14/ Schlechte Nachrichten

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"Wir müssen reden, Malía."
Ich kniff meine Augen zusammen und massierte meine Schläfen. Mein Kopf fühlte sich an, als könnte er jede Sekunde wie eine Glasfigur zerspringen. Meine Lust am Reden war an diesem Tag besonders gering.
Die Nacht, inder ich mit Chace auf meiner Treppe saß, machte mir immernoch zu schaffen und in der gestrige Nacht, nach Chace's Wiedergutmachung hatte ich mir auch kaum Schlaf erlaubt. Zwei Stunden um genau zu sein.
Meine Neugierde an Chace und seinen Fehlern brachte mich beinahe um. Immer wieder wiederholte ich seine Worte im Bezug auf seine Seele und fragte mich, wie meine wohl aussehen würde, wenn ich sie sehen könnte. Außerdem ging mir sein Gesichtsausdruck, nachdem seine Eltern solche Dinge zu ihm gesagt hatten, nicht mehr aus dem Kopf. Er hing wie ein Schleier immer vor mir und schien sich nicht aufzulösen.

"Was ist los, Mum?", murmelte ich genervt. Als ich meinen Kopf hob, bereute ich jedoch sofort meinen Ton. Meine Mum sah aus, als hätte sie eine Ewigkeit keine Sonne mehr gesehen, so blass war sie.
Mit schnellen Schritten lief ich auf sie zu und schloss sie in meine Arme. Ich konnte spüren wie sie versuchte ihr Weinen zu unterdrücken. "Was ist los, Mum?", wiederholte ich, nur diesmal einfühlsamer. Mein Herzschlag verschnellerte sich. Es tat mir unendlich weh sie so sehen zu müssen. Sie löste sich von mir und blickte mir tief in die Augen. Ihre Mascara war verloffen und ihr Blick wirkte leer. Sie wischte sich über die Wangen und nahm tief Luft.
"Bitte ruf deine Schwester an, wir müssen einige Dinge besprechen."

Die Ernsthaftigkeit in der Stimme meiner Mum machte mich beinahe verrückt. Seid einer halben Stunde warteten wir nun auf meine Schwester, die nicht zu kommen schien. Ich wippte ununterbrochen mit meinem Bein auf und ab und kaute an meinen Fingern.
Meine Mum saß inzwischen gedankenverloren neben mir am Küchentisch und starrte in die Luft.
Als das Klingeln dann endlich meine Erlösung bedeutete, sprang ich von meinem Stuhl und riss die Türe auf.
Jane blickte mir mit weit aufgerissenen Augen entgegen. Mein leidender Gesichtsausdruck machte ihre Angst wahrscheinlich auch nicht besser.
Ich zog sie ins Haus.
"Wer ist gestorben?", murmelte sie, als wir bei Mum ankamen.
Diese lachte bloß auf.
"Setzt euch, meine Engel. Niemand ist gestorben. Es gibt nur einige Dinge, die wir besprechen und ändern müssen."
Ich räusperte mich, da ich das Gefühl hatte meine Stimme wäre verloren gegangen.
"Was für Dinge denn?"
Mum legte ihren Kopf zur Seite und lächelte uns aufmunternd an. Mir war klar, dass sie gerade die Maske einer starken Mutter aufgesetzt hatte.
"Ihr werdet das jetzt ungern hören, aber die Schulden eures Vaters machen uns immer mehr zu schaffen", sie wartete einen Moment unsere Reaktion ab, doch keiner von uns traute sich irgendetwas zu erwiedern. Also fuhr sie fort, "Heute Morgen ist mir wieder ein Schwall an Rechnungen entgegen gekommen. Strom, Wasser, die Steuer und und und. Ihr wisst ich ziehe euch wirklich ungern da mit rein, aber alleine kann ich es nicht schaffen. Die ganzen Rechnungen sind für uns unbezahlbar, da die Abzahlungsfrist für die Schulden bald abgelaufen ist. Ich weiß, ihr habt es gehasst, aber die Vermietung unseres freistehenden Zimmers muss wieder stattfinden und ihr beide, besonders du Malía, müsst mehr arbeiten. Glaubt mir, eine Mutter will ihren Töchtern soetwas nicht antun, aber ich sehe keinen anderen Ausweg. In 3 Monaten müssen wir die restlichen 10 Tausend abbezahlt haben, sonst ist höchstwahrscheinlich der Gerichtsvollzieher hier und macht uns das Leben schwerer als es jetzt schon ist. Also bitte ich euch, meine Engel, helft mir das Durchzustehen, ich weiß wir können es schaffen."

Mein ganzer Körper fühlte sich mit einem Mal an, als wäre er aus purem Beton. Ich konnte nichts mehr wahrnehmen, konnte mich selbst kaum noch spüren. Mir stieg alles zu Kopf. Alles drehte und wendete sich. Verschwomm und wurde schärfer als jemals zu vor. Ich vergaß wie das Atmen funktionierte, vergaß wie man seine Muskeln bediente.
Es tat weh.

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