"Wir sind da." ruft Henry und reißt die Tür auf. Mein Blick gleitet von den schlafenden Kindern zu meinem Mann. "Hättest du nicht ein wenig leiser...". Doch bevor ich zu Ende reden kann, werde ich aus der Kutsche gezogen. "Mutter." hauche ich und umarme sie. "Endlich sehen wir uns wieder. Wir haben so lange auf euch gewartet."
Ich nicke und schniefe. "Schlafen die Kinder noch?" fragt sie verwundert und blickt auf große atmende Decken. "Ja, die Fahrt war so lange und sie wollten die ganze Zeit nicht schlafen. Irgendwann fielen sie müde um."
Mein Vater kommt lachend auf uns zu und umarmt mich. "Sie kommen ganz nach dir. Du warst genauso." Und genau in dem Moment reckt sich eine kleine Hand in die Höhe. "Mami?" ertönt Kates Stimme, welche in einem Gähnen untergeht. Harrys verwuschelter Lockenkopf erscheint vor unseren Gesichtern. Ich merke wie sich ein Lächeln auf mein Gesicht schleicht. Er reibt sich müde die Augen und schaut in die Gesichter meiner Eltern. "Großmutter!" Auf einmal ist er hellwach und springt auf. Sophie grummelt nur vor sich hin und schlägt in die Luft um Harry zu treffen. Ich kichere und helfe Kate aus der Kutsche heraus.
Sie wird langsam wach und begrüßt meine Eltern ebenfalls. Mittlerweile sind um die neun Jahre vergangen und unser Leben hat seinen Lauf genommen. Henry und ich sind ein glückliches Paar, streiten uns nie und lieben unsere Kinder über alles. Sophie ist elf Jahre alt und kann schon fließend Französisch sprechen und Violine spielen. Die Zwillinge sind das genaue Gegenteil. Sie sind frech und weigern sich richtig zu lernen. Dafür haben wir umso mehr Spaß mit ihnen die Welt zu bereisen und ihnen alles zu zeigen was sie sehen möchten.
"Anne." Henry beugt sich zu mir herunter und blickt mir ins Gesicht.
"Tut mir leid, ich war in Gedanken."Einige Diener stehen vor der Tür, unter ihnen kann ich meine alten Bediensteten wieder erkennen. Endlich bin ich wieder zu Hause. Nach Jahren voller Sehnsucht.
Ich gehe die Treppe nach oben, durch die Tür und lande in der Eingangshalle. Mein Vater lächelt mir kurz zu, bevor meine Beine mich weiter die Treppen in das erste Stock führen. Ein paar Türen weiter, bleibe ich stehen und schaue diese an. Ich hebe die Hand und streiche an dem alten Holz entlang. Sie wandert weiter an den goldenen Türknopf, welcher schon immer ein wenig schwer zu drehen war. Dann schwingt die Tür auf und mir blicken alte, bekannte Augen entgegen. "Stella" hauche ich und schaue meiner Amme entgegen. Sie lächelt glücklich und schluchzt leise. "Eure Hoheit." Sie will knicksen, doch ich bin schneller.
Meine Hände packen sie an den Schulter und halten den alten Körper auf, sich zu bücken. "Nicht." hauche ich und umarme sie glücklich.
Ihr einst gesundes Haar ist spröde und grau. Sie hat viele Falten bekommen in den letzten Jahren, doch ihre Augen sind die gleichen geblieben. Weinend halten wir uns in den Armen. "Endlich seid Ihr zu Hause." murmelt sie und ich lache zustimmend. "Mutter?"
Sophies Stimme lässt uns auseinander fahren, doch schon fängt Stella wieder an zu schluchzen.
Sophie hebt ihre Hand an ihr Amulette, welches wir bei ihrem ersten Geburtstag, zugeschickt bekommen haben und umschließt es. Sie blickt uns unsicher entgegen.
"Das war meine Amme, Stella.".Stella will sich wieder verbeugen, doch ich halte sie zurück. Sophie stellt sich vor uns und macht einen tiefen Knicks. "Es gehört sich nicht, wenn so schöne und weise Menschen sich wie Unterwürfige verhalten. Das seid Ihr nicht." Sophie grinst sie leicht an.
Ein paar Stunden später sitzen wir alle am Kamin und erzählen den Kindern alles über die alten Zeiten. Damals als ich hier noch rumgelaufen bin, mit meinen kurzen Beinen. Den Kindern scheint es sehr zu gefallen, weshalb ich sie nicht ins Bett schicke.An diesem Abend merke ich auch, wie alt mein Vater geworden ist. Er war schon recht alt, als ich zur Welt kam.
Henry strahlt eine ungemeine Ruhe aus, als ich in dieser Nacht in seinen Armen liege. "Ich liebe dich." murmelt er und küsst meine Schläfe. Doch da bin ich schon so weit im Land der Träume, sodass ich nicht antworten kann.
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Liebe Prinzessin
Historical FictionPrinzessin Anne lernt ihren zukünftigen Mann kennen. Wird sie ihn lieben, gar akzeptieren? Was geschieht in ihrem Leben? Wird Anne alles meistern? Wird sie in Fensia glücklich? Das Leben einer Prinzessin. ©all copyrights reserved by fruitytherapies ...