Kapitel Fünfzehn

6.3K 248 2
                                    

Nach einem langen Spaziergang, entschließen wir uns dem Königspaar die Neuigkeiten zu überbringen. Sie werden sicherlich hocherfreut sein. Nervös gehen wir in Richtung Thronsaal. Wie erwartet, sitzen beide auf ihren Plätzen und blicken uns entgegen.

"Guten Tag, Mutter. Vater." Wir verbeugen uns und Henry redet kurz daraufhin weiter. "Wir müssen euch etwas sagen." Er wird von der Königin unterbrochen. "Ich hoffe doch sehr, dass es gute Neuigkeiten sind." Sie schaut mich an und erwartet von mir eine Bestätigung. "Es sind wunderbare Neuigkeiten." Auch wenn ich Angst habe. Die Geburt, die Verantwortung.

"Anne erwartet ein Kind."

Königin Mary Carolines Hand ergreift die des Königs und sie fängt an zu lachen. "Ich wusste es. Ich habe es dir gesagt, Georg! Das sind die besten Neuigkeiten, die ich jemals gehört habe." Der König springt auf und kommt auf uns zu. Dann umarmt er mich, was ich mit einem kleinen Lachen erwidere. Daraufhin klopft er Henry auf die Schulter und flüstert ihm etwas zu. Henry errötet und nickt knapp. "Wir müssen ein Fest ausrichten!" Die Königin steht auf. "Nein, Mutter. Wir möchten erst noch ein wenig warten. Es kann immer wieder etwas passieren." Henrys Blick schnellt zu mir und ich stimme ihm zu. Das Königspaar ist damit einverstanden und entlässt uns.

Wir gehen in unser Schlafgemach. "Du freust dich nicht Anne."
"Doch natürlich." Ich versuche zu lächeln und er schaut mich wütend an. 
"Sag mir doch bitte wie du dich fühlst. Ich kann es nicht erraten!"
Er wird zum Ende hin immer lauter und ich starre in seine Augen. Nachdem ich nichts erwidere, schreit er auf und schlägt auf einen Tisch. Ich zucke zusammen. "Verdammt, Anne!"
Ich wusste nicht, dass es ihn so verärgert. Dass ich nicht extrem erfreut bin und ich nicht will, dass es alle hören. Aber er muss mich auch verstehen. Ich habe Angst. Angst, dass das Baby ungesund zur Welt kommt. Dass ich bei der Geburt sterbe. Oder dass ich keine gute Mutter werde.
Dann ist er verschwunden.
Ich setze mich auf ein Sofa und starre aus dem Fenster. Die Tränen beginnen zu fließen und ich weine lautlos. Nach einer Weile versiegen sie und ich beruhige mich. Ich rufe eine Zofe, um mich für das Bett vorzubereiten.
Nachdem ich lange Zeit die Decke des Zimmers anstarre, kommt Henry zu mir ins Bett. Er zieht mich leise an sich und fährt mir über das Haar. "Es tut mir leid. Ich weiß nur nicht wie ich mich fühlen soll. Ich stehe zwischen dir und meinen Eltern. Ich weiß, dass du Angst hast. Ich weiß nur nicht was ich tun soll. Ich freue mich so auf mein Kind."

Ich richte mich auf und beuge mich über ihn. "Du wirst ein guter Vater. Du bist ein perfekter Ehemann und es tut mir leid, dass ich mich verschließe anstatt mit dir zu reden. Das werde ich jetzt ändern."

Dann treffen sich unsere Lippen.

Zwei Monate später weiß der ganze Hof, dass ich ein Kind erwarte. Die Königin betet jeden Tag für ein Jungen, ich aber wünsche mir nur dass es gesund ist.

Mit einem kleinen Bäuchlein und viel Tee sitze ich auf einem Sofa in meinem Salon und lese ein Buch. Tief versunken in der Lektüre, merke ich nicht, dass die Tür aufgerissen wird. Erst als Melodie sich auf den Boden gleiten lässt und weinend ihr Gesicht in meinen Schoß drückt, schaue ich verwundert auf. 

"Ich habe etwas schlimmes getan." murmelt sie und schluchzt.
"Was ist passiert?" Beunruhigt streiche ich ihr über das Haar. Vielleicht hat sie ja ihre Verlobung aufgelöst? Doch es kommt schlimmer.

"A-Anne, ich... Ich bin... vo-von..." Ich schaue sie verwirrt an und bedeute ihr weiter zu reden. "Ich war mit Antonio zusammen. I-Ich erwarte ein une-ehe-l-liches Kind." Erschrocken schlage ich die Hände auf den Mund. Meine Augen füllen sich auch mit Tränen. Ich weiß, was das bedeutet. "Sie werden uns umbringen, Anne." Dann bricht sie in meinen Armen zusammen.



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt