Die Höhle

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Kapitel 4

Die Blätter leuchteten in den verschiedenen Farben auf. Das rechte oben in blau, das linke oben in braun, rechts unten das in rot und das linke unten in grau. Erschrocken ließ ich sie auf den Boden fallen und ging ein Schritt zurück. Die vier Blätter leuchteten immer heller auf, sodass ich gezwungen war wegzusehen. Mit meinen Armen vor meinen Augen, öffnete ich nach ein paar Sekunden zögerlich meine Lider und blickte auf den Boden. Ich sah noch, wie das Papier schlagartig aufhörte zu leuchten, als ein Blatt zum Vorschein kam. Langsam ging ich darauf zu, um zögerlich in die Knie zu gehen und den Zettel auf zu heben. Die Rätsel sowie die Lösungen waren verschwunden. Stattdessen konnte man die Ranken und das E jetzt deutlich Grün, Gold im Licht schimmern sehen. Zärtlich fuhr ich die Linien nach. Das Papier fühlte sich rau und alt an.
„Was war denn DAS?" Alex und Kay standen hinter mir und blickten über meine Schulter hinweg, auf das Blatt. Schulter zuckend drehte ich meinen Kopf wieder zu dem etwas in meiner Hand.
„Vielleicht ist das ja so ein Magnetpapier und es hat nur so geleuchtet, weil das Licht von den Magneten reflektiert wurde", murmelte ich leise. Ein anderer logischer Grund fiel mir auch nicht ein.
Die Jungs hinter mir murmelten ein "Vielleicht hast du recht", und rätselten mit mir, was dieses E bedeuten sollte.
E

mpire? Erde? Ende? Ente? NEIN! Jetzt fange ich ja genauso an, wie Kay. Man ey, Dummheit färbt echt ab! Seufzend sah ich beide fragend an. Kay schüttelte nur den Kopf, während Alex das Blatt nahm und es sich genauer ansah.
„Was ist mit Element? Wasser, Luft, Feuer und Erde sind schließlich natürliche Elemente", drehte er sich zu uns um. Ich und Kay nickten lächelnd. Stolz grinste der braun haarige Junge uns an.
Ich ging um den weißen Stein herum und suchte nach irgendeinem neuen Hinweis. Sam hatte sich aber ganz schön viel Mühe bei dieser Schnitzeljagd gegeben!
Mein Blick blieb an einem etwas dunkleren Punkt im Stein hängen. Neugierig ging ich darauf zu und bemerkte das es ein Loch war. Nicht nur ein Loch, was ich feststellte, als ich mit meinem Kopf noch näher heran ging, sondern ein Schlüsselloch! Hier musste also ein Schlüssel versteckt sein. Ich rief die Jungs zu mir und zeigte ihnen das Schlüsselloch. Verwirrt sahen mich beide an.
„Layla, was meinst du? Ich seh da nur einen glatten, weißen Stein!", sagte Kay. Alex nickte zustimmend. Wollten die mich gerade verarschen?
„Leute! So schwer ist das nun auch wieder nicht. Direkt vor euch ist ein Loch! Und zwar ein Schlüsselloch!" Wild fuchtelte ich mit meinen Händen vor dem Loch herum. Beide sahen mich immer noch ratlos an. Ich gab es schließlich auf. Die Schultern hängen gelassen, schaute ich mich nach dem Schlüssel um.
Plötzlich entdeckte ich etwas glitzerndes in einem Gebüsch rechts von mir. Ich spazierte darauf zu und streckte vorsichtig meine Hand an den kühlen Blättern und scharfen Äste vorbei, die meine Haut aufkratzten. Als ich etwas hartes und kaltes an meinen Finger fühlte, umgriff ich es und zog es vorsichtig heraus. In meiner Hand lag ein eiserner Schlüssel. Wie auch auf dem Blatt, war ein großes E am Schlüsselkopf abgebildet, das im Licht Gold, Grün schimmerte. Ranken bildeten einen Bogen um den Buchstaben herum, während Erdbrocken den Stängel zierten und Flammen am Boden des Rankenbogens heraus schossen. Wind, in Form von geringelten Linien, standen von dem E ab und waren jeweils auf beiden Seiten mit dünnen Stangen fest gemacht, die aus dem Hals des Schlüssels heraus schauten. Fasziniert betrachtete ich den Schlüssel und fuhr die einzelnen Elemente nach. Wer so etwas erschaffen konnte, war ein echter Künstler!
Mit dem Schlüssel in der Hand, ging ich also auf den Stein zu und steckte das S-förmige Ende in das Loch hinein. Vorsichtig drehte ich den Schlüssel nach links. Das Schloss ging mit einem 'Knack' auf. Gespannt starrte ich den Stein an. Doch als nichts passierte, zog ich verwirrt die Augenbrauen zusammen und steckte den Schlüssel wieder aus dem Loch. Hatte ich etwas falsch gemacht?
Plötzlich fing der Boden fürchterlich an zu vibrieren. Durch die Erschütterung verlor ich mein Gleichgewicht, ließ den Schlüssel unabsichtlich fallen und stolperte rückwärts. Hart stieß ich gegen etwas. Warme Hände hielten mich an meinen Schultern fest. Aus Reflex drehte ich mich um und krallte mich an Kays T-Shirt fest. Schützend schlang er seine Arme um meinen Oberkörper und drückte mich fest an sich. Lautes gepolter, als ob Steine einen Berg hinunter rollen würden, drang in meine Ohren. Ängstlich kniff ich die Augen zusammen. Was zum Teufel passierte hier?
Nachdem das Beben aufhörte, öffnete ich zögerlich meine Augen.
"Geht es allen gut?", hörte ich Alex nur wenige Meter von uns entfernt besorgt schreien.
"Ja", rief Kay zurück und ließ mich los. Mit zittrigen Armen löste ich meine Hände von seinem T-Shirt und sah hinter mich. Adrenalin pumpte durch meinen Körper. Laut hörte ich mein Herz gegen meinen Brustkorb schlagen, als ich mit großen Augen auf das vor mir sah.
Wortwörtlich blieb mir die Spucke weg. Vor mir war kein Stein mehr, sondern einfach nur ein rundes Loch. Verunsichert ging ich ein paar Schritt auf die Bodenöffnung zu. Davor blieb ich stehen. Strahlend weiße Platten, die kein Geländer oder etwas ähnliches hatten, hangen, nur gehalten von dem Felsen rechts von mir, in der Luft. Umso weiter man hinunter sah, umso dunkler wurde es.
Ich schaute zu Kay und Alex zurück. Beide nickten und gaben mir somit die Erlaubnis hinunter zu gehen. Nicht das ich eine von ihnen bräuchte! Aber man wusste ja nie, ob sie mir auch folgten. Ich musste mir eingestehen das ich etwas, aber auch nur etwas schiss hatte. Hört ihr die Untertreibung? Was hatte sich Sam da denn bitte auch ausgedacht? Die Szene war ja schon fast, wie in einem Fantasie Film!
Während ich in Gedanken über Sams Idee fluchte, ging ich vorsichtig die ersten Stufen hinunter, die sich vor mir wie ein Weg nach Unten ausstreckten. Meine rechte Hand legte ich auf das kalte und raue Gestein neben mir. Kleine Fackeln, die an der Wand hangen, leuchteten mir den Weg.
Unten angekommen, ließ ich meinen Blick über die Höhle gleiten. Der breite Weg vor mir war mit trockener Erde bedeckte und ließ mich leicht husten, als ich einen Schritt nach vorne trat und somit Staub aufwirbelte. Schützend hielt ich eine Hand über meine Nase. Als sich die feinen Körner wieder legten, ließ ich meine Hand sinken und drehte meinen Kopf nach rechts. Zwei Fackeln hangen rechts und links an den Wänden. Das helle Licht der Flammen brachte kunstvolle Malereien zum Vorschein, die auf die roten Steinwände gemalt wurden. Da gab es zum Beispiel ganz normale Wesen, die man noch heute kannte, wie: Meerjungfrauen, Elfen, Wölfe, Vampire, Zyklopen, Zentauren usw. Aber dann gab es auch welche, die ich nicht kannte, wie Beispielsweise dem schwarzen Wesen vor mir. Es hatte die Knie leicht gebeugt, einen krummen Rücken und war sonst Nackt. Ich konnte nicht erkennen, was für ein Geschlecht es war, da seine Geschlechtsteile fehlten. Gebogene Hörner wuchsen auf seinem kahlen Kopf. Seine Hände hatten spitze, lange Fingernägel. Der Mund war leicht geöffnet und hatte einige Hautfetzten herunter hängen, weshalb ich angeekelt mein Gesicht verzog. Also dieser Kreatur wollte ich nicht begegnen!
Fasziniert glitt mein Blick wieder durch die Höhle. Echt unfassbar, dass die Menschen aus dem Mittelalter - oder wer das auch immer gemalt hatte - so eine fabelhafte Fantasie hatten. Hallo! Ich meine, wer glaubte heutzutage noch an Feen, Elfen oder Kobolde? Genau... niemaaaand! Und es dachten sich auch nicht mehr so viele Menschen auf dieser Welt so welche Wesen aus... Mal von Spielprogrammierer abgesehen!

Kriegerin der Elemente [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt