Helena schritt aufrecht durch die Korridore. Sie dachte daran, was Violett gesagt hatte. Thoman hatte sie verraten und niemand wusste genau, wie das sein konnte. Was würde als nächstes passieren? Was plante Titanos? Helena hatte keine Ahnung. Sie bog um die Ecke und stieß prombt gegen jemanden.
"Verzeihung", sagte Helena schnell.
Die Frau sah auf. Sie trug ein weißes Kleid und ihre blauen Augen durchbohrten die Königin beinahe.
"Halb so wild", meinte Violett trocken.
Überrascht über die Antwort, starrte Helena die archenländische Prinzessin an. "Wäre nicht ebenso eine Entschuldigung angebracht?"
"Ja, natürlich. Tut mir leid, dass ich nicht schon gegangen bin."
Violett ging an Helena vorbei.
"Hab' ich Euch etwas getan?", fragte die Königin verwundert. Sie blieb erstaunlich ruhig. Normalerweise wäre sie aufgrund ihrer Stellung auf sie losgegangen, doch wegen der ganzen Ereignisse war sie schwach geworden.
Violett war stehengeblieben und langsam wandte sie sich um. "Nein, nicht wirklich." Sie trat einen Schritt auf Helena zu. "Ich verstehe nur nicht wie man Euch weiterhin als Königin regieren lassen kann. Ihr seid ja noch ein Kind."
"Meine Mutter war genauso alt", gab Helena kühl zurück.
"Aber sie hat gewusst, was sie tut. Ihr bringt Schande über uns. Euretwegen ist mein Vater ein Vasall Titanos'."
"Meinetwegen?" Helena sah die Prinzessin verständnislos an. "Ich habe nichts getan. Ich habe nur versucht, mein Volk zu regieren."
"Dann lasst es lieber", sagte Violett und wollte gehen, doch wieder hielt Helena hielt sie zurück.
"Ich bin die Königin! Ihr habt kein Recht, mir etwas zu unterstellen. Jetzt kommt Ihr noch davon, doch wenn Ihr Euch noch einmal unerhört verhaltet, werde ich Euch des Verrats an die Krone beschuldigen."
"Gut. Ich freue mich schon auf meine Hinrichtung", meinte Violett und schritt davon.
Fassungslos sah Helena ihr hinterher. Diese Frau nahm sich wirklich viel heraus.
"Sie ist wirklich selbstbewusst", erklang eine Stimme in Helenas Rücken. Es war Lorion, in prächtigen Kleidern gekleidet wie eh und je.
"Was wollt Ihr?", fragte die Königin leicht gereizt.
"Ich wollte mir nur ein wenig die Beine vertreten." Er hielt ihr den Arm entgegen. "Wollt Ihr mich begleiten?"
Helena seufzte. "Mir bleibt wohl keine andere Wahl." Sie ergriff den Arm und zusammen schritten sie durch die Korridore, hinaus in die telmarischen Gärten.
"Als ich noch ein Kind war, habe ich die meiste Zeit hier in den Gärten verbracht, wenn wir hier waren", sagte die Königin. Sie lachte leise und ließ den Blick sinken. "Ich bin weiterhin ein Kind."
"Nein. Ihr seid die Königin", erwiderte Lorion.
"Mein Blut gibt mir das Recht, diesen Titel zu tragen, doch es ist nichts weiter als ein Name, zusammen mit einer Krone. Jeder könnte sie haben und doch macht es ihn nicht zu einem besseren Herrscher. Ich habe versagt und ich werde Schuld an dem Untergang des Reiches sein. Narnia sollte keine oberste Herrscherin haben. Jedes einzelne Land sollte sich selbst regieren, ohne weitere Normen, die Jahrhunderte lang eine Frau gegeben hat, die nicht alterte, und nun ein Mädchen, welches alle ins Verderben stürzt."
Lorion blieb stehen und stellte sich vor sie. "Wenn nicht Ihr, wer dann hält das Reich zusammen? Nur dank Euch und Eurer Mutter herrscht kein Krieg zwischen den einzelnen Länder. Telmar und Narnia würden sich bekriegen, Narnia und Kalormen ebenso. Das Gesetz hält es zusammen, Ihr haltet es zusammen. Ihr dürft die Hoffnung nicht aufgeben, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Denn wenn Ihr aufgebt, geben andere auch auf."
Helena sah dem Prinzen in die blauen Augen und schluckte schwer. Er hatte recht, das wusste sie, aber sie fühlte sich so schwach und unfähig, etwas zu tun. Sie hatte das Gefühl, dass ihr alles aus der Hand gleiten würde.
"Ich weiß nicht, wie ich das alles unter Kontrolle bringen soll", erwiderte das Mädchen.
Lorion ergriff ihre Hand, drehte sie, so dass die Handfläche nach oben zeigte, und legte seine darauf. "Hier drin befindet sich etwas, was stärker ist als Soldaten. Ihr könntet es schaffen. Ihr könntet sie nutzen!"
Helena entriss ihm seine Hand. "Nein!" Sie trat einen Schritt zurück, den Kopf wild schüttelnd. "Meine Kraft tötet Menschen. Ich will niemanden töten, ich will es nur verhindern. Und ich weiß nicht, wie. Ich weiß nicht, wie ich die Magie benutzen kann!"
"Dann lernen wir es. Wir versuchen es zusammen", versuchte der Prinz.
"Nein. Nein, das geht nicht", sagte Helena hastig. "Ich wollte es erst, doch ich kann nicht riskieren, jemanden dabei zu verletzen."
"Aber vielleicht verletzt Ihr auch niemanden. Vielleicht funktioniert es. Ihr müsst es nur versuchen!"
"Nein." Helena schüttelte den Kopf. "Nein, das werde ich nicht." Die Königin machte auf dem Absatz kehrt und stürmte in Richtung Schloss.
"Helena", erklang Edmunds Stimme und verwundert wandte sie sich um.
"Was ist?"
"Kaspian hat eine Versammlung einberufen", erklärte ihr Onkel.
"Wieso?", wollte Helena wissen.
"Ich weiß es nicht, aber wir finden es gleich heraus."
Helena und Edmund liefen zum Thronsaal. Die Lords saßen auf ihren schweren Stühlen und Kaspian stand vor seinem Thron, seine Miene war ernst. In seinen Händen hielt er ein Stück Pergament und unsicher sah Helena zu Edmund. Lucy und Eustachius traten neben sie, den Blick ebenfalls auf Kaspian gerichtet.
"Lords von Telmar, ich habe eine schlechte Nachricht von Hochkönig Peter erhalten. Die Riesen von Ettinsmoor verlassen bis zu den Zähnen bewaffnet ihre Heimat. Sie sind nun Gefolgsleute von Titanos, womit wir in der Unterzahl wären. Der Krieg, der auf uns zukommt, sieht für uns erfolglos aus. Wir haben keine Chance. Deswegen werden alle Dörfer, die auf dem Weg von Ettinsmoor nach Archenland und nach Telmar liegen, geräumt. Die Dorfbewohner werden in Festungen untergebracht, weit weg von den Riesen."
"Und wie lange wird das dauern?", fragte Helena.
Kaspian sah sie verwundert an. "Wie meinst du das?"
"Wie lange werden die Bewohner von ihrer Heimat davongerissen? Sie können sich nicht ewig verstecken, wir können uns nicht ewig verstecken!"
"Helena ...", versuchte Edmund sie zu beruhigen und legte ihr seine Hand auf die Schulter.
"Nein!", rief das Mädchen und riss sich von ihrem Onkel los. "Wir sollten Titanos zur Strecke bringen, bevor noch schlimmere Dinge geschehen."
"Auch wenn du die Königin bist, es ist mein Königreich und mein Volk - Telmar. Ich habe mehr Erfahrung als du und du bist meine Nichte. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas zustößt", meinte Kaspian.
Empört sah Helena den Mann an. Sie wusste nichts darauf zu erwidern. Natürlich hatte er recht - er hatte mehr Erfahrung -, und sie war nur ein junges Mädchen, welches beschützt werden musste, aber sie war auch die Königin.
"Ich gebe Euch die Chance, mir zu beweisen, dass Ihr alles unter Kontrolle habt, doch sobald etwas aus den Fugen gerät, werde ich jegliche Befehlsgewalt übernehmen. Denkt an meine Worte, König Kaspian", sagte Helena. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und schritt aus dem Saal.1118 Wörter
Tut mir leid, dass so lange nichts kam, aber ich hatte einfach keine Motivation. Außerdem hat die Schule wieder begonnen und der ganze Stress ebenso. Wenn ich es schaffe, kommt einmal pro Woche ein Kapi. Ich hoffe, ihr versteht das.
Nun ein paar Spekulationen: Was, denkt ihr, wird Helena tun? Oder was wird als nächstes geschehen?
Ich denke, ihr wärd überrascht, wenn ihr wüsstet, was kommt xD
Lasst eure Meinung da! :*
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Die Chroniken von Narnia - The Enemy of my Enemy || Band 6
FanfictionBuch 6 Wie weit würdest du gehen, um dein Königreich zu schützen? Würdest du dich mit deinem ärgsten Feind zusammenschließen? Ein Sturm zieht auf - einige Länder stimmen nicht mit der Politik der neuen Herrscherin überein, sie zweifeln. Die Königsh...