Teil 37- "Der Ball rückt näher"

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Es dauerte nicht lange, da hatte ich mich auf den Weg in mein Zimmer begeben, einfach da ich meine Ruhe brauchte.
Tatsächlich war meine Erinnerung noch gut genug um zu wissen, wo es war. In diesem angekommen, bemerkte ich allerdings, dass Laitos Duft im ganzen Raum verteilt war, fast, als wenn er ziemlich oft hier war. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf meinem Lippen, al sich daran dachte, dass er mich vielleicht auch vermisst hatte.
Kurz danach ging ich zu meinem Bett und hievte den Koffer auf dieses. ‚Was haben sie wohl in den Koffer getan? ' fragte ich mich gedanklich und machte sofort den Reißverschluss auf. Im Koffer sah ich zuerst nicht besonderes, nur ein paar Sachen und auch etwas Schmuck, welchen ich hatte. Als ich allerdings genauer hinsah, fand ich tatsächlich unter einen meiner Pullis einen Bilderrahmen.
Als ich diesen in die Hand nahm, bekam ich wieder Tränen in den Augen. Es war ein Bild, wo meine Eltern und mein Bruder abgebildet waren. Sie lächelten in die Kamera und am Rande des Bildes stand in der sauberen Handschrift meiner Mutter: ‚Wir werden immer an dich denken. '.
„Und ich auch an euch..." murmelte ich und schon tropften die ersten tränen auf das Glas, welches das Foto trocken hielten. Das Foto fand schnell einen Platz auf meinem Nachttisch, ehe ich mir die Tränen abtrocknete. Danach fing ich an den Koffer auszupacken, wobei ich auch auf ein kleines Stofftier stieß.
Es war eine kleine Fledermaus, welche man als Schlüsselanhänger nutzen konnte. Ich war damals vielleicht sechs Jahre alt gewesen, als ich sie bei einer Losbude gewonnen hatte. Damals war ich so glücklich und hatte die kleine Fledermaus überall mit hin genommen, praktisch wie ein Glücksbringer. Mit einem leicht melancholischen Lächeln platzierte ich den Schlüsselanhänger neben dem Foto, damit ich es auch schnell wiederfand. Die nächsten Minuten verbrachte ich dann damit, meine Sachen in den Kleiderschrank, welcher zum Teil immer noch mit diesen extrem kurzen Minikleidern ausgestattet war, zu packen.
Sobald der Koffer endlich leer war, schloss ich den Koffer wieder und schob ihn vorübergehend unter mein Bett. Meine Laune war weiterhin Recht betrübt, weshalb ich auch keine große Antwort von mir gab, als plötzlich Yui in den Raum kam. „Marie-chan, geht es dir gut?" fragte sie mich und trotz dessen, das ich sie nicht ansah, wusste ich genau, dass ihr Blick voller Mitleid war. ‚Wieso muss ich mich ausgerechnet von ihr bemitleiden lassen...? ' fragte ich mich gedanklich, ehe ich nun antwortete: „Was glaubst du denn? Natürlich bin ich traurig, dass meine Familie nun in einer anderen Welt ist...aber ich habe mich selbst dazu entschieden. Schließlich bin ich doch auch ein Vampir und es wäre viel zu auffällig und auch gefährlich, wenn ich dort bleiben würde."
Einmal im Leben war ich sogar froh, dass meine Nase durch das ganze Tränen vergießen leicht verstopft war, denn der beißende Geruch ihres Blutes, hätte meine Laune wohl noch mehr vermiest. Mein Blick richtete sich nun zu der Blonden, woraufhin sie ein paar Schritte auf mich zugehen wollte. „Bleib mal da wo du bist! Ich brauche kein Mitleid, besonders nicht von einer Person die ich nicht Mal leiden kann.
Wieso bist du weiterhin so naiv und möchtest dich um mich kümmern? Noch sind meine Kräfte zwar nicht die Besten, doch sobald ich alles gelernt habe, könnte ich eine große Gefahr für dich sein. Anders als die Jungs, hänge ich nicht an deinem Blut und eine andere Opferbaut würde sich sicherlich finden lassen. Der einzige Grund, wieso ich es noch nicht tue ist, dass ich mir nicht sofort die schlimmsten Feinde machen will. Merke dir also lieber meine Worte, Yui, bleib von mir fern oder dein nächster Atemzug könnte dein letzter sein." Sprach ich ernst, woraufhin sie mich nur fassungslos ansah.
Mit einer Handbewegung zeigte ich ihr, dass sie besser gehen sollte, was sie auch zögerlich tat. Kurz darauf ließ ich mich auf das Bett fallen und drehte mich auf den Bauch. ‚ich kann schwören, dass ich noch einen Muskelkater von dem ganzen ‚Unterricht' bekomme...' seufzte ich gedanklich und schloss dann meine Augen.
Die nächsten Tage vergingen in etwa alle gleich. Zuerst wurde ich von Laito geweckt, welcher dann mich aber nicht aufstehen lassen wollte, dann kam Reiji und hat uns beide runter geschickt zu Essen, anschließend blieb immer einer der Brüder bei mir und gab mir ‚Vampirunterricht', während die anderen zur Schule gingen.
Sobald allerdings alle wieder da waren, begann mein ‚Manieren Unterricht' bei Reiji und Ruki, ehe danach das Tanzen dran war, wo ich Laito gefühlte tausend Mal auf die Füße trat. Das Spektakel sahen sich eigentlich immer alle an, da es wohl ziemlich witzig aussah. Auch heute war es mal wieder soweit, doch musste ich schon sagen, dass Laito eine ziemlich große Geduld hatte mit mir und langsam wurde ich auch besser.
Langsam trat ich in das Wohnzimmer, doch wollte ich schon wieder auf dem Absatz umdrehen, als mir dieser Anblick sich bot. Dort im Wohnzimmer war ein langes, violettes Ballkleid über einen der Sessel gelegt, während auf dem Boden zwei extrem hohe Absatzschuhe waren. „Ich wusste ja das ihr Sadisten seid, aber wollt ihr mich umbringen?!" fragte ich aufgebracht in die Richtung der Vampire. Okay, dass Kleid sah wirklich toll aus, doch nicht mal im nächsten leben würde ich solche hacken tragen!
Reiji schob sich seine Brille hoch und erwiderte kalt: „Der Ball rückt immer näher, deshalb musst du nun auch noch lernen mit dem Kleid und den Schuhen tanzen zu können, außerdem ist es dann wohl eher Laito, welcher mehr Probleme haben wird." Schuldbewusst sah ich zu Laito, welcher aber das ganze relativ gelassen nahm...zumindest schien das so. Mittlerweile konnte ich ihn meistens lesen wie ein offenes Buch. In seinen Augen erkannte ich, dass er am liebsten schmerzvoll das Gesicht verzogen hätte, was aber ziemlich verständlich war. Nach einer längeren Diskussion nahm ich das Kleid, sowie die Schuhe und ging grummelnd auf mein Zimmer, wo mich ein Dienstmädchen begrüßte.
Mir fiel immer wieder auf, dass es mehrere bedienstete gab, doch die meiste Zeit waren sie wie verschollen. Das Dienstmädchen, welches mir gegenüber stand, hatte blonde Haare und blaue Augen. Sie war ziemlich zierlich, doch das was mir gleich auffiel, sie war gesund. Kein e blasse Haut durch den Blutverlust oder sonstigen Merkmale. „ich soll ihnen beim umkleiden helfen, Marie-sama." Sagte sie, mit einem höflichen Lächeln. Ebenfalls mit einem leichten Lächeln ging ich näher zu ihr und meinte: „Nenn mich bitte einfach Marie, das ist mir viel lieber. Schließlich bist du doch noch unbedingt viel älter als ich und besonders vornehm bin ich auch nicht."
Es schien fast so, als wenn ein Stein von ihren Herzen fiel, denn ihr Lächeln erreichte nun auch ihre Augen. So fingen wir uns auch an etwas zu unterhalten, wodurch ich erfuhr, dass das Mädchen Himiko hieß und sie schon eine Weile in der Villa arbeitete. Himiko wusste davon, dass es hier gefährlich war, doch brauchte sie die Arbeit und sie versprach mir hoch und heilig auf sich aufzupassen.
Natürlich erzählte ich ihr auch etwas über mich und als ich ihr von Laito und mir erzählte, schien ihr etwas einzufallen: „Weißt du...als du weg warst, ist Laito-sama kaum noch wirklich mit anderen Mädchen hierhergekommen und wenn, waren sie viel zu schnell wieder weg. Irgendwie hat er sich verändert gehabt, das sagen auch die anderen."
„Wirklich? Naja, mir ist aufgefallen, dass er mich einmal ins seinem Blutdurst als sein Eigentum abgestempelt hat und er ist es auch, der mich öfters vor Ayato rettet..." fing ich daraufhin an, unbemerkt in Schwärmerei zu verfallen.
Ein leises Kichern drang an mein Ohr, woraufhin ich mich zu Himiko drehte, welche gerade mein Kleid glattstrich. Sie kicherte: „Das hört sich so an, als wärt ihr beide ein Pärchen, welches sich eine Weile nicht gesehen hat." Mein Gesicht wurde mal wieder ziemlich rot, doch konnte ich nicht verneinen, dass ich Gefühle für den Hutträger hatte und ganz ehrlich fand ich sein verhalten so...naja er passte eben ziemlich auf mich auf.
Mein Schweigen sagte wohl mehr als tausend Worte, denn sie grinste mich nur wissend an. „Du siehst wirklich toll aus, Marie." Wechselte die Blauäugige das Thema, wofür ich ihr wirklich dankbar war. Jetzt hieß es nur noch irgendwie in das Wohnzimmer zu gelangen, ohne sich irgendwie zu verletzen.
Dem teleportieren habe ich mir erstmal abgeschworen, besonders, wenn keiner der Jungs in meiner Nähe war. Deshalb hieß es wohl oder übel, laufen.

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