Teil 19-"Die Entscheidung"

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Letztendlich gab ich mich geschlagen und erzählte nun alles, was mir damals passiert war. Von meinem ersten Biss, bis hin zu meiner Vampirseite.
Irgendwie war es befreiend, alles zu erzählen, auch wenn ich genau wusste, dass es dafür noch Ärger geben würde. Hin und wieder gaben die Sakamaki auch ihren Senf dazu, wahrscheinlich aber auch nur, um mich weiterhin als Hauptschuldige aussehen zu lassen.
„...So und dann sind Ben und ich wieder zuhause aufgewacht." Beendete ich meinen Vortrag. Meine Eltern entschuldigten sich kurz und verschwanden dann vor die Tür, um sich zu beraten und kaum hatten sie das Zimmer verlassen, knurrte mich Ayato an: „Wage es ja nie wieder, Ore-sama den Mund zu verbieten! Du solltest deinen Platz kennen!" „Natürlich kenne ich meinen Platz, aber wenn du dich mit deinem Riesenego so benimmst, musste es doch jemand einmal machen!" erwiderte ich genauso wütend wie er.
So entstand eine hitzige Diskussion zwischen uns beiden und wir wären uns wohl an die Gurgel gesprungen, wenn Reiji uns nicht unterbrochen hätte. „Euch beiden fehlt es wirklich an jeglichen Manieren. Benehmt euch wenigstens dieses eine Mal und umbringen könnt ihr euch auch wann anders."
Der Brillenträger war wohl ziemlich genervt, weshalb sein Tun mal Recht ausfallend war. Mit einem schon fast synchronen „Tch!" drehten Ayato und ich uns von einander weg, wobei ich dann auch gleich Laito wütend anfunkelte. „Musstest du unbedingt dabei mitmachen?" fragte ich ihn.
Der Hutträger nickte grinsend und antwortete: „Ich möchte doch auch meinen Spaß, Bitch-chan~." Kurz darauf zog er mich mit einer schnellen Bewegung schon auf seinen Schoß, weshalb ich mal wieder zur Tomate mutierte.
„L-Laito, ich habe dir doch vorhing gesagt, jetzt nicht." Brachte ich hervor, wobei ich versuchte, möglichst selbstsicher zu klingen. Dem Genannte entfloh nur ein leises Kichern, ehe er sich zu meinem Ohr beugte und in dieses säuselte: „Ich möchte jetzt aber nicht dein Blut, Bitch-chan, sondern dich~."
Mein Herz schlug plötzlich so schnell, dass ich schon befürchten musste, dass es jeden Moment aus meiner Brust sprang. Er konnte doch nicht meinen...Okay, es ist Laito, Natürlich meint er das so! Gerade als ich etwas erwidern wollte, spürte ich schon seine kühlen Lippen auf meinen. Der Kuss war fordernd und auch leidenschaftlich.
Ich war so überrumpelt, das ich einfach nur dasitzen konnte. Nachdem ich realisierte, dass er mich wirklich küsste, fing ich auch zögerlich an zu erwidern. Sobald Laito dies bemerkte, fing er an leicht in den Kuss zu Grinsen, weshalb ich ihm leicht auf die Unterlippe biss, wonach ich von ihm ein leises knurren hörte.
„Nehmt euch dafür ein Zimmer!" rief Subaru verärgert und ich sah es schon kommen, das ein Loch die arme Wand zierte. Tatsächlich lösen wir uns langsam voneinander und ich grinste verlegen Laito an. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür wieder und meine Eltern kamen wieder hinein. ‚Gut das sie erst jetzt wiederkommen...' dachte ich mit einem Hauch von Erleichterung. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass mein Dad liebend gerne gerade einen Mord begangen hätte. Meine Mutter war etwas ruhiger, wahrscheinlich weil sie etwas lockerer mit diesem Thema umging. Es störte sie wohl eher, dass ich mein Herz an einen perversen Vampir verschenkt hatte.
„Also...wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir Marie hierlassen, doch haben wir ein paar Bedingungen." Meinte sie mit einem Pokerface. Der Zweitälteste hob leicht eine Augenbraue an und fragte: „Und um was für Bedingungen handelt es sich dabei?"
„Die erste Bedingung ist, dass Marie jederzeit anrufen kann und nicht daran gehindert wird. Bedingung Nummer zwei ist, dass wir sie besuchen können, am besten am Wochenende. Bedingung Nummer drei ist, dass sie mit ihren Freundinnen noch Kontakt haben darf, da sie ansonsten zu sehr sich auf euch fixiert und Bedingung Nummer vier, das Blut unserer Tochter ist nicht anzurühren oder überhaupt wird ihr nichts angetan!" fuhr mein Vater fort. Bei der letzten Bedingung sah er besonders zu Laito, der nur provozierend seine Arme um mich legte.
‚Jetzt Mal ganz ehrlich, wenn das so weiter geht, ist Laito selbst daran schuld, wenn ihm etwas passieren sollte. ' sagte ich innerlich mit einem Kopfschütteln. Nun schien Reiji tatsächlich sprachlos über diese Forderungen, doch erwiderte er dann: „In Ordnung. Wir werden uns an diese Bedingungen halten." „Aber das möchte ich schriftlich! Sagen kann man vieles, doch sobald es ein Vertrag ist, sind beide Seiten daran gebunden." Sagte Mum noch schnell dazu.
Nun schienen die Vampire zu begreifen, woher ich das hatte. Früher hatte mir meine Mutter immer gesagt, dass man mit einem Vertrag auf der sicheren Seite ist, zumindest wenn man ihn sich nochmal durchgelesen hatte.
Eine kleine Diskussion zwischen Mum und Reiji später, wurde der Vertrag aufgeschrieben, sowie unterschrieben. „Ähm Reiji...werdet ihr eigentlich gleich in eure Welt zurückkehren?" fragte Ben vorsichtig. Vor dem Brillenträger schien er wirklich Respekt zu haben, was aber verständlich war. Der Gefragte antwortete daraufhin nur schlicht: „Nein, wir können erst übermorgen zurückkehren, da das Mittel für den Rückweg etwas Zeit braucht. Außerdem muss sich noch um ein anderes, nerviges Problem gekümmert werden."
Bei diesem ‚Problem' handelte es sich wohl um die Mukami, die unbedingt auch wieder zurück in die richtige Welt mussten. Da es nun doch reichlich spät geworden war, durfte meine Familie in der Villa auch übernachten. Während meine Eltern, Ben und ich Reiji folgten, da der uns unsere Zimmer zeigte, zog ich meinen kleinen Bruder zu mir und fragte besorgt: „Du bist so still...geht es dir vielleicht nicht gut oder hat einer der Brüder dir etwas gesagt?"
Er schüttelte nur den Kopf und meinte leicht betrübt: „Nein...aber jetzt werden wir uns doch kaum noch sehen. Du bist doch dann in einer anderen Welt und ich hier..." Ohne ein weiteres Wort zu sagen, blieb ich stehen und umarmte ihn, wobei ich flüsterte: „Denke nicht an das, wann wir uns nicht sehen, sondern wenn wir uns sehen. Ich verspreche es dir, wir werden uns schnell wiedersehen."
Kurz danach löste ich mich wieder von dem Jüngeren und zog ihn etwas hinterher, damit wir nicht zum Schluss alleine da standen. Natürlich war es aufgefallen, dass Ben und ich fehlten, doch schienen Mum und Dad zu wissen, dass wir diesen Moment für uns brauchten.
Als wir an einer Tür vorbeikamen, ertönte von dieser ein klopfen und ich konnte ein leises „Hilfe!" vernehmen. Da aus diesem Raum dieser süßliche Geruch kam, wusste ich wer es war. Einfach aus Spaß klopfte ich gegen die Tür und rief: „Na Yui, lang ist es her. Ich dachte eigentlich schon, du hättest nun doch den Löffel abgegeben!" Ein erschrockener laut war zu hören, ehe die Blonde antwortete: „Marie-chan? W-wie kann das sein?" „Tja, ich wohne jetzt offiziell hier, freu dich schon!" entgegnete ich und musste etwas grinsen.
Schon hatte ich mich wieder umgedreht, wobei ich die leicht geschockten Blicke meiner Eltern ignorierte. ‚Es muss sie wirklich schocken, dass ihre eigentlich zurückhaltende Tochter jetzt so reagiert' dachte ich einsichtig.
Das erste Zimmer wo wir richtig hielten, war direkt neben Yuis und der Brillenträger sagte: „ Hier ist dein Zimmer Marie." Neugierig öffnete ich die Tür und erblickte einen Traum aus dunkelgrün. Dieses grün war dunkler als das, was in meinem alten Zimmer war, doch hatte es auch etwas Entspannendes.
Mit einer Umarmung wünschte ich allen außer Reiji eine gute Nacht und verschwand danach auch in meinem Zimmer. Kurzerhand setzte ich mich auf dieses extrem weiche Himmelbett und überlegte, ob ich mich nun umziehen sollte oder nicht. Schließlich konnte Laito ja plötzlich da stehen und mich beobachten...Ich glaube, ich werde meine Sachen anbehalten.
Komplett in Gedanken versunken bemerkte ich nicht, wie sich jemand in mein Zimmer teleportierte und zu mir kam. Erst als ich grob am Handgelenk hochgezogen wurde, kam ich wieder in die Wirklichkeit. Als ich rotbraunes Haar sah, musste ich zuerst an Laito denken, doch war er es zu meinem Pech nicht.
„Ayato was soll das werden!" schrie ich ihn an. Der Griff um mein Handgelenk wurde stärker, als er knurrte: „Ich habe es dir schon Mal gesagt, du solltest wissen wo dein Platz ist und jetzt werde ich ihn dir zeigen, da Laito es wohl nicht hinbekommt!"
Krampfhaft versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt mich eisern weiter fest. Schneller als ich gucken könnte, befand ich mich schon an die Wand gedrückt, beide Hände von mir wurden festgehalten und ein sadistischer Vampir mir gegenüber, der mich nicht mal leiden konnte, konnte es noch schlimmer kommen? Oh ja, das konnte es!
Mit einem düsteren Gesichtsausdruck näherte er sich meinem Hals und biss ohne große Worte fest zu. Vorher dachte ich immer, dass Laitos Bisse schmerzten, doch gegen Ayato war das ja wie eine Spritze. Aufgrund des plötzlichen Schmerzes musste ich aufschreien, verkniff mir aber die Tränen. „Dich...mache ich...irgendwann kalt...!" brachte ich unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Als Antwort bohrte er seine Zähne noch tiefer in mein Fleisch und es kam mir vor, dass er im Prinzip sich mehr an meinen Schmerzen, als meinem Blut interessiert war.
‚Laito bitte, wenn dir einmal etwas an deiner Bitch-chan liegt, dann rette mich! ' betete ich innerlich, selbst wenn ich wusste, dass er mich nicht hören würde. Doch gegen all meine Erwartungen, wurde Ayato plötzlich von mir weggezogen, doch weil dieser noch seine Zähne in mir vergraben hatte, rissen seine Zähne meine Haut etwas auf.
Schnell legte ich eine Hand auf die schmerzende Stelle und mein Blutgeruch stieg mir wieder in die Nase. Nur dumpf bemerkte ich, wie sich zwei Personen stritten, doch machte mir meine blutende Wunde mehr sorgen.
Kleine Tränen kullerten meine Wangen hinunter, da das nun doch viel zu viel für mich war. Als plötzlich eine eiskalte Hand mein Kinn umfasste, zuckte ich leicht zusammen, doch als es hochgezogen wurde, blickte ich direkt in Laitos giftgrüne Augen.
„Laito...du bist wirklich gekommen..." hauchte ich unter Schmerzen.


Mein Traum wird wahr...oder ist es ein Alptraum?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt