12/ Meine Hölle

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Chace war irgendwann einfach gegangen und ließ mich, mit meinen vielen Fragen an diese Nacht und höllischen Kopfschmerzen, zurück. Irgendwie war er mir ein Rätsel, ein weiteres großes Fragezeichen in meinem Leben, das sich wohl niemals auflösen würde, wie ich glaubte.

Ich hatte mich verflucht als mir klar wurde, dass am nächsten Tag wieder meine ganz persönliche Hölle begann. Schule.

"Wach schon auf, Malía. Du bist viel zu spät dran!"
Ich welzte mich im Bett herum und kniff die Augen zusammen, als meine Mum schlecht gelaunt das Licht anschaltete.
"Wie viel Uhr ist es?", nuschelte ich und vergrub mein Gesicht tiefer in mein Kissen.
"7:15"
Mit einem Ruck sprang ich auf und rannte ins Bad. In gerade mal 30Minuten sollte der Unterricht beginnen. Ich fluchte vor mich hin und schrubbte mir die Zähne so schnell ich konnte. Dabei viel mir auf wie tief meine Augenringe und wie stark meine Kopfschmerzen waren. Außerdem war es für mich ein Muss mich zu schminken. Ohne Make-Up fühlte ich mich wirklich unwohl. Ich beneidete die Mädchen, die ungeschminkt aussahen wie Engel oder sich einfach wohl fühlten. Bei mir war das jedenfalls nicht so. Warum musste ich auch unbedingt gestern so lange wachbleiben?!
Chace sprang mir in den Kopf, doch ich versuchte ihn so gut es ging auszubleben. Ich durfte jetzt nicht über ihn nachdenken.

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"Wenn man zu spät kommt, entschuldigt man sich. Ich hoffe das ist dir bewusst, Malía."
Meine GK-Lehrerin setzte einen strengen Blick auf und scannte mich von oben bis unten ab.
Ich rollte mit den Augen und setzte mich ohne ein weiteres Wort ganz an das Ende des Klassenraums.
Dabei entgingen mir natürlich nicht die belustigten Blicke meiner unreifen Mitschüler.
Ich konnte sie alle auf den Tod nicht ab und sie mich genauso wenig. Die Wörter, die sie aus ihren Mündern ließen, trieften nur so von Dummheit. Alles was sie sagten war nichts als unüberlegt.
Meinen Blick hatte ich starr nach vorne gerichten, denn ich konnte mir schon vorstellen, wie meine Mitschüler mich ansahen.
"So, heute werden wir das Thema Frauenquote besprechen. Was fällt euch ein, wenn ihr diesen Begriff hört? Wir fangen in der 1. Reihe an."

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Als die Stunde vorbei war ,lief ich mit schnellen Schritten in Richtung Sporthalle, doch ich wurde aufgehalte. Drei Jungs bauten sich vor mir auf und blickten eingebildet auf mich hinunter. Damien, Griffyn und.. mein Ex.
Ich verdrehte die Augen und versuchte an ihnen vorbeizugehen, mit Misserfolg.
"Was wollt ihr? Schon wieder die alte Leier oder habt ihr euch inzwischen mal was neues ausgedacht?", fragte ich genervt und leicht ängstlich, wobei ich mir aber dies nicht anmerken ließ.
Sie begannen zu lachen und verschränkten alle drei ihre Arme.
"Hör mal zu, Kleine, hab mal nicht so ne' große Fresse. Das passt nicht zu dir.", fragte Damien und grinste dreckig.
Ich zog eine Augenbraue nach oben: "Was weißt du schon über mich? Lasst mich einfach durch, der Unterricht hat schon längst wieder begonnen."
Nun mischte sich Griffyn ein, der größte der 3 und vor dem ich am meisten Respekt verspürte, obwohl sein Name ihn eigentlich zur Witzfigur machte: " Du weißt genau, dass es niemanden juckt ob du weg bist oder nicht. Wahrscheinlich wird es nicht mal Jemand merken."
Ich bekam plötzlich das Gefühl falsch zu sein, an diesem Ort falsch zu sein und am liebsten wäre ich einfach davongerannt und hätte mich in meinem Zimmer eingeschlossen. Mein Blick glitt zu Gabriel. Meinem ex. Dieser stand jedoch nur neben den beiden Anderen und beachtete mich nicht.
Ich begann zu lachen, tat so, als wäre mir egal, was mir eben an den Kopf geworfen wurde, denn sie hatten kein Recht zu wissen was ich fühlte.
"Ihr seid echt lächerlich. Ich hoffe ihr werdet erwachsen."
Und diesmal ließen sie mich durch, aber nicht ohne mich anzurempeln.
Das war mein Schulalltag.
Ich war alleine,hatte keine Freunde, einfach weil ich an Freundschaften nicht glaubte und versuchte jedem Stress aus dem Weg zu gehen.
Jeden Tag musste ich mir anhören, wie schrecklich ich doch sei. Sie hielten nie ihre Klappe, doch ich überlebte es. Immer wieder und ich ließ mich auch nicht ,von ihren unüberlegten Worten,die sie als "Spaß" bezeichneten, beeinflussen. Zumindest nicht sichtbar. Nicht mehr.

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Nach der Schule schmiss ich mich als aller erstes auf die Couch und atmete tief durch. Ich verstand einfach nicht, was so schwer daran war, jemanden in Ruhe zu lassen. Es gab keinen Grund mich ständig runterzumachen, denn ich redete mit niemandem und lief wie ein Geist durch die Gänge. An manchen Tagen hatte ich so gut wie keine Motivation mehr und jeder 6stunden-Tag fühlte sich an als müsste ich durch die Hölle gehen. Meine Hölle.
Meine Mum und Jane hatten mir die 'Hänseleien' immer verschönert. Sie waren der Meinung, dass meine Mitschüler nur neidisch waren und, dass die Jungs doch nur auf mich standen. Eine lange Zeit hatte das auch geholfen, doch inzwischen war mir klar, dass das nur gut gemeinte Notlügen gewesen waren, um mich zu beruhigen.
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Ich betrat die, vorher verschlossene, Garage, um mich endlich mit dem Schaden meines Autos zu beschäftigen. Ich musste herausfinden wie hoch der Sachschaden war und ob oder wie ich es reparieren lassen konnte, obwohl ich überhaupt keine Ahnung von Autos hatte. Doch anders als gedacht stand der rote Käfer nicht mehr da. Verwirrung machte sich in mir breit. Ich begutachtete die Garagentür um zu schauen, ob es Einbruchsspuren gab. Es war unmöglich, dass Jemand ohne den Schlüssel, den ich immer bei mir trug, die Garage betreten hatte. Ruckartig griff ich nach meinem Handy und gab Janes Nummer ein.

"Jane?", rief ich frustriert in den Hörer.

"Oh Malía, Hi, was gibt's denn? Ich bin in einer Vorlesung, beeil dich!", flüsterte sie drängend, sodass ich sie kaum verstehen konnte.

"Hast du den Käfer aus der Garage geholt?" Sie schwieg. Im Hintergrund hörte man ihren Professor motzen, sie solle das Handy sofort ausschalten.

"Nein, nein hab ich nicht. Ich muss auflegen."

Langsam aber sicher wandelte sich meine Verwirrung in Verzweiflung um. Wo zur Hölle war mein Auto??
Ich lief auf und ab. Meine Gedanken überschlugen sich. Mum konnte es nicht gewesen sein, Jane war es auch nicht und ich schon gar nicht. Gerade wollte ich die Nummer der Polizei wählen, um es als Diebstahl zu melden, da klingelte es an der Haustür.

Chace stand grinsend vor mir, als ich etwas nervös die Türe öffnete. Er trug einen Anzug mit Krawatte und allem drum und dran. "Hab ich was verpasst?", fragte ich noch verwirrter als ich eh schon war. Er lachte auf und schüttelte den Kopf. Mir war es etwas peinlich in Schlafanzug, wobei Shirt und Hose nicht mal zusammenpassten, vor ihm zu stehen, obwohl es erst drei Uhr mittags war.

"Ich würde dich ja hereinbeten, aber ich hab gerade ein großes Problem, das gelöst werden muss."
Ich presste meine Lippen aufeinander und begann langsam die Türe zu schließen. Er jedoch, stellte seinen Fuß zwischen Tür und Rahmen, sodass ich keine Chance hatte die Türe zu schließen.
"Chace...", er war kurz davor mir meinen letzten Nerv zu rauben, "Ich meine es ernst, ich muss jetzt die Polizei anrufen." Er riss die Augen auf. "Was, warum?!" In seiner Stimme lag ein Hauch der Angst, was ich keineswegs nachvollziehen konnte. Die, die Angst haben sollte, war ich und nur ich, weil mein verdammtes Auto wie vom Erdboden verschluckt war.
"Bitte ruf sie nicht an! Ich-ich geh ja schon.", bettelte er verzweifelt. Ich verdrehte die Augen.
"Mein Auto wurde wahrscheinlich gestohlen, also natürlich rufe ich die Polizei! Du tust ja so, als würde ich dich anzeigen wollen."
Er atmete hörbar aus und begann dann wie aus dem nichts zu schmunzeln.
"Komm mit mir, Malía."
Ich wurde immer ungeduldiger und genervter. "Chace, hast du es nicht verstanden, oder was? Mein verdammtes Auto wurde gestohlen. Ich hab jetzt echt keine Zeit!", zischte ich und wollte erneut die Türe schließen. Chace jedoch stellte wieder seinen Fuß zwischen die Tür.
Die Wut in mir stieg. Ein bisschen tat es mir schon leid , nach dem gestrigen Abend, so abweisend zu sein, aber ich hatte in diesem Moment einfach nur den puren Stress.
"Was. zur. Hölle, CHACE?", rief ich hysterisch. Mir wurde alles zu viel. Dieser ganze Tag brachte mich an meine Grenzen.
"Du kommst jetzt mit mir", sagte er entschlossen und verschränkte seine Arme vor der Brust. Ich zog meine Augenbrauen zusammen. "Nein!"

Plötzlich griff er nach meinem Arm und zog mich mit sich nach draußen, wo auch schon ein Taxi bereit stand. Ich versuchte mich noch zu wehren und wieder ins Haus zu rennen, doch Chace's Griff war einfach zu stark.

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Was haltet ihr von Malias Schulalltag und was ist bloß in Chace gefahren??😈

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