15/ Sorgen

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Meine Augenlider fühlten sich schwer an, als ich versuchte sie zu bewegen. Ich lag auf der Couch, das war mir bewusst, nur hatte ich keine Ahnung wie ich dort hingelangt war.
Neben mir konnte ich ein leises Wimmern wahrnehmen. Ich versuchte meinen Kopf zu bewegen, doch es schmerzte, also zog ich scharf die Luft ein.
"Sie ist wach, Jane!", rief meine Mum panisch.
Sie griff mich unter den Armen und versuchte mich aufzurichten.
Im nächsten Moment kam auch schon Jane auf uns zugerannt und drückte mich fest an sich. "Was machst du nur für Sachen, Malía", murmelte sie voller Sorge in mein Haar.
"Was ist denn passiert?", fragte ich und Mum strich mir behutsam über den Kopf.
"Du bist umgefallen. Wie ein Kartenhaus."
Vorher vergessene Sorgen drängten sich zurück in meinen Kopf und sofort wurde mir schwindelig. Ich krallte mich an Mum fest und versuchte die aufkommenden Tränen zu verdrängen. In diesem Moment hasste ich mich, hasste mich, weil ich nicht stark sein konnte. Vor Chace nicht und vor meiner Familie nicht.
"Trink das", befahl meine Mum und hielt mir ein Glas kaltes Wasser vor die Nase. Ich nahm einen Schluck und konnte genau spüren wie das Wasser meinen trockenen Rachen hinunterwanderte. Es befrischte meine Gedanken und ich nahm einmal tief Luft um wieder stark zu sein.
"Ich kann das nicht, Mum."
Dieser eine Satz fühlte sich so verdammt gut an, als ich ihn aussprach. Vorher saß er immer fest in mir, wie ein Virus, für den es kein Heilmittel gab.
Sie blickte mich entsetzt an.
"Engel, w-wie meinst d-du das?", stotterte sie.
Ich schloss meine Augen und ohne sie auch wieder zu öffnen, redete ich drauf los: "Ich weiß, du schaffst das nicht alleine, aber wie zur Hölle soll ich das schaffen!? Ich muss mein verdammtes Abi bestehen, soll Arbeiten und mich um die Vermietung kümmern. Ich kann das einfach nicht. Was ist mit dem Spaß, den man in meinem Alter haben sollte? Wo ist die Freizeit, die man haben sollte? Es ist zu viel, Mum. Du weißt nicht wie schlimm es in der Schule ist, wie schlimm es in der Arbeit ist und wie sehr ich Dad manchmal vermisse. Du weißt es nicht und ich kann einfach nicht mehr nichts sagen."
Als ich meine Augen langsam wieder öffnete, fühlte sich Mums Blick wie Säure auf meiner Haut an. Ich bereute sofort, dass ich gesagt hatte, was ich immer sagen wollte, denn dies war nicht der richtige Zeitpunkt gewesen. An der Situation, inder wir steckten, war nichts zu ändern.
"Du musst das tun. Es geht nicht anders."
Mit diesem Worten stand Mum auf und verließ den Raum.
Ich fühlte mich Elend. Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt.

-
Einige Zeit später machte ich mich gleich an die Arbeit das Schild für die Zimmervermietung erneut zu gestalten. Vielleicht hätte ich mir nach meinem kleinen Zusammenbruch Ruhe gönnen sollen, doch ich wollte keine Zeit verlieren.
Ich drückte den Holzkeil mit meiner ganzen Kraft in die Erde des kleinen Vorgartens unseres Hauses. Innerlich wünschte ich mir, das nicht tun zu müssen, doch ich wusste ganz genau, das es nicht anders ging.
Als der Keil dann endlich in der Erde versank, wischte ich mir den imaginären Schweiß von der Stirn und blickte mich um.
Wir lebten in einer Art Allee, inder die Häuser sich reihten, genauso wie die vielen Bäume, die sich an der Allee entlangzogen. Ich hatte hier schon immer gewohnt und ich konnte mir nicht vorstellen einmal nicht mehr hier zu sein.
Die Blätter der Bäume hatten sich bunt gefärbt und die meisten lagen auch schon verstreut auf den Gehwegen. Das Geräusch, das sie machten, sobald man auf sie drauf trat, entspannte mich.
Von weitem konnte ich eine zierliche Gestalt in meine Richtung kommen sehen. Ich wusste nicht wer es war, doch irgendwie wurde meine Interesse geweckt.
Als die Person mir immer näher kam, schien es so als würde sie beginnen etwas zu lesen.
"Hey, ihr vermietet Zimmer?", fragte sie freundlich und richtete ihren ,riesig erscheinenden, Rucksack.
Ihre großen Augen strahlten mir förmlich entgegen und erst wusste ich garnicht was ich sagen sollte, obwohl die Antwort doch ganz klar auf der Hand lag.
"Ja."
Kurz schüttelte ich meinen Kopf um mich aus dieser Trance zu holen.
"Hast du Interesse?", fragte ich sie und lächelte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 12, 2017 ⏰

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