Kapitel Sieben

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Am Abend findet ein Fest statt. Gerade werden meine Haare hochgesteckt und mir wird mein Gesicht dezent gepudert. Ich denke darüber nach, ob ich Henry gefallen werde. Leicht lächelnd berühre ich die Schmuckkästchen, in welchen sich Ohrringe und Ketten befinden. Geschenke von Henry.
"Eure Hoheit, welche Farbe möchtet Ihr heute tragen?" fragt eine Zofe und zeigt auf einige Kleider. Ich schaue mir sie genau an. Heute muss ich mich richtig verhalten. Das wurde mir bisher oft eingeredet. Ich muss einen guten Eindruck hinterlassen, denn ich werde irgendwann Königin, und wenn das Volk hört wie unsicher ich bin, wird das Reich, oder sogar die Welt, über mich lachen, reden und wird mich dann mein Leben lang verspotten. Und das darf nicht passieren. Heute ist der gesamte Hof anwesend und ich muss strahlen. Nachdem ich einige Sekunden gezögert habe, zeige ich auf ein dunkles, golden verziertes Kleid. Die Zofe nickt und legt die anderen Kleider zurück. Es klopft und ein grinsender Henry schreitet herein. "Guten Tag." Er verbeugt sich. Ich schaue an mir herunter und bin froh, dass ich einen Morgenmantel trage. Er lächelt noch breiter und kommt auf mich zu.
"Warum bist du so gut gelaunt?" lache ich. "Ach, es ist einfach ein schöner Tag. Meine Frau ist endlich bei mir und dort unten warten viele auf die Schönheit, welche gerade vor mir steht." beantwortet Henry meine Frage und streicht sein Hemd glatt.

Die Zofe eilt zu uns und macht einen tiefen Knicks. Ich trete hinter ein Paravent und entledige mich meines Mantels. Vor den Blicken Henrys geschützt, kleidet mich die Zofe an. Es dauert einige Minuten, doch dann sitzt das Kleid und ich komme hinter dem Raumteiler hervor.
"Wunderschön." flüstert Henry und starrt mich an. Ich werde leicht rot und blicke auf den Boden. "Danke." wispere ich zurück. Die Zofe entfernt sich und wir gehen langsam in Richtung Ballsaal.

"Dir wird es gefallen. Es ist so eine schöne und ausgelassene Stimmung dort unten. Du wirst dich sofort wohlfühlen." redet Henry drauflos. Ich muss schmunzeln. "Tut mir leid, ich rede sehr viel. Aber naja, ich möchte, dass du lachst und glücklich bist." Entschuldigend schaut er mir in die Augen und grinst leicht.

"Es macht mir Spaß, dich glücklich zu sehen." lächele ich zurück und streichele seine Wange. "Ich... Ich mag dich Henry." flüstere ich und näher mich ihm leicht. Sein Grinsen wird breiter und er zieht mich an der Taille an ihn. "Ich dich auch." Verlegen streicht er mir mit der linken Hand eine Strähne aus meinem Gesicht. Erst dann merke ich, dass wir stehen geblieben sind und weitergehen sollten. Ich trete einen Schritt zurück, wende mich ab und gehe weiter.
"Bist du aufgeregt?" fragt er und schaut mich durchdringend an. "Ein wenig. Ich muss dem Hofe gefallen." 
"Das wirst du auch. Schau dich doch nur an. Du siehst fantastisch aus!" Er stoßt ein Tür auf und ich merke, dass wir uns dem Ballsaal nähern. Die Musik und das Stimmengewirr werden lauter. Er streicht mir einmal den Rücken auf und ab, und klopft kurz an dem alten, edlen Holz. Die Tür geht auf und ein Diener verbeugt sich. Henry führt mich die Treppe hinunter in die Menge. Dieser Saal erinnert mich an unseren Ballsaal, nur ist dieser deutlich kleiner und gemütlicher ausgestattet. Hier stehen viele Tische, an denen Menschen sitzen und laut miteinander reden. Ich merke, dass uns viele neugierige Blicke durchlöchern und meine Hände schwitzen langsam. Sicher unten angekommen, schauen wir uns um. Ich erblicke Enricos Gesicht. Er schaut mich lächelnd an und nickt mir zu. Ich nicke zurück und schaue weiter um mich. "Wo sitzen wir?"
Henry führt mich an einen Tisch in der Nähe des Königspaares und einigen Adeligen.  Ich setze mich neben eine wirklich schöne Dame, welche mich nett anlächelt und sofort beginnt mit mir zu reden. Es stellt sich heraus, dass ihr Name Melodie ist. Kichernd erzählt sie mir von den Menschen hier und vor wem ich Acht geben müsste. Sie schwärmt auch etwas von Enrico.
Gefühlte Stunden erzählen wir uns von unseren Leben und ich fühle mich sofort wohl. Ihre Ausstrahlung und ihre samtene Stimme ziehen mich in ihren Bann. Ich merke, wie gern ich sie haben werde.

"Entschuldigung, dürfte ich meine Frau zum Tanzen entführen?" lacht Henry und reicht mir die Hand. Ich lächele sie an und stehe auf. Dann nehme ich seine Hand und er führt mich zur tanzenden Menge. "Und gefällt es dir oder irre ich mich bei deinem Gesichtsausdruck?"
"Es macht mir Spaß, also ja. Melodie scheint sehr nett zu sein."
"Oh ja, das ist sie. Sie ist eine meiner engsten Freunde hier." Ich schaue ihn lange an. "Was?" fragt er ein wenig besorgt und schaut sich um. "Nichts. Mir ist nur aufgefallen, was für schöne Augen du hast." kichere ich und unterbreche den Tanz. Er beugt sich vor und fixiert mich. "Nicht so schön wie deine. Du bist einfach, schlicht und ergreifend perfekt." Dann versinken wir darin, uns gegenseitig anzustarren und tanzen die ganze Nacht hindurch.



Liebe PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt