Kapitel Zwanzig

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"Eure Hoheit. Ich bin überzeugt davon, dass Ihr Euch sehr stresst. Ihr solltet euch ausruhen und dem Kind passiert nichts. Es ist alles gut. Solange Ihr ruhig bleibt."
Der Arzt verbeugt sich und geht.
Henry ersetzt das Tuch durch ein neues und verliert kein Wort darüber.
Am nächsten Morgen stehe ich vor meinem Spiegel und streiche sachte über mein Bauch.
"Anne?"Mary Caroline tritt ein und kommt auf mich zu. Sie schaut mich lächelnd an und ich starre zurück. "Ja, meine Königin?" In Gedanken bin ich bei Melodie.
"Heute Abend findet der Ball statt, Liebes. Ich wollte fragen was du anziehen möchtest. Es ist ja ein Maskenball." Sie zwinkert und schaut sich einige ausgelegte Kleider an. "Wäre ein goldenes Kleid mit einer dazu passenden Maske nicht entzückend?" schlägt sie vor und dreht sich zu mir um. Ich nicke schnell und folge ihr. Sie zieht ein sehr hübsches Kleid raus. "Ein wenig Dekolltée darf es ja sein, nicht wahr?"

Ich nicke wieder und sie drückt mir das Kleid in die Hand. "Am Besten bereitest du dich langsam vor. Ich lasse dir eine Maske schicken." Dann hält sie kurz inne. "Ich weiß, dass dich das sehr mitnimmt. Ich leide mit dir, Kind. Melodie ist wie meine Tochter und es schmerzt sie so leiden zu sehen. Aber an Georgs Entscheidung kann man nicht rütteln. Er ist sehr stur. Und der Hof würde es nicht akzeptieren." Dann drückt sie meine Hand und lässt mich in dem Raum alleine.

Nachdem ich mich fertig gemacht habe, tritt Henry ein und schaut mich lange an. '"Ist das meine Frau?" fragt er und nimmt meine Hand. "Erratet es doch." sage ich und lasse mich von ihm aus dem Zimmer ziehen. Im Gang bleibt er stehen und dreht sich zu mir um. "Das finde ich nur durch einen Kuss heraus." Dann beugt er sich zu mir herunter und gibt mir einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Er lächelt und nickt leicht. "Das fühlt sich nach meiner bezaubernden Gattin an." Ich muss lachen und wir gehen langsam weiter.

Der Ball ist in vollem Gange. Ein Maskenball in Fensia, so sagt man in meiner Heimat, sei für alle reichen Männer und Frauen eine Einladung für Tanz, Spaß und Wein. Und tatsächlich tanzen hier anmutige Frauen in wunderschönen Roben durch den Saal. 

Henry und ich tanzen auch ganz sanft und langsam zur Musik, doch nach ein paar Minuten vergeht mir die Lust daran. Melodie sitzt da unten fest und ich amüsiere mich hier. Oder versuche es. Das ist nicht richtig. Und da mein Bauch immer noch schmerzt, will ich mich so wenig wie möglich bewegen. 

Ich entschuldige mich bei meinem Gatten und schreite hinaus auf den Balkon. Dort steht nur eine einzelne Person, welche ich nicht wieder erkenne. Das ist mir auch herzlichst egal, da ich einfach nur etwas Luft brauche. Nach ein paar Minuten Stille jagt mir die raue Stimme Schauer über den Rücken. "Die Prinzessin Fensias höchstpersönlich." Er tritt neben mich und prostet mir mit seinem Glas Sekt zu. "Was führt Euch hierher?" Ich antworte nicht. "Ihr müsst nicht antworten. Das passt mir schon." sagt er beleidigt und stützt sich auf dem Geländer ab. Ich seufze. "Was wollt Ihr?" Ich drehe mich zu ihm um und er zuckt die Schultern. "Ein bisschen Plaudern. Ist doch nichts Schlimmes."

Ich schüttele den Kopf und schaue wieder geradeaus. "Ich will nicht Reden."

"Oh." Er hebt die Hände. "Ich beiße nicht. Noch nicht." er zwinkert. "Enrico, bitte geht. Oder nein. Ich gehe." Dann drehe ich mich um und gehe wieder in den stickigen Saal. "Wo warst du, Liebes?" Henry nimmt meine Hand doch ich entziehe sie ihm wieder. "Ich muss kurz allein sein. Bitte." Er nickt und bleibt stehen. "Danke." forme ich mit meinen Lippen und gehe weiter.

Dann führt mich mein Weg einige Treppen hinunter. Im Kerker angekommen, bleibe ich stehen, und schaue um die Ecke. Vor der Tür stehen drei Wachen. Ich atme aus und trete um die Ecke. "Ich..." kaum spreche ich aus, drücken mich zwei Arme gegen die Wand. "Ihr dürft hier nicht runterkommen." schreit einer der Wachen und drückt mich noch enger an die Wand. Sein gesamter Körper liegt auf mir. Er drückt sein Schwert gegen meinen Hals und mit der anderen Hand würgt er mich. Ich keuche vor Schmerzen auf. Es ist wie als würde er meinen Bauch platt drücken. Meine Blickrand wird schwarz. Als ich fast keine Luft mehr bekomme, höre ich Schritte. Merkt er denn nicht, dass ich die Prinzessin bin und er mich so nicht behandeln darf? Die Maske. Die Maske!

"Hey!"

Enricos Stimme dringt durch den dunkeln Gang und meine Augen suchen seine Gestalt, jedoch sehe ich nur noch schwarze Punkte. Er hat seine Maske runtergeworfen und steht mit erhobenem Schwert da. Henry tritt gerade um die Ecke und sein Blick weicht von erschrocken in wütend. Er zieht sein Schwert auch und kommt auf uns zu. "Was wird das hier?" fragt er und schaut besorgt zu mir. "Sie ist runtergekommen und wollte in den Kerker eindringen." Enrico lacht spöttisch auf und kommt näher. "Ihr seid zu dritt dort. Ich glaube kaum, dass die Prinzessin..." Der Griff des Mannes lockert sich. "... versucht hat, gewaltsam in den Kerker einzudringen." Henry schaut Enrico kurz an und befiehlt der Wache etwas. Ich spüre, dass er kurz davor ist den Mann anzugreifen. Doch kurz bevor ich den Rest mitbekomme wird mir schwarz vor Augen.
Am nächsten Morgen erwache ich durch einen stechenden Schmerz. Er fährt von meinem Rücken bis hinunter in meinen Bauch. Ich stöhne und fasse Henry an der Schulter. "H-Henry." stöhnend beuge ich mich vor. Die Schmerzen zerreißen mein Inneres. 

Als es sich anfühlt, als würde jemand in mein Bauch einstechen, schreie ich und fange an zu weinen. Ich schlage die Decke zurück und sehe einen großen Blutfleck. Mein Nachthemd ist voller Blut getränkt und mein Unterleib zieht sich schmerzvoll zusammen. "Anne!" Henry springt auf und ruft ein paar Diener. Ich fasse mir immer wieder an den Bauch und spüre, dass dort etwas nicht stimmt. "Henry, das Baby!" Schreiend ziehe ich mein Hemd hoch und taste meinen Bauch ab. "Es stirbt." keuche ich und blicke auf das Blut. Es wird immer mehr. Es stürmen Diener herein und versuchen zu helfen. Im Augenwinkel sehe ich wie die Königin hereinläuft und entsetzt die Hand vor den Mund hält. Sie fängt an zu schluchzen und... Mein spitzer Schrei erfüllt das ganze Schloss. Es fühlt sich an, als würde ich Blut weinen. Ich sehe überall nur noch Blut. Mein Blick sieht nichts anderes mehr...als Blut.

Nach einer Ewigkeit voller Schmerzen läuft der Arzt herein und setzt sich sofort neben mich. "Einatmen, Ausatmen, Einatmen...". Er wiederholt die Worte immer wieder, ohne etwas zu unternehmen. Ich packe sein Hemd und ziehe daran. Seine Brille verrutscht und er schaut erschrocken in meine blauen Augen. "Das Baby stirbt!" schreie ich und blicke ihn weinend und sauer an. "Retten Sie es. Bitte!"

Er setzt sich zwischen meine gespreizten Beine und bittet nach Wasser und Tüchern. Als diese da sind, zieht er sich Handschuhe an. Henry sitzt neben mir, nimmt meine Hand. Er weint auch, was meinen Schmerz verdoppelt. Ich blicke in seine Augen und mich durchfährt immer wieder der gleiche, schlimme Schmerz. Immer weiter, entfernt sich das Gefühl meines Babys. Es schwindet und ich kann nichts tun. Ich habe nur einen Gedanken: 

Es stirbt!

Und der Blick in Henrys Augen bestätigt es. Meine Tränen werden immer mehr und fließen weiter über meine Wangen. Mein Bauch ist ein eisiger Ball. Dort ist keine Wärme mehr, nichts was sich anfühlt wie mein Baby. Mich durchfahren immer wieder Schluchzer und Zuckungen. Die Königin hält sich an der Wand fest und beobachtet das Geschehen. Meine Augen rollen sich immer wieder nach hinten. Stöhnend greife ich in die Laken. Ich fühle meinen Körper nicht mehr, nur den heftigen Schmerz.

Dann durchfährt mich der letzte Schmerz, welcher durch meinen Kopf, mein Herz und mein Bauch fährt. In meinem Kopf bleibt ein Gedanke: Es ist tot. In meinem Herzen ist nur ein Gefühl: Schmerz. Und in meinem Bauch ist nur Leere.

Schreiend blicke ich zwischen meine Beine und sehe dort nur einen Haufen voller Blut und Schleim. Mein Blick wandert zu Henrys braunen Augen. "Es tut mir so leid." hauche ich, bevor alles erneut schwarz wird.
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Ich schreie ein letztes Mal, dann erklingt ein kleiner Schrei, welcher mein Herz erwärmt. Verstohlen schaue ich zu Henry hinüber und sehe wie er anfängt zu lächeln. Er umfasst immer noch meine Hand und blickt das kleine Etwas in den Händen der Amme an. "Er ist wunderschön." raunt er und küsst meine Stirn. "Harry Frederik" hauche ich und fange an zu lachen.
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"Mami!" schreit mein kleiner Prinz und läuft auf mich zu. "Hallo kleiner Mann.". Ich küsse ihn auf die Stirn und umarme meinen Sohn. "Ich habe dir eine Blume gebracht. Papa hat sie mit mir gepflückt." Er reicht mir ein Gänseblümchen und küsst mich auf die Wange. "Wann kommt mein kleiner Bruder?"Dann tritt Henry hinter mich und umarmt mich. Vor uns erscheint ein Spiegel. Ich erblicke mich, die Haare in leichten Wellen, in einem wunderschönen Kleid, mein Bauch wohlgeformt, zu einer großen Kugel. Auf meinem Arm sitzt der kleine Prinz, welcher braune Haare und blaue Augen hat. Er lächelt seinen Vater mit unglaublich süßen Grübchen an. Henry küsst meine Wange. Gleichzeitig sagen wir "Bald."



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt