Kapitel Vierzehn

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Nachdem wir den Schnee bewundert haben, gehen wir weiter. "Werden wir sie jemals wiederfinden?" frage ich nach einer Weile und seufze. "Mach dir keine Sorgen. Sie sind mehr. Wir sind zu zweit. Oder zu dritt?" Ich verdrehe meine Augen und schüttele den Kopf. Dabei seufze ich und daraufhin nimm Henry grinsend meine Hand in seine. "Und wenn nicht, müssen sie versuchen alleine zurück zu finden." Ich unterdrücke ein Lächeln. "Du bist gemein."Er zuckt mit den Achseln. Gerade als er wieder reden will, bleibt er stehen. "Hast du das gehört?" Wir lauschen in die Stille hinein. Erschrocken blicke ich ihn an und fange an zu zittern. Teils weil mir sehr kalt ist und teils weil mir Schauer über den Rücken laufen.

Dann höre ich es. Ein Knacksen, dann folgt ein tiefes Knurren. "Henry." flüstere ich und dränge mich näher an meinen Gatten. "Schhh." haucht er und blickt sich um. Der Wald ist mittlerweile fast schwarz, man sieht nur durch die Decke der Blätter ein wenig Licht. Henry stellt mich so hin, sodass ich zwischen ihm und den Pferden stehe. Auf einmal beginnen die Pferde laut zu wiehern, während aus der Dunkelheit etwas auf uns zukommt.
Es hat graues, dreckiges Fell und große Zähne. Es sieht aus wie ein hässlicher und gefährlicher Hund. Es ist ein Wolf. Knurrend schaut er uns an. Er fixiert uns. So wie ein Jäger seine Beute fixiert. Wir regen uns nicht und Henry übt Druck auf meine Hand aus. Wortlos sagt er mir damit, dass ich nicht mal atmen soll.

Plötzlich macht das Tier einen Sprung auf uns zu und im selben Moment lässt Henry meine Hand los, reißt seinen Arm in die Luft. Ich schreie erschrocken auf und mache einen Satz nach vorne. Tränen stehen in meinen Augen und ich keuche.

Die Zeit bleibt stehen. Ich sehe in Zeitlupe, dass die Pferde aufgeregt hoch springen und das Tier auf uns zu rennt. Dann ist es still und die alles ist ruhig. Mein Mann ist in die Knie gegangen und atmet schwer. Ist er verletzt?
Ich haste auf ihn zu und streiche ihm über seinen Rücken. Als er den Kopf leicht anhebt, trete ich um ihn herum und sehe sehr viel Blut.
 "Du hast ihn getötet." stelle ich fest und beuge mich zu ihm herunter. "Geht es dir gut?"

Er nickt und richtet sich auf. "Dir?" fragt er und umarmt mich. Ich fühle wie sein Herz rasend schnell schlägt. "Ich hatte Angst, ich könne dich nicht beschützen." flüstert er und zittert. Mir wird warm ums Herz, also drehe ich meinen Kopf und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. "Du hast uns beschützt."

Nach ein paar Minuten Fußmarsch, entschließen wir uns zurück zu gehen.

"Sie werden sicher zurückfinden." verspricht Henry und lacht bei meinem besorgten Gesicht. Ich schaue ihn an und wende dann den Blick ab. "Und wenn nicht?"
"Dann schicken wir Wachen, welche sie suchen werden." grinst er und nimmt meine Hand. Mittlerweile sind wir wieder in der Nähe des Schlosses. "Mir ist kalt." maule ich und bleibe stehen. "Können wir reiten?"

Er nickt und setzt mich auf mein Pferd. "Aber es wird kein Wettrennen." grinst er und schwingt sich auf sein Pferd. "Ich will mich nur noch vor den Kamin setzen. Und ein Bad wäre nicht schlecht."

Als wir im Schloss ankommen, hören wir aufgeregte Stimmen im Wohnzimmer. "Wo bleiben sie nur?" höre ich jemanden rufen.

In dem Moment in dem wir eintreten, blicken uns alle erschrocken an. Die erste welche aufspringt ist Melodie. Sie umarmt mich und redet auf mich ein. "Wo wart ihr? Oh Gott, Henry! Das Blut. Was ist nur passiert?"

Ich unterbreche sie, indem ich meine Hand hebe und sie aufmunternd mustere. "Uns geht es gut. Wir brauchen nur ein Bad. Was ist mit euch passiert? Wir haben einen Schrei gehört."

Sie fangen an zu grinsen und erzählen uns, dass Antonio Melodie geschubst hat. Sie ist in eine Schlammpfütze gefallen und dann sind sie zurück gekommen, da Melodie keine Lust mehr hatte.

Nachdem wir uns etwas amüsiert haben, drehe ich mich zum Gehen um. Der Gedanke an ein Bad erfreut mich. Doch ein Räuspern hält mich davon ab. "Guten Tag, Eure Hoheit."

Ich drehe mich wieder zu den Personen um und erschaudere. Vor mir steht ein lächelnder Enrico, welcher mich belustigt mustert. "Hallo." hauche ich und schaue ihn an. Nach einigen Minuten des Schweigens nimmt Henry meine Hand.

"Lass uns doch ein Bad nehmen, Liebes." Dabei schaut er Enrico scharf an und man merkt, dass er nur Missbilligung für ihn übrig hat.
Ich nicke und atme tief. Kaum, dass wir in unserem Zimmer stehen, fahre ich mir beunruhigt durch das Haar. "Was sucht er hier, Henry? Ist er hinter Melodie her?"
Er blickt mich an und schüttelt den Kopf. "Ich weiß es nicht, Anne. Melodie ist klug genug, um sich nicht auf ihn einzulassen."

Nachdem ich ein warmes Bad genommen habe, trete ich ins Esszimmer ein. Die Gespräche verstummen und ich blicke um mich. "Geht es  Euch besser?" Ich nicke und setze mich neben Henry. "Ein abenteuerreicher Tag, nicht wahr?" Er lächelt mich an und ich grinse zurück. "Ja, tatsächlich." Dann beginnen wir zu essen.

Später am Abend, nach einigen Gläsern Wein, schreite ich auf den Balkon, um frische Luft zu schnappen.
"Ich hoffe, dass es nicht zu Unannehmlichkeiten gekommen ist."
Genervt drehe ich mich um und schaue in Enricos Augen. "Nein, ist es nicht." Seufzend drehe ich mich wieder um und blicke den Mond an. Er tritt neben mich und folgt meinem Blick. "Fast so schön wie Euer Anblick." raunt er und schaut mich wieder an. Ich verdrehe die Augen und presse die Lippen aufeinander. "Was wollt Ihr?"

Er lacht und lehnt sich gegen das Geländer. "Ich will nichts, Prinzessin Anne. Ich will nur Euren Anblick genießen und meinen Spaß mit ein paar Frauen haben. Was ist so falsch daran?"
Erschrocken wende ich mich ihm zu. "Ihr seid anwidernd."
Er blickt mich unverwandt an. "Nun ja, vielleicht bin ich das auch. Findet es heraus."

Ich drehe mich um und gehe auf die Tür zu. "Lauft nicht weg. Früher oder später werden mir auch Eure Hoheit verfallen. So wie jede andere." Ich laufe energisch wieder zurück zu Henry.
Eure Hoheit. Konnte er sich nichts originelleres einfallen lassen? Das widert mich nur noch an. Mein Gatte blickt mich an und schaut hinter mich. Dann verfinstert sich sein Gesicht. "Hat er dir was angetan?" Ich schüttele den Kopf und wende mich meinen Freunden zu.
Ich werde diesen Menschen einfach ignorieren. 

Nach einigen Tagen wird es wieder Zeit an den Hof zurückzukehren. Traurig darüber, verlassen wir unser Heim und machen uns auf den Weg zum Schloss.
Wenigstens kann ich mich dort von einem Arzt untersuchen lassen. Er soll feststellen, ob ich wirklich ein Kind erwarte.
Nach der Untersuchung, setze ich mich auf und halte Henrys Hand. Dieser ist mir nicht von der Seite gewichen und starrt gebannt den Arzt an. Dieser Arzt schaut uns abwechselnd an. Dann senkt er den Blick.
"Es ist mir eine Ehre Euch sagen zu dürfen, dass Eure Hoheit ein Kind erwartet."
Erfreut springt Henry auf und ruft "Ich werde Vater!"



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt