Kennt ihr dieses Gefühl, wenn wie aus dem Nichts ein Lied gespielt wird, das euch ,wie ein Schlag ins Gesicht, mitten ins Herz trifft? Einfach weil euch dieses Lied an eine ganz bestimmte Situation erinnert.
Es lässt euer Herz für einen Moment aussetzen und ihr werdet zurück katapultiert, in die Zeit inder das Lied bei euch auf und ab gespielt wurde.
Ihr verspürt Trauer oder pure Freude, nur des Liedes wegen und der Erinnerung das es euch gibt.An diesem Tag verspürte ich Trauer und dieser Trauer gewährte ich Eintritt. Es passierte nicht oft, dass ich das tat, aber in dieser Nacht brauchte ich es. Ich war bereit um meinen Vater zu trauern. Des Liedes wegen, auf das er mit mir an meinem Abschlussball der Tanzschule beim Vater-Tochter-Tanz getanzt hatte.
Mein Vater und ich hatten die verschiedensten Geschmäcker in Sachen Musik. Wir hatten uns immer gestritten welche CD oder welchen Sender wir nun hören sollten, einfach weil uns die Lieder des Anderen nie gefielen.
Doch dieses eine Lied verbindete uns, denn es war das Einzigste das uns beiden gefallen hatte.Ich öffnete das kleine Schiebefenster in meinem Zimmer, griff nach dem Wein und zwängte mich nach draußen. Von meinem Zimmer aus führte eine metallene Wendeltreppe, bis nach ganz unten und oftmals saß ich auf ihr und genoss die Nacht. Diese Nacht war besonders kalt, also wickelte ich mich in meine Wolldecke ein und öffnete den Wein.
Ich trank Dads Wein.
Der Himmel war komplett mit schwarzen Wolken zugezogen, was mich ein bisschen enttäuschte, da ich auf einen Sternenhimmel gehofft hatte, doch dann sah ich diese eine Stelle am Himmel, die mich staunen ließ. Eine Runde Stelle ohne Wolken wodurch man den Mond perfekt erkennen konnte. Ich liebte den Mond. Er faszinierte mich, denn er konnte Meere bewegen, Tiere anziehen und Menschen Schlafprobleme bereiten.
Es war 23uhr und die Straßen wie leergefegt. Ich fühlte mich frei, mit der Herbstbrise in meinem Haar und der Sicht auf die großen,gefährlichen Häuserdächer.
Immer mal wieder nahm ich einen Schluck von Dads Wein und versuchte mich an den bitteren Geschmack zu gewöhnen. Als ich mich bereit fühlte, schaltete ich das Lied ein und ganz plötzlich brachen alle Dämme.
Kein einziger Laut verließ meinen Mund, aber trotzdem fühlte es sich an als würde ich schreien. Ich wollte das jeder mich hört, wusste wie ich fühlte und das Selbe durchmachen muss, aber gleichzeitig war ich froh das mich niemand hörte und ich alleine war. Alleine mit Dads Wein und unserem Lied.
Ich weinte im Stillen und versuchte immer mal wieder meinen Tränenfluss unter Kontrolle zu bringen, doch es war wie mit einer Regenwolke. Sie musste sich ausweinen.Keine Ahnung wie lange ich dort saß und weinte,aber die Hälfte des Weins war inzwischen leer. Ich hatte so viele Fragen an meinen Dad, die ich aber vermutlich niemals beantwortet bekommen würde.
Niemand wusste es, aber ich tat immer nur so als hätte ich Selbstbewusstsein. In Wirklichkeit zweifelte ich aber an jeder Sache die ich tat. Außerdem war ich Pessimistin, was mir oftmals auch zur Last fiel. Ich vertraute nicht mehr in Freundschaften, nicht in die Liebe, nicht in Familie und besonders nicht in mich.
Mein Dad war der einzigste, der mich immer wieder aufbaute, aber jetzt war er weg und da gab es Niemanden mehr. Jane konnte es nicht und Mum auch nicht.Während ich so in meinen Gedanken versunken war, umhüllte mich die Stille. Nur das einzelne Zirpen der Heuschrecken und ab und zu das Rascheln der, am Boden liegenden,Blätter war zu hören.
Plötzlich jedoch durchdrang ein lautes Geräusch meine Gedanken und die Stille schien wie zerfetzt. Es klang wie Metall, das auf dem Boden geschliffen wurde. Und tatsächlich, als ich die Wendeltreppe nach unten blickte und meine Augen zusammenkniff, konnte ich eine schwarze Gestalt, die eine Metalldose am Boden vor sich herkickte, auf dem Gehweg erkennen.
"Hey!", rief ich genervt.
Die Person blieb stehen und schaute sich um. Ich konnte nur die Umrisse erkennen.
"Hier oben!"
Der Kopf der Person schoss in meine Richtung.
"Mach mal nicht so einen Krach. Es ist spät und so manch einer will schlafen!"
"Malía?"
Mein Herzschlag setzte aus. Chace.
Seitdem ich vor ein paar Tagen einfach aus dem Café gestürmt war, hatten wir nichts mehr voneinander gehört, aber es war okay für mich und für ihn sicherlich auch.Die Treppe vibrierte, als er langsam hinaufkam. Ich wusste nicht warum, aber bei dem Gedanken an ihn wurde mir aufeinmal schlecht und ich hatte das Gefühl der Wein tat mir nicht gut.
"Hey, Malía", flüsterte er erfreut.
Nun stand er eine Treppenstufe unter mir. Ich schluckte. Sollte ich auch erfreut sein?
"Hey", krächzte ich.
"Sorry für den Lärm." Er zeigte mit dem Daumen über seine Schulter hinweg um mir zu symbolisieren, dass er die Situation unten auf dem Gehweg meinte.
Ich winkte ab.
Einige Sekunden schauten wir uns einfach nur hilflos an, bis ich mich räusperte. "Oh, setzt dich doch."
Ich klopfte neben mich und schaltete das kleine Licht über meinem Fenster an. Jetzt konnte ich sein Gesicht erkennen. Er sah müde aus.
"Du siehst schrecklich aus, Malía."
Geschockt starrte ich ihn an.
Ich ging mir durch die Haare, fuhr unter meine Augen, strich mir übers Gesicht, aber nichts schien zu helfen, denn sein Blick blieb konstant.
Durch diesen einen Satz seinerseits war mein nicht vorhandenes Selbstbewusstsein im Keller. Also knipste ich das Licht aus. Er ergriff meinen Hand. "Schalt das Licht wieder ein."
Seine Stimme klang beruhigend und saft.
Sein Gesicht erschien erneut vor mir und diesmal lächelte er. "So hab ich das doch nicht gemeint. Was ist los mit dir?"
Seine Hand umgriff immernoch die meine und plötzlich lief mir eine Träne die Wange hinunter. Er hob seine Hand und strich sie behutsam weg. Seine Berührung schenkte mir ein Gefühl der Erleichterung, weil Jemand für mich da zu sein schien.
"Tränen sollten nur für die Freude gelten", murmelte er und beinahe hätte ich es überhört.
Einen Moment lang schauten wir uns tief in die Augen. Ich hatte erneut das Gefühl frei zu sein, aber diesmal war es ein anderes. Ich war frei in seinen Augen.
Er räusperte sich und ich lenkte schnell vom Thema ab. "Was machst du so spät noch hier draußen?"
Er zuckte mit den Schultern. "Mir war einfach danach. Und du? Was machst du hier?"
Mein Blick glitt wieder zum Himmel und ich fragte mich ob es sowas wie das Schicksal gab.
Von plötzlichem Mut ergriffen fragte ich: "Magst du dein Leben, Chace? Mit all den Vacetten, Fehlern und Hürden?"
Er überlegte und ich betrachtete ihn von der Seite. Sein Augenaufschlag ging langsam, was bedeutete, dass er müde war. Ich mochte sein Profil.
"Nein, das tue ich nicht. Ganz und Gar nicht. Und du, Grace? Was ist mit dir?"
Ich zog den Korken aus dem Wein und hielt ihm die Flasche hin. Er nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. "Was mach ich hier bloß.."
"Ich glaub wir haben was gemeinsam, Chace. Wir mögen das Leben beide nicht."
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Im nächsten Kapitel werden die Szenen mit Chace wahrscheinlich länger!🌸

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Our Souls
RomanceZwei Sichtweisen. Zwei Leben. Zwei Menschen. Zwei Seelen. "Ist dir bewusst warum Stürme nach Menschen benannt wurden, Malía?" Ich vergrub meine Füße weiter in den kalten Sand hinein und schüttelte den Kopf. Sein Blick war starr auf das toben...