Kapitel Dreizehn

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Am nächsten Tag sitzen wir alle zusammen am Frühstückstisch. Nachdem wir Antonio unseren Freunden vorgestellt haben, beschließen wir einen Ausflug zu machen. Melodie wirft Antonio immer wieder einen Blick zu und wird dann rot. Ich lächele in mich hinein und nehme Henrys Hand. Er drückt sie kurz und nickt in Richtung eines Freundes. Nicolas, ein großer Mann mit roten Haaren, erzählt gerade von seiner Reise. Er erzählt von riesigen Raubkatzen und hohen Bäumen. Dann erwähnt er noch seine Liebschaften. Michelle, seine Verlobte, verdreht ihre Augen und lacht. Ich frage mich wie sie da einfach zuhören kann.
"Und das war die schönste Nacht in meinem Leben." lacht Nicolas, während ich meine Augen noch weiter aufreiße. Henry schaut mich an, dann wendet er sich an Nicolas. "Nicolas, mein Freund, das reicht jetzt. Genug von Liebschaften." Nicolas senkt den Kopf und nickt. Ich seufze erleichtert und schaue Henry dankend an. Die Atmosphäre am Tisch ändert sich. Alle schauen auf ihre Teller und das Gekicher ist verstummt.
Bei solchen Geschichten fühle ich mich einfach nicht wohl und sowas ist einfach nur abartig und unangebracht.

"Wie wäre es wenn wir jetzt aufbrechen?" Fragend schaue ich in die Gesichter meiner neuen Freunde. Mit dem Vorschlag leuchten ihre Augen auf und sie nicken zustimmend. Wenigstens konnte ich jetzt so ihre Launen heben.

Wir sitzen auf unseren Pferden und reiten einen Waldweg entlang. Es ist relativ dunkel und leise. Nur die aufschlagenden Hufen und das Schnauben der Pferde sind zu hören. Vor mir reitet Henry, hinter mir Antonio. Ich werfe immer wieder einen Blick nach hinten, um sicherzustellen, dass er mir folgt. Nach einiger Zeit reiten wir aus dem Wald hinaus, direkt auf eine Klippe zu. Abrupt stoppen wir und schauen uns an. "Wo ist die Brücke?" fragt Christina, eine zierliche Brünette.

"Es gibt keine." erwidert ihr Geliebter, Charles. "Wie kommen wir auf die andere Seite?" fragt sie wieder und schaut auf einen umgefallenen Baum, welcher quer über den Abgrund hängt. Kurz vor der anderen Seite des Abgrundes endet der Stamm. Ich fange an zu lächeln.

Mein Blick schweift von dem Stamm zu Henry. Er blickt zu mir herüber und lächelt aufmunternd. Ich erwidere es und leite mein Pferd auf den Stamm. Dort knarrt es unter den Hufen. Ich spüre wie das alte Holz unter uns zerbröckelt. Mit einem tiefen Atemzug reite ich weiter. Hinter mir höre ich die Damen protestieren und sie sehen schon vor sich, wie ich in die Tiefe stürze. Doch ich bin eine geübte Reiterin und liebe das Abenteuer. Einen Wimpernschlag später befinde ich mich hoch in der Luft. Die Zeit scheint still zu stehen. Dann schlägt mein Pferd mit den Hufen auf dem Boden auf, und bleibt neben einem Teich stehen.
Die Männer fangen an zu klatschen und lachen. "Was für eine Dame." sagt einer und ein anderer nickt aufgeregt. "Meine Damen und Herren, wenn die zukünftige Königin Fensias." Henry lächelt mich an, dann reitet er auf den Stamm zu. Der Stamm ist gerade noch so breit wie das Pferd. Henry führt seinen Hengst geschickt auf dem Holz und springt am Ende auf die andere Seite. Ein paar Männer machen es ihm nach, unter ihnen auch Antonio.

Jetzt stehen nur noch Nicolas, Melodie und ein paar andere Damen da. Sie schauen sich abwechselnd an. "Ich werde da nicht drauf reiten." sagen zwei Damen, wie aus einem Munde. Henry kommt neben mich und nimmt meine Hand. "Du bist so tapfer." raunt er und küsst sie. Woraufhin ich ironisch auflache. "Das war doch nichts Schlimmes." Mit einem Blick zu den Damen komme ich dem Stamm näher und winke mit der Hand Melodie zu. Sie schaut mich erst unsicher an, dann schweift ihr Blick zu Antonio. Ich glaube sie mag ihn wirklich sehr. Und als sie Antonio anschauend den Stamm überquert, bin ich fest davon überzeugt.

Nicolas und die zwei Damen beschließen zurück zu reiten. Daraufhin folgen wir unserem Weg. Diesmal reitet Antonio vorne, hinter ihm Melodie, ich, und hinter mir Henry. Dieser versucht immer neben mir her zu traben, aber die Schmalheit des Pfades hindert ihn daran. Er bringt mich immer wieder zum Lachen. Immer wieder verzieht er sein Gesicht anders, wenn er kurz neben mir ist und dann wieder mit dem Pferd zurückfällt.

"Welcher König regiert kein Land?" fragt Henry erwartungsvoll.

"Du!" schreit Charles und bringt uns alle damit zum Lachen. "Das stimmt ja wohl nicht." ruft Henry zurück und lacht. "Du wirst regieren. Du wirst ein toller König." verspreche ich ihm. Dann senke ich meine Stimme und ergänze den Satz. "Und Vater."

Henry bleibt stehen und schaut mich lange an. "D-Du erwartest ein Kind?"

Seine Augen funkeln begeistert. Ich bedeute ihm leise zu sein und muss lachen. "Es ist noch nicht sicher. Ich bin drei Wochen über der Zeit."
Er nickt erfreut und lacht.
"Ist alles in Ordnung bei euch?" Antonio schaut kurz zu uns rüber.
"Ja. Alles bestens." Henry versucht seine Freude zu unterdrücken und schmunzelt.

Die weiteren Minuten durchlöchert mich Henry mit Fragen. Wie ich es bemerkt habe und was wir beachten müssen. Ob ich überhaupt reiten darf in dieser Verfassung. Wir werden durch einen Aufschrei unterbrochen. Henry und ich sind im Rückstand. Der Wald ist jetzt dunkler und es ist vollkommen still. Ich schaue mich um. Der Pfad führt tief in den Wald hinein. "Kehren wir um."

"Nein." erwidere ich und fange an mit meinem Pferd zu reiten. "Anne!" ruft Henry und folgt mir. "Wir müssen die anderen finden." sage ich und schaue ihn bittend an. "Was ist wenn sie gleich nach uns suchen und wir dann nicht mehr hier sind?" Er nickt und lächelt mich leicht an. "Du hast recht."

Wir reiten den Pfad entlang. Irgendwann sehen wir einen großen Fluss, welcher dunkel und schnell an uns vorbei fließt. "Ich war noch nie hier." raunt Henry und steigt von seinem Pferd ab. "Ich denke wir sollten weiterlaufen, die Pferde könnten abrutschen." Ich nicke und steige ab. Wir gehen am Fluss weiter entlang. Dann fängt es an zu regnen. Mein Haar ist binnen einigen Sekunden nass und wird wellig. Mein Blick schweift zu den hohen Bäumen. Das Jahr neigt sich dem Ende zu und Heiligabend rückt immer näher. Ich liebe diese Zeit. Überall liegt Schnee, die Familie versammelt sich und es gibt Geschenke. Henry schaut mich an. "Warum starrst du mich so an?" lächele ich und schaue ihm in die Augen.

"Weil du schön bist." Er räuspert sich, dann lächelt er mich auch an. "Und du bist sehr wahrscheinlich schwanger." Mein Blick festet sich auf den Boden. "Du wolltest jetzt noch kein Kind." Er nimmt meine Hand. "Wir sind sehr jung. Aber wenn wir ein Kind bekommen, dann ist es das Wunderbarste auf der Welt." Wir bleiben stehen. Dann nimmt er mein Gesicht in seine Hände. "Ich liebe dich, Anne. Und ein Kind von dir wäre das Schönste." Dann küsst er mich und ich schmiege mich an ihn. Ich spüre etwas Kaltes an meiner Wange. Wir lösen uns voneinander und schauen in den Himmel. Weiße Flocken rieseln auf uns hinab. "Wunderschön." raunen wir gleichzeitig und lachen. Ich bin verliebt. Sehr.

Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt