Malena

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Kapitel 24

Angespannt bedachte ich Sam mit einem nervösen Blick. Jetzt bloß nicht auffliegen oder mich ansprechen. Ich konnte überhaupt nicht lügen!
"Nein bin ich nicht, aber der Unterricht ist nicht dafür da, um jemanden an zu machen", erwiderte Sam ruhig. Erleichtert atmete ich aus und ließ meine Rückenmuskulatur wieder locker. Echt bewundernswert, wie er in so welchen Situationen ruhig bleiben konnte!
"Ihr scheiß Prinzen und eure Vernunft. Ihr geht mir gewaltig auf die Nerven!", fauchte Hunter.
"Dürfte ich vielleicht auch noch was dazu sagen?", fragte ich zwischen ihren Blickduellen genervt. Alle Augen richteten sich auf mich. Auf Hunters Lippen bildete sich ein verschmitztes Grinsen, als er mir nun ein Arm um die Schulter legte.
"Du bist doch bestimmt meiner Meinung, oder?", fragte Hunter und drückte mich mehr an sich. Vorsichtig entfernte ich seine Hand von meiner Hüfte und trat einen Schritt von ihm weg.
"Nein nicht wirklich." Entschieden schüttelte ich den Kopf und brach die Rose in zwei. "Du hast zwar dein Element oder Kraft, oder wie man das auch immer hier nennt, gut gezeigt, aber so eine Show hätte echt nicht sein müssen! Außerdem hasse ich es, wenn man mir Kosenamen, wie Schatz oder Baby gibt", erklärte ich sachlich und ging zum Becken, um dort das Eis hinein zu legen. Selbstgefällig grinste Sam Hunter an, der wütend seine Hände zu Fäusten ballte.
"Da das ja geklärt ist, können wir ja mit dem Unterricht fortfahren", meldete sich unser Lehrer zu Wort. Wortlos setzten wir uns auf unsere Stühle.

~ ¤ ~

Ein wahnsinniger Lärmpegel machte sich in den Fluren breit, als unsere Klasse als erstes aus dem Unterricht entlassen wurde. In den letzten Stunden passierte nicht viel. Alle hatten ihre Elemente vorgestellt und erklärt, was sie schon konnten und wer sie das gelehrt hatte. Von mir aus konnte man die zwei Stunden auch als 'Kennen lern' Stunde zählen.
Über den Gedanken schmunzelnd, richtete ich den schlafenden Welpen in meinen Armen. Warum musste er auch so schnell groß und schwer werden? Meine Aufmerksamkeit galt der diskutierenden Menge, als die Königskinder und Ally aus der Klasse traten. Dadurch wachte Kandor in meinen Armen auf. Behutsam setzte ich ihn auf den Boden, woraufhin er schlafgetrunken durch die Gegend schwankte. Ich wandte meinen Blick von ihm ab und schaute Phobe fragend an, die hinter ihnen her ging. Kalt sah sie mich an und zuckte mit den Schultern. Bevor sie verschwinden konnte, winkte ich sie zu mir.
Irritiert kam sie auf mich zu und fragte mich mies gelaunt „Was ist denn?"
Lächelnd sagte ich „Ich wollte nur mal fragen, ob du heute Zeit hast." Sie schwieg kurz.
„Warum?", schaute sie mich misstrauig, aus zu Schlitzen verzogenen Augen, an.
„Willst du mir helfen ein Kleid heraus zu suchen. Hab heute leider ein Familientreffen!" Angeekelt sah ich in die Leere, als ich an die Beschreibung von Ally dachte. Phobe empfand wohl ebenfalls so wie ich, denn sie schnitt eine verärgerte Grimasse.
„Wegen mir. Wann denn?"
„Jetzt gleich?", sah ich sie fragend an. Schweigend nickte sie und stand unschlüssig neben mir. Räuspernd zog ich die Aufmerksamkeit meiner Freunde auf mich.
„Ähm... ich geh mit Phobe zu mir. Sie sucht mit mir ein Kleid für das Treffen heraus", informierte ich sie. Ally holte ich extra nicht dazu, da sie sich selber noch fertig machen musste und ich Phobe privat kennen lernen wollte. Sie erschien mir von allen Mädchen in der Klasse - Ally ausgenommen - am erwachsesten. Alle nickte einverstanden, während Sam auf mich zukam und mich außer Hörweite der anderen zog. „Was-?", wollte ich fragen, als er mich unterbrach.
„Hör zu. Ich hab nächste Woche wahrscheinlich gar keine Zeit für dich, weil wir dann jeden Tag eine Besprechung haben. Und außerdem muss ich meinem Vater unter die Arme greifen... Wenn dich Hunter noch einmal anfässt, dich an macht oder sonst irgendetwas los lässt, was dich stört, sag es mir einfach. Ich hau ihm dann voll aufs Maul", starrte er böse in die Luft.
Grinsend tätschelte ich seine Wange und sagte besänftigend „Sam. Ich kann schon auf mich aufpassen und außerdem musst du ihn ja nicht gleich verprügeln! Es gibt auch andere Lösungen, wie reden oder so." Er nickte und seufzte. Mit der Hand fuhr er sich durch die Haare und schaute mich nun wieder an.
„Wann seh ich dich dann wieder?", sah er mich bedrückt an.
Schulterzuckend antwortete ich "Weiß nicht. Wahrscheinlich erst übernächste Woche oder in der Schule?", sagte ich leise.
„Okay", nickte er und sah betrübt auf den Boden.
„Nicht traurig sein", stubste ich ihn mit meinen Ellbogen leicht in die Seite. "Ich kann dich ja auch mal besuchen kommen." Breit grinste ich zu ihm hinauf. Seine Augen fingen an zu glänzen, als er mir zustimmte. Schließlich verabschiedete ich mich von den anderen und ging mit Phobe nach draußen. Seufzend rief ich Mona zu mir, die wahrscheinlich irgendwo im Wald herum lungerte. Nach ein paar Minuten der Stille hörte ich von weitem dumpfe Schritte. Erwartungsvoll sah ich zum Tor, über das Mona nun sprang und schnaubend vor uns stehen blieb. Erfürchtig trat Phobe einen Schritt zurück und blickte faszinierend auf die Wölfin.
„Krasse Schweiße", hauchte sie bewundernd.
„Ich bin Mona. Laylas Koria", stellte sich die Mondhündin vor.
„D-Du h-hast eine MONDHÜNDIN als KORIA?", stotterte Phobe fassungslos und wurde dabei ganz bleich.
Verwundert nickte ich und stieg auf Mona drauf.
"Was ist denn an ihr so besonders?", fragte ich und streckte meine Hand Phobe entgegen. Zögerlich ergriff sie diese und ließ sich von mir hoch ziehen.
"Mondhunde sind sehr selten zu finden, da sie sehr scheu sind und nur bei Vollmond aus ihren Verstecken kommen", erklärte Phobe. Gleichzeitig machte sie es sich hinter mir gemütlich und schlang ihre Arme um meinen Bauch.
Erstaunt sagte ich "Achso. Das wusst ich nich", und gab Mona das Zeichen, dass sie los gehen konnte. Daraufhin setzte ich den schlafenden Welpen auf meinen Schoß und lehnte mich weiter nach vorne.
Schmunzelnd merkte ich, wie Phobe ihren Griff um meinen Bauch verstärkte, als Mona ihre Schritte beschleunigte. Ein paar Meter von der Mauer entfernt, sprang die Mondhündin über das Schultor und landete dumpf auf dem Waldboden. Gemütlich lief sie weiter. Zu meiner Verwunderung lockerte das Mädchen, welches hinter mir saß, ihren Griff und lachte los.
Lächelnd fragte ich sie "Warum lachst du so?"
Sie antwortete „Hallo!? Das war ja mal nur geil! Dieses kurze Gefühl von Schwerelosigkeit und dann schießt dir das Adrenalin in die Adern. Einfach nur geil!"
Lachend hörte ich ihr zu und schüttelte grinsend den Kopf. Als Mona mit mir zum ersten mal gesprungen ist, hatte ich eher angst, als Spaß!

Kriegerin der Elemente [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt