Langsam öffnen sich meine Lider. Ein richtig schöner Traum, denke ich mir und strecke mich. "Guten Morgen." ertönt eine raue Stimme neben mir. "Gut geschlafen?" Ich drehe mich ihm zu und sehe einen fettleibigen Henry. "Deine zwölf Kinder warten schon auf dich."
Schreiend wache ich auf. "Anne! Schht!" Meine Mutter berührt sachte meine Schulter. Ihre großen blauen Augen mustern mich sorgenvoll. "Es war ein Traum." flüstert sie.
"Mutter, ist es schon Morgen?" frage ich verwundert und setze mich auf. Durch die verschlossenen Gardinen fällt ein heller Lichtstrahl in mein Zimmer. "Schon fast Mittag. Komm, du musst dich vorbereiten." murmelt sie und zieht mich aus dem Bett. "Eure königliche Majestät." Stella verbeugt sich tief und stellt sich neben meinen Spiegel. "Erst ein Bad." zischt Mutter und Stella nickt. "Sofort." Sie geht in mein Badezimmer und man hört Wasser platschen. "Schon aufgeregt?" fragt Mutter und lächelt mich an. "Ja." erwidere ich knapp und drehe mich zum Badezimmer um. "Ich weiß, es wird sehr komisch für dich.""Mutter. Ich glaube, ich liebe ihn." entweicht es meinem Mund. "Das ist doch gut, Kind." Sie stellt sich vor mich. "Was ist wenn er mich nicht liebt?" frage ich und schaue traurig auf den Boden. "Ich weiß es nicht mein Kind. Ich wünsche meiner einzigen Tochter alles Gute in ihrem Leben." Sie seufzt und zieht mich in eine lange Umarmung. "Das Bad ist fertig." sagt Stella und schaut auf den Boden. "Danke Stella." sage ich ihr und lächele sie an.
Im Wasser denke ich über den Traum nach. Henry wirkte in dem Traum nicht sehr nett. Und zwölf Kinder? Daran glaube ich nicht.
Doch trotz eines Alptraums bin ich sehr aufgeregt. Mein Herz rast und ich denke darüber nach, wie es sein wird in zwei Tagen abzureisen.Nach dem Bad stehe ich wieder vor meinem Spiegel und betrachte mich. "Ich sehe schrecklich aus." lachend schüttele ich den Kopf. "Doch auch wunderschön." ruft Königin Mary Caroline. Ich drehe mich erschrocken zur Tür und mache einen tiefen Knicks. Sie mustert meine nackte Haut und fängt an zu lächeln. "Henry hatte Glück, dass er dich noch bekommen hat. Ich habe gehört, das es viele Verehrer gab." Sie setzt sich auf einen Stuhl. "Oh, davon wusste ich nichts." gestehe ich kleinlaut und drehe mich zum Spiegel. Stella eilt mit einem Hemd zu mir und stülpt es mir über. Eine andere Dienerin trägt mein Kleid auf den Armen. "Du wirst atemberaubend aussehen." verspricht Mutter mir und zieht das Kleid sachte über meinen Kopf. "Passt auf." murmele ich und ziehe das Kleid Sekunden später zurecht. "Es sitzt." Mutter schaut zufrieden auf meinen Körper. Das Kleid fließt endlos lang herunter. Die Königin murmelt zustimmend und kommt zu uns herüber. "Eine wunderschöne baldige Braut." lächelt sie und streichelt meinen Arm. Ich grinse sie aufrichtig an. Dann kommen mehrere Zofen und setzen mich auf einen Stuhl. Sie beschäftigen sich mit meinen Haaren und meinem Gesicht.
Nach einigen Stunden bin ich fertig. Ich habe einen schönen Dutt. Eine kleine Krone ist in meinem Haar befestigt. Ich leuchte und blicke erfreut meiner Selbst entgegen.
"Prinzessin. Es ist soweit." Stella knickst und zieht die Tür auf. Ich schließe meine Augen und atme tief ein und aus. Einige Sekunden stehe ich dort. Mir kommen die Erinnerungen der letzten Tage in den Sinn. Das erste Mal als ich ihn sah, dann der Ausritt. Unsere kurzen Gespräche und die kleinen Diskussionen.
Ich schließe jetzt einen Entschluss. Schluss mit der schwachen Anne! Jetzt kommt die starke Frau aus mir heraus. Dann öffne ich meine Augen wieder und seufze. Ich gehe aus meinem Schlafzimmer. Das war das letzte Mal in meinem eigenen Bett. Langsam schreite ich durch den langen Flur. Dann steige ich langsam die Treppe herunter. "Die Prinzessin." Unten stehen viele Diener. Ein roter Teppich führt hinaus in den Garten. Kirchlich heiraten wir erst in Fensia. Hier ist es eher ein Fest, als eine richtig traditionelle Hochzeit. Die Diener verbeugen sich alle nacheinander. Als ich aus der Tür trete, setzt Musik ein und ich sehe Henry ganz weit vorne. Er steht mit dem Rücken zu mir umgekehrt. Alle Blicke sind auf mich gerichtet. In mir steig die blanke Angst hinauf. Wo ist die starke Frau geblieben? Sie versteckt sich gerade hinter einem Baum, und kommt nicht wieder hervor. Ich verziehe meinen Mund zu einer Grimasse. Ich versuche zu lächeln, doch es funktioniert nicht. Dann gebe ich mir einen Tritt von hinten und gehe langsam auf den Prinzen zu.
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Liebe Prinzessin
Historical FictionPrinzessin Anne lernt ihren zukünftigen Mann kennen. Wird sie ihn lieben, gar akzeptieren? Was geschieht in ihrem Leben? Wird Anne alles meistern? Wird sie in Fensia glücklich? Das Leben einer Prinzessin. ©all copyrights reserved by fruitytherapies ...