adlig gekleidet und hatte blonde, lockige Haare. Er wirkte erschrocken und ich konnte versichern, dass ich es in diesem Moment auch war.

" Darf ich Sie fragen, was Sie hier machen?".

" Ehm .. also .. tut mir aufrichtig leid. I-ich muss mich in der Tür geirrt haben ".

" Ich merke, Sie kommen nicht von hier, Miss ".

" Nein .. ehm ich bin Prinzessin Delia und bin aus Port Royal angereist für den Ball ".

" Der Ball beginnt doch erst nach Sonnenuntergang. Und ich darf die Prinzessinnen gar nicht sehen, zumindest noch nicht ".

Dann war er also der Prinz. Ich wusste nicht einmal seinen Namen. Mist, wie sollte ich jetzt aus dieser Nummer rauskommen. Wenn ich rausgeschmissen werde, dann findet Jack niemals den Kelch. Er wird mich hassen.

" Verzeiht bitte, eure Hoheit ".

" Sie gefallen mir. Warum kommen Sie nicht mit in mein Gemach? Ich lade Sie zu einer Tasse Tee ein ".

" Sehr gerne ".

Soweit so gut. Er findet gefallen an mir. Jetzt muss ich ihn nur noch etwas mehr um den Finger wickeln und dann nach der Karte fragen. Aber wie soll ich das Thema nur anschneiden? Es muss schließlich eine Hintergrundgeschichte geben. Er führte mich die Treppe hinauf und durch einen langen Flur, bis seine Türen von zwei Dienern geöffnet wurde. Sie schauten uns nicht direkt an. Als ich eintrat, wurde die Tür geschlossen und ich fühlte mich leicht unwohl in meiner Haut. Ich war keine richtige Prinzessin. Und dieses Getue konnte ich nicht mehr lange standhalten.

" Der Tee ist noch warm. Kommen Sie. Ich schenke Ihnen etwas ein ".

" Danke, eure Hoheit ".

Ich machte einen Knicks, bevor ich mich setzte. Das Zimmer war so groß wie die Black Pearl selbst. Zumindest kam es mir so vor. Was wollte er denn mit diesem ganzen Schnick Schnack? Es gab so viele Dinge, dich ich bei Königshäusern niemals verstehen werde. Mein Vater sagte immer - das sind die Leute, die das meiste Gold mit sich führen. Und jetzt saß ich dem französischen Prinzen gegenüber. Wenn meine Mutter mich jetzt so sehen könnte.

" Sind Sie alleine hergekommen?".

" Nein, nein. Jack hat .. also mein Diener Jack hat mich begleitet".

" Interessant. Wenn ich mir erlauben dürfte, Sie sehen bildhübsch aus ".

" D-dankeschön, eure Hoheit ".

Er lächelte zaghaft und faltete seine Hände. Ich hatte meine auf den Schoß abgelegt. Wir schwiegen eine Weile. Diese Ruhe machte mich nervös. Am Liebsten würde ich einfach rauslaufen. Der Prinz stand auf und ging durch sein Gemach. Ich beobachtete ihn scharf mit meinen Augen, als er mir den Rücken zudrehte.

" Ich freue mich schon, wenn ich heut Abend mit Ihnen tanzen darf ".

" Die Freude ist ganz meinerseits ".

" Gibt es irgendwas, was Sie mich fragen möchten? Denn ich fürchte, dass Sie gleich das Königshaus verlassen müssen. Mein Vater darf hiervon nichts erfahren ".

" Ja .. da gibt es etwas ".

Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und versuchte eine gemütliche Sitzposition zu finden. Der Prinz kam auf mich zu und setzte sich mir wieder gegenüber. Seine Augen studierten mein Gesicht. Okay, jetzt darf ich keine Dummheiten machen.

" Wissen Sie, ich habe mich viel mit der Geschichte Frankreichs befasst und ... da gibt es etwas, was mich interessiert ".

" Ich bin ganz Ohr, Miss Delia ".

" Nun ja ... Es geht um die Karte, die Kaiser Napoléon benutzt hat. Die Karte ist wohl ziemlich schwer zu entziffern für Piraten ".

" Das liegt daran, dass die Piraten dumm sind. Sie schauen nur auf die Inseln, aber nie auf den untenstehenden Spruch. Reichtum und Liebe. Wählt weise ".

" Was hat dieser Spruch auf sich?".

" Es gibt einen Kelch des Reichtums. Wenn jemand das Gold haben will, muss er etwas zurückgeben. Das, was er am Meisten liebt. Es können Gegenstände oder Menschen sein. Der Kelch verlangt seinen Preis, um in Besitz genommen zu werden. Niemanden ist die Gefahr dabei bewusst ".

" Und wie kommt man dorthin?".

" Das sage ich Ihnen nur, wenn Sie mit mir den ersten Tanz vollziehen auf dem Ball ".

" Na schön, eure Hoheit ".

Ich machte einen letzten Knicks, bevor ich sein Gemach verließ und mir einen Weg nach draußen bahnte. Fast hätte ich ihn gehabt. Wenigstens stand ich nicht komplett leer da. Etwas Angst machte es mir allerdings schon. Der Kelch verlangt seinen Preis. Die Liebe. Nur mal angenommen, Jack würde mich lieben und sich für den Kelch entscheiden - würde ich dann sterben?


Ich verließ das Grundstück und suchte Jack auf. Er trieb sich mit Sicherheit in den Wirtshäusern herum. Die Blicke der Leute verfolgten mich, als ich durch die dunklen Gassen Frankreichs lief. Viele bereits Besoffene saßen auf dem Boden und sangen. Es gab auch arme Leute, die nach Geld bettelten. Ich ignorierte sie - hatte mein Ziel genau vor Augen. Allerdings wurde ich kurz vor dem ersten Wirtshaus von hinten gepackt und in eine dunkle Ecke gezogen. Eine dreckige Hand legte sich auf meinen Mund, sodass meine Schreie dumpf herauskamen. Freches Gelächter war hinter mir zu hören. Grob wurde ich gegen die Wand gepresst, zwei Augen starrten mich hungernd an.

" Na, wen haben wir denn da?".

" Greg, das ist eine Prinzessin!".

" Eine Prinzessin bist du also .. ".

Ich erkannte eine zweite, männliche Person hinter Greg. Er musterte mich und grinste dabei frech. Wimmernd windete ich mich unter Gregs Griff, seine Hand lag immer noch auf meinem Mund. Niemand konnte mich hören. Ich war völlig hilflos. Kein Waffengürtel war um meine Hüfte. Greg näherte sich mir, der Gestank von Ruhm stieg mir in die Nase. Es war noch schlimmer als bei Jack. Dieser ekelige Typ war kurz davor, mir seine Zunge in den Hals zu stecken. Ich riss mich zusammen und biss auf seine Finger. Mit einem Aufschrei ließ er sofort ab und hielt seine schmerzende Hand. Ich nutzte die Chance und schrie nach Hilfe. Greg hatte andere Probleme, als mich festzuhalten. Doch sein Kumpel hielt mich bei meinem Fluchtversuch auf und verpasste mir eine Ohrfeige.

" Wag es nicht!".

" Jetzt bekommt sie ihre Abreibung, Josh ".

" Lasst mich!".

Erneut durchfuhr ein stechender Schmerz meine Wange. Tränen stießen mir in die Augen. Die Männer hatten allerdings kein Mitleid und ergötzten sich an ihrem Spaß. Greg wollte sich an meinem Kleid zu schaffen machen, als das Geräusch von Metall und Fleisch zu hören war. Sofort hielt Greg inne und drehte sich mit einem Schlag um. Sein Kumpel stand mit offenem Mund und geweiteten Auge da. Eine Messerspitze lugte durch sein Brustkorb. Vor Schreck schrie ich auf, als er zu Boden fiel. Ich hasste den Anblick von sterbenden Menschen. Hinter Josh kamen Pintel und Ragetti zum Vorschein. Ich lief zweiteres in die Arme und vergrub mein Gesicht in seine Halsbeuge. Pintel schrie Greg an, der sofort die Fliege machte. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf - vor Schock und vor Freude, meine Freunde wiederzusehen.


Riches and Love - Fluch der KaribikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt