Das Traummädchen

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Kapitel 7

Als Kay, Alex und Sam aus meinem Zimmer, nach geschlagenen Stunden, raus gingen, schlug ich die vielen Decke von mir und kniete mich auf die Matratze. Wegen einem unangenehmen Ziehen an meinem Rücken, sah ich nach hinten. Braune Flügel schauten zwischen meinen Schulterblättern heraus. Die Verbände verdeckten den größten Teil meiner Haut, weshalb ich nicht sah, woher das Ziehen kam. Leicht strich ich über die Federn. Sie waren sehr weich und leicht klebrig.
"Ich hab Flügel", lächelte ich stolz und stand vorsichtig auf. Durch das Gewicht der Flügel taumelte ich nach hinten und plumpste mit meinem Po wieder auf die Matratze. Mit einem Dein-Ernst-Blick starrte ich die weiße Wand mir gegenüber an. Dass sie so schwer sind, hatte ich nicht gedacht! Seufzend stand ich schwungvoll auf und schaute mich in meinem neuen Zimmer um.
Es sah fast alles genauso aus, wie in meinem Traum, nur das jeweils links und rechts, neben dem Kamin, eine Tür war, hinter der rechten Couch ein großes, weißes Regal stand und der Schaukelstuhl weg war.
Neugierig schritt ich auf die linke Tür zu und öffnete sie. Zum Vorschein kam ein Begehbarer Kleiderschrank. Neugierig ging ich ein paar Schritte hinein und strich mit meiner Hand über die Kleider, welche auf Holz Kleiderbügel hangen. Der Stoff war etwas komisch. Er fühlte sich seidig weich an, war aber auch elastisch. Schnell holte ich mir ein grünes Flieder Kleid heraus, das leicht in meiner Hand lag.
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Das hatte ich schon mal gesehen. Nur wo? Nachdenklich starrte ich auf den grünen Stoff. Na klar! In meinem seltsamen Traum, in dem ich das hübsche Mädchen, mit den grünen Augen, gesehen hatte! Verwundert drehte ich das Kleid in alle Richtungen. Komisch, dass das bei mir im Schrank war.
Schulterzuckend hang ich es wieder an seinen Platz zurück und suchte nach einem anderen Kleid. Schnell entdeckte ich ein giftgrünes mit Trägern, das vorne kurz und hinten immer länger wurde. Dazu schnappte ich mir noch Unterwäsche sowie giftgrüne Ballerinas, die in weißen Regalen lagen, und machte mich auf die Suche nach dem Bad.
Aus dem Schrank raus, öffnete ich die nächste Tür und fand ein, mit weißen Fliesen belegtes, großes und modern ausgestattetes Bad. Links gab es eine Bodenbündige Dusche mit einer milchigen Scheibe, die nach rechts zeigte, und einer weiß verputzten Wand. Der ein Meter breite Gang trennte die Dusche von einer einfachen Badewanne, die rechts in die Wand eingebaut war.
Mein Blick glitt wieder nach links.
An der verputzten Wand hang eine Toilette. Ein Meter davon entfernt, sprang mir ein dunkelbraun gefliestes Waschbecken in die Augen.
Staunend spazierte ich in das Bad hinein. Wir hatten Zuhause keine Badewanne. Ich lächelte breit. Ob ich da mit meinen Flügeln hinein passen würde?
Schnell zog ich meine Jogginghose aus und band mir die Verbände vorsichtig von der Brust. Zögerlich schielte ich über meine Schultern hinweg. Vor Schreck ließ ich die Verbände fallen. Um meine Flügel herum war die Haut dick angeschwollen und Feuerrot. Hinzu kam, dass sich eine dicke Blutkruste um meine Arm dicken Flügel Knochen gebildet hatte. Über deutlich spürte ich meinen Puls in dem heißen Fleisch.
Ob das gut verheilen wird?
Ich rieb mir über die Stirn. Der Tag gestern war echt nicht der schönste und schmerzfreieste in meinem Leben!
Langsam machte die milchige Glastür der Dusche auf und ging in sie hinein. Erst mal Duschen! Danach fühlte ich mich immer wie ein neuer Mensch... Okay. Nicht wie neu, aber so gut wie!
Schmunzelnd, über meine eigenen Gedanken, machte ich das Wasser an. Etwas unbequem war es ja schon. Dauernd stieß ich nämlich mit meinen Flügeln an die braunen Fliesen, was wegen den Wunden sehr weh tat! Egal in welche Richtung ich mich auch drehte. Es nützte einfach nichts! Schließend ließ ich es einfach sein und schäumte meine Haare sowie meinen Körper mit Shampoo und Seife ein.
Fertig geduscht, wickelte ich mich in ein großes, weiches Handtuch, das unter dem Waschbecken in einem Schrank lag. Als ich mich wieder gerade hinstellte, sah ich in den runden Spiegel vor mir. Meine Augen waren ganz rot und leicht angeschwollen. Wahrscheinlich wegen dem ganzen Weinen gestern. Ich schluckte leicht. Mein Hals tat mir auch noch weh.
Langsam trocknete ich meine Haare ab und bückte mich wieder runter zu dem kleinen Schrank. Suchend glitten meine Augen über die zwei Regale. Einen schwarzen Föhn entdeckt, holte ich ihn heraus und suchte eine Steckdose. Eine neben den zwei warm leuchtenden Lampen, die rechts und links neben dem Spiegel hangen, gefunden, steckte ich den Stecker ein und föhnte meine Haare trocken.
Verwundert stellte ich fest, dass meine Haare dunkler waren und man dadurch meine Strähnen fast nicht mehr sah. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Vielleicht gingen sie ja ganz weg. Dann würde mich auch keiner mehr so komisch anstarren. Ich strich mir eine Strähne hinter mein rechtes Ohr und ging wieder in mein Zimmer hinein.
Dort angekommen, entdeckte ich eine mittelgroße Musikanlage auf dem Regal, hinter der Couch stehen. Fröhlich ging ich darauf zu und klickte auf CD. Mit lautem Bass dröhnte mir Ariana Granden- Problem entgegen. Lauthals sang ich mit, auch wenn mir mein Hals fürchterlich weh tat, und ging zu meinem Bett. Verwundert blieb ich stehen. Auf der weißen Bettdecke lag ein Tablett voller Essen und Trinken. War jemand in meinem Zimmer gewesen? Ach egal! Erfreut schnappte ich mir ein Croissant und tanzte in meinem Zimmer umher.
Ein lautes Räuspern ließ mich in meiner Bewegung inne halten. Mit einer furchtbaren Vorahnung sah ich langsam hinter mich.
Vor mir standen Sam und Kay, die mich verschmitzt angrinsten, während Alex rot anlief und ein blondes Mädchen mich verwirrt anstarrte. Peinlich berührt schrie ich schrill auf und lief mit knall rotem Gesicht in meinen begehbaren Kleiderschrank. Wie Peinlich! Nicht nur, dass das jetzt das zweite Mal war, wo mich Sam in so einem Aufzug gesehen hatte, jetzt auch noch Kay und Alex.
Hektisch zog ich mich um und war froh, dass ich mir ein Kleid heraus gesucht hatte. So berührte der Stoff nämlich meine angeschwollene Haut nicht. Zögerlich trat ich aus dem begehbaren Kleiderschrank. Keiner war zu sehen. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und trat ein paar Schritte aus dem Raum. Wo waren sie hin?
Langsam lief ich auf die Ausgangstür zu, welche rechts neben dem Bett angebracht war, und machte sie einen Spalt weit auf. Vorwitzig streckte ich meinen Kopf durch den Türspalt.
Alle standen in einem Kreis an der Wand und führten eine heftige Diskussion. Neugierig trat ich nach draußen und machte die Tür leise hinter mir zu. Sams Kopf drehte sich zu mir. Ein breites Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er mich sah. Mit rotem Kopf wich ich seinen Blicken aus und stellte mich in eine Lücke. Sofort hörten sie mit ihrer Diskussion auf.
Ich lächelte leicht und murmelte ein "Hallo."
"Wie geht es dir?", fragte mich Sam. Er stand rechts neben mir. Ich zuckte mit den Schultern und lächelte leicht.
"Ganz gut. Mir tut nur mein Rücken und mein Hals weh", sagte ich, während ich die anderen unauffällig betrachtete.
Sam, Kay und Alex trugen dunkelgrüne, enganliegende T-Shirts, mit einer dunkelbraunen Hose und merkwürdigerweise keine Schuhe. Ihre weißen Flügel waren angelegt, während ihre spitzen Ohrmuscheln vorwitzig aus ihren Haaren heraus schauten. Wie passten ihre Flügel durch das T-Shirt? Waren dort Löcher drin? Überlegend legte ich den Kopf schief.
"Das ist gut", lächelte das blondhaariger Mädchen links neben mir und nickte. Sie hatte wilde Locken, ein leicht ründliches Gesicht und blau, graue Augen. Ihre Haut war sehr bleich, weshalb ihre rosigen, dünnen Lippen sowie ihre gerade Nase hervorstachen. Ich lächelte zurück. Sie war mir jetzt schon sympathisch.
"Ich bin Moon. Die Halbschwester von den dreien da", reichte sie mir ihre Hand und grinste die Jungs an.
"Layla", stellte ich mich ebenfalls mit einem Händedruck vor. "Und was machen wir jetzt?", fragte ich neugierig in die Runde.
"Wir stellen dich jetzt unserer Mutter und unserem Vater vor", antwortete Moon. Ich nickte, auch wenn ich den Grund dafür nicht verstand.
Kay stupste sich von der sandfarbenen Wand ab und spazierte, mit den Händen in den Hosentaschen, voran. Komisch, dass er und Alex bis jetzt noch kein Wort mit mir gewechselt hatten. Langsam gingen wir alle hinter ihm her. Dabei sah ich auf den dunkelbraunen Bodenteppich.
"Geht es dir wirklich gut?", flüsterte Sam nah an meinem Ohr, weshalb er sich ein wenig nach unten beugen musste.
"Ja, keine Sorge. Aber warum flüstern wir?", flüsterte ich lächelnd zurück und sah zu ihm hoch.
"Keine Ahnung", sagte er grinsend in der selben Lautstärke. Ich schüttelte leise kichernd den Kopf und betrachtete runde Lampen, die jede paar Meter voneinander entfernt an der Wand hangen. Viele Elfen liefen mit schnellen Schritten an uns vorbei.
"Wo sind wir denn überhaupt?", fragte ich nun wieder etwas lauter.
"Im Wohnheim der Bediensteten", antwortete Kay gelangweilt vor mir. Was war denn auf einmal mit ihm los? Verwirrt sah ich zu Sam, der neben mir ging. Er winkte abwehrend mit der Hand und gab mir somit zu verstehen, dass ich das nicht so übel nehmen sollte. Ich nickte.

Kriegerin der Elemente [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt