Die Verwandlung

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Kapitel 13

Verwirrt runzelte ich die Stirn und ließ meinen Blick über die überraschten Gesichter der anderen gleiten.
„Geht raus“, befahl Jaromir mit strenger Stimme. Gebannt starrten sie mich an, während sie langsam aus dem Raum hinaus stolperten. Irritiert schaute ich ihnen hinterher. Warum schickte er alle raus? Mein Blick wanderte misstrauisch zu Jaromir, als die Tür ins Schloss fiel. Er hantierte an seinem Koffer herum, wodurch es wie in einem Horrorfilm aussah. Es fehlte nur noch, dass er sich nun umdrehte, der Raum dunkel wurde und nur sein Gesicht angeleuchtet wurde.
Schnell schüttelte ich den Kopf, um das Bild vor meinem inneren Augen verschwinden zu lassen.
Plötzlich fühlte es sich an, als würde jemand dauernd mit einer Nadel in meine Ohren stechen, weshalb ich mein Gesicht verzog. Einen Wimpernschlag später hörte der unangenehme Schmerz auf und hinterließ eine angenehme Wärme. Erleichtert atmete ich aus. Gleichdarauf sah ich hoch, um zu schauen, was der Forscher machte und begegnete seinem verblüfften Gesicht.
„Was denn?“, fragte ich verunsichert. War irgendetwas nicht in Ordnung mit mir? Hatte ich drei Wochen geschlafen, weil ich eine ansteckende Krankheit hatte? Angst machte sich in mir breit.
Zögerlich zeigte er auf meine Ohren und sagte „Sie sind jetzt spitz.“ Genervt aber auch erleichtert setzte ich mich leicht auf.
"Sehr witzig!", erwiderte ich schlecht gelaunt und verdrehte die Augen. Als ob meine Ohren spitz wären! Schmunzelnd verschwand er kurz in einem Nebenraum und kam mit einem kleinen Spiegel wieder. Stumm reichte er ihn mir. Mürrisch nahm ich das runde Utensil entgegen und betrachtete meine Ohren darin. Vor Fassungslosigkeit fiel mein Mund auf.
„Spitz“, hauchte ich. Ruckartig sah ich nach oben. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte ich hysterisch.
„Das weiß ich auch nicht ganz genau. Aber vermutlich hat es mit deinen Genen zu tun“, erklärte er ruhig und setzte sich neben mir auf die Matratze. Erneut legte er neue Lappen auf meinen Rücken. Nachdenklich biss ich mir auf meine Lippe. Hatte das etwas mit der Blockade zu tun, die mir Yuna die Nacht entfernt hatte?
„Wie geht es dir soweit?“, erkundete er sich. Sein Blick war konzentriert auf mein Rückgrat gerichtet, als ich zu ihm hoch sah.
Ich zuckte mit den Schultern. „Außer das mir mein Rücken weh tut, sehr gut.“
Er nickte. „Sonst keine Beschwerden?“, fragte er sachlich. Still schüttelte ich den Kopf. Vorsichtig ließ ich meinen Oberkörper auf die Matratze sinken und legte meinen Kopf auf die Arme - mit dem Gedanken, dass ich nun wieder einschlief.
Doch leider wurde mein Plan von Kandor zerstört. Wild hüpfte er auf meinen Rücken herum und kletterte anschließend auf meinen Schädel. Lächelnd hob ich meinen Kopf und sah hoch. Zwei schwarze, flauschig aussehende, große Pfoten, lagen auf meiner Stirn. Hinterlistig grinsend, schnappte ich mir diese und zog daran, sodass er nach vorne und auf das große Kissen fiel. Mit schief gelegenem Kopf schaute er zu mir hoch. Lächelnd streichelte ich über seinen Kopf. Freudig mit dem Schwanz wedelnd, tappte er auf mich zu und leckte mir über meine Wange. Lachend schob ich ihn sanft weg und setzte mich vorsichtig auf. Er war so verspielt! Nun steckte ich meine Arme zu ihm aus und hob ihn unter seinen Achseln hoch. Stolz stellte ich fest, dass er fast zwei Zentimeter gewachsen war. Entzückt darüber drückte ich ihn an meine Brust und knuddelte ihn durch, bis mich ein brennender Schmerz innen halten ließ. Reflexartig ließ ich Kandor los und fasste mir an das Handgelenk, an dem das Tattoo von Mona prangte. Es leuchtete blendend weiß auf. Durch das grelle Licht schloss ich meine Augen und drehte meinen Kopf weg. Nach zehn Sekunden, die ich mitgezählt hatte, verschwand der Schmerz so plötzlich wie er gekommen war und hinterließ ein kühlendes Gefühl. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zurück und stellte mit großen Augen fest, dass sich die Tattoowierung verändert hatte. Gekritzelte Linien, die fast aussahen wie Äste oder Risse, streckten sich von dem Yin-Yang Zeichen weg. Verwirrt runzelte ich die Stirn und schaute zu Kandor, der neben mir im Kissen lag. Eine Lederkette, mit einem weißen Yang Anhänger, hing an seinem Hals herunter. Vorsichtig nahm ich es in die Hand und strich sanft über die Glatte und warme Oberfläche. Woher hatte er es auf einmal? Verspielt fing er an an meiner Hand zu knabbern und legte seine Pfoten um mein Handgelenk. Nachdem ich ihn überrascht anstarrte, befreite ich meine Hand aus seinem Maul und umgriff seine Schnauze, um daran ein wenig zu rütteln. Knurrend versuchte er meine Finger mit den Pfoten weg zu schieben. Grinsend drehte ich ihn auf den Rücken und wuschelte durch sein weiches Fell.
„Du kleiner Rabauke“, sagte ich zu ihm, als er einmal laut bellte. Glücklich zog ich meine Hand zurück und beobachtete, wie er hastig aufstand und auf mich zu tippelte.
Schwerfällig stand ich nun vom Bett auf, da ich mich waschen wollte.
Die Lappen, welche um meine Flügel lagen, vielen dadurch mit einem 'Platsch' auf den Boden. Achtlos ließ ich sie liegen. Gleichdarauf sah ich zu Jaromir auf, der mich die ganze Zeit beobachtete hatte.
„Die Mondgöttin war in deinen Träumen gewesen, stimmts?“, fragte er. Kandors Pfoten an meinem Rücken rückten in den Hintergrund, als ich überrascht aber auch misstrauisch nickte. Woher wusste er das? „Dein Körper hat sich verändert“, berichtete er monoton, als wäre es nichts tragisches, und kam auf mich zu geschritten. Panisch schnappte ich nach Luft und sah prüfend an mir herunter. Doch ich konnte keine Veränderungen feststellen. Irritiert wanderte mein Blick wieder zu ihm hoch. „Deine Muskelstränge sind mehr und deine Haare in kurzer Zeit abnormal länger geworden. Hinzu kommt, dass durch deine Adern nun Mana fließt, weshalb auch deine Augen leuchten. Anscheinend bereitet sich dein Körper auf etwas vor“, murmelte er und untersuchte meine Augen mit seinem leuchtenden Finger.
„Auf etwas vorbereiten?“, fragte ich irritiert. „Meine Augen leuchten?“
Er brummte zustimmend. Hilfreiche Antwort, dachte ich schmunzelnd.

Kriegerin der Elemente [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt