Achterbahn der Gefühle

436 30 15
                                    

Kapitel 15

„Das waren Kekse für Hunde“, flüsterte sie und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. Fassungslos starrte ich sie an. Das war doch jetzt nicht ihr ernst!? Ein Kichern drang aus ihren Mund.
„Du hast Hundekekse gegessen“, lachte sie nun laut. Angeekelt verzog ich mein Gesicht und trank hastig von meinem Wasser. Und ich hatte mich schon gewundert, warum diese Kekse so nach Speck und Fleisch schmeckten!
„Hast du nicht auf die Schilder geschaut?“, fragte Ally, als sie sich wieder beruhigt hatte.
„Nein“, brummte ich. „Warum steht das überhaupt in der Essensausgabe?“, schnauzte ich zickig. Ally zuckte mit den Schultern und verabschiedete sich danach von mir. Sie und die anderen mussten ja noch zwei Stunden nachsitzen. Seufzend stand ich auf und flog zu meinem Zimmer zurück. In meinem Zimmer angekommen, schmiss ich mich erschöpft auf mein Bett und schloss die Augen. Ich war so müde, dass ich direkt einschlief.

~ ¤ ~


Leise hörte ich das Rauschen des Windes und spürte die angenehm warme Luft in meinen Kleidern sowie Haaren, als ich über den Regenwald flog. Genüsslich schloss ich meine Augen. Warme Sonnenstrahlen kitzelten mich plötzlich auf meiner Nase, weshalb ich meine Augen wieder öffnete. Geradewegs sah ich auf die Wolkendecke, welche über mir auseinander brach. So ruhig hier, dachte ich zufrieden lächelnd. Sachte flog ich über den Wolken hinweg, irgendwo hin, wo mich keiner fand. Weg von meiner momentanen Situation und meinen Problemen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Kandor ein paar Loopings drehte und danach hinunter zu Mona flog. Sie hatte an einem breiten Fluss halt gemacht. Seelenruhig steuerte ich auf sie zu und landete auf einem umgefallenen Baum. Erschöpft machte ich an dem breiten Fluss mein Gesicht nass, damit ich etwas wacher wurde. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich neben mir ein helles Licht, weshalb ich erschrocken zur Seite rutschte und mit offen stehendem Mund in das Gesicht meiner Mutter blickte. Sanft lächelte sie mich an und breitete ihre Arme einladend aus.
„Mama“, stieß ich erfreut aus und warf mich in ihre Arme. Tief sog ich ihren gewohnten, nach Moos riechenden Duft ein, als sie ihre Arme um mich schloss. Sanft löste sie sich aus der Umarmung und betrachtete mich.

„Deine Pickel sind weg“, stellte sie lächelnd fest.
Lächelnd murmelte ich „Ja ich weiß“, und fragte gleichdarauf etwas verwirrt, was sie hier machte. Daraufhin stand sie grinsend auf und lief auf Mona zu. Schnell ging ich ihr hinterher. Abwartend sah ich sie an und kraulte die Hündin hinter den Ohren.
„Weißt du... Alex kann zwar Menschen sehr gut manipulieren, aber keine Tochter der Mondgöttin“, hob sie Kandor auf ihren Schoß und streichelte ihn. Er machte es sich auf ihren Oberschenkel gemütlich und genoss die Massage sichtlich, was ich an seinen geschlossenen Augen erkannte. Schmunzelnd betrachtete ich die beiden und ließ mich neben der Hündin nieder.
„Was machen Papa und David? Geht es ihnen gut?“, fragte ich besorgt.
Beruhigend lächelte sie mich an. „Ihnen geht es gut. Mach dir keine Sorgen, ich komme mit den zwei Chaoten schon klar“, zwinkerte sie mir grinsend zu, weshalb ich erleichtert aus atmete und nickte.
„Mama. Du hast mir nicht wirklich meine erste Frage beantwortet“, schaute ich sie anklagend an.
Ertappt seufzte sie.
„Layla. Ich bin hier, um mit dir über Sora und über deine Krone zu reden“, sah sie mich ernst an. Ich gab ihr ein Zeichen fort zu fahren. „Sora ist, wie du wahrscheinlich schon gesehen hast, eine altmodische Welt. Es gibt keine Handys, keine Mp3- Player, keine Computer. Halt eben nichts Elektronisches. Die elektrischen Sachen in deinem Zimmer, der der Königsfamilie und in den Öffentlichen Einrichtungen sind eine Ausnahme, weil der König nach belieben in unsere Welt gehen kann. Auch die Sitten von den Elfen sind anders. Zum Beispiel muss man sich den Respekt nicht durch Taten verdienen, sondern bekommt ihn einfach geschenkt, wenn man große Flügel hat. Um ehrlich zu sein verabscheue ich dieses Gesetzt. Es ist einfach nicht fair“, schnaubte sie wütend. Zustimmend nickte ich und erzählte ihr in Kurzfassung von den Tagen in Sora. Aufmerksam hörte sie mir zu, bis ich an dem Tag ankam, an dem Hunter mich angriff.
„Layla. Pass auf dich auf. Du musst dich zügeln. Nicht viele gehen einfach so gelassen mit deinem Verhalten um, wie Frau Elria. Manche Elfen lassen die Schuldigen auspeitschen oder sogar in den Kerker werfen“, unterbrach sie mich energisch und schaute mich beunruhigt an. Erschrocken schnappte ich nach Luft. Ich wusste ja noch nicht mal, dass sie solche Methoden anwanden oder Kerker hatten!
Meine Aufmerksamkeit galt wieder meiner Mutter, als sie sagte: „Kommen wir aber zu einem anderen Thema und zwar deinen Flügeln.“ Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Was war denn mit ihnen?
„Wie du wahrscheinlich schon bemerkt hast, sind sie braun-.“
„Hätte ich jetzt nicht gedacht“, unterbrach ich sie schmunzelnd.
„Und nicht weiß wie die anderen“, fuhr sie fort und warf mir einen warnenden Blick zu. „Das ist nicht normal... Naja, zumindest in den Augen der anderen“, sah sie überlegend nach oben. „Es wird in den nächsten Tagen viel Aufmerksamkeit auf dir liegen. Nicht nur wegen deinen Flügeln, sondern auch wegen deiner Krone. Momentan besteht sie aus Holz und Klensorpflanzen, die sehr selten und wertvoll sind, aber das kann sich schnell ändern.“
„Ich weiß“, nickte ich. „Sie verändert sich je nach Element und Stimmung.“
Erstaunt hielt sie in ihrem Erzählen inne und fragte „Woher weißt du das?“
„Nachdem ich die Krone bekommen hab, sind wir zu Amaya gegangen und haben ein wenig nachgeforscht“, zuckte ich lächelnd mit den Schultern. Sie nickte verstehend.
„Achso. Naja. Was ich sagen wollte ist, dass du sie nur bei besonderen Anlässen tragen sollst.“ Ich nickte. Das hatte mir Amaya ja schon gesagt. „Weißt du wie du sie absetzten kannst? Oder sie ganz verschwinden lässt?“, fragte sie.
„Absetzten mit diesen einem Spruch, aber ganz verschwinden keine Ahnung!“, lächelte ich leicht.
„Okay. Für das Verschwinden brauchst du auch wieder einen Spruch. Er heißt Kegnilor Penisorum.“ Langsam wiederholte ich ihre Worte.
„Und was bedeutet das?“, fragte ich sie neugierig.
„Also der Spruch Kalsmarik mora sinstora lossske bedeutet: Trenne was dein ist. Und Kegnilor Penisorum heißt so viel wie: Kehre zurück.“
Erstaunt nickte ich. „Okay und warum hab ich ausgerechnet die Klensorpflanzen auf meiner Krone?“, zeigte ich auf meinen Kopf. Sie zuckte gelassen mit den Schultern.
„Das kommt immer auf deine Umgebung oder dein momentanes Gefühl an.“ Leicht nickte ich. Meine Mutter sah plötzlich hoch in den Himmel und schien anscheinend etwas zu suchen. Neugierig folgte ich ihrem Blick. Doch ich konnte nur den blauen Himmel sehen.

„Ich muss jetzt leider gehen. Wir sehen uns bestimmt bald wieder“, sagte sie ein wenig gehetzt und legte den kleinen Welpen behutsam auf meine Oberschenkel ab.

„Was?“, fragte ich entrüstet. Ihr Körper fing schnell an zu verschwinden.
„Und stell keinen Unsinn an“, hallte ihre Stimme streng und leise in meinem Kopf wieder, als ihre Silhouette nur noch Schemenhaft zu erkennen war.
„Mama warte. Ich hab doch noch so viele fragen!“ Verzweifelt streckte ich meine Hand nach ihr aus und wollte sie festhalten, doch leider gingen meine Finger durch die letzten sichtbaren Reste meiner Mutter hindurch. Traurig und auch enttäuscht starrte ich auf den Punkt auf dem sie gesessen hatte. Tröstend stupste Mona mich mit ihrer Schnauze an. Niedergeschlagen lächelte ich sie leicht an und kuschelte mich an ihre Brust. Warum hatte ich auch nur immer so ein Pech?

Kriegerin der Elemente [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt