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Ich drückte seine Hand fest zusammen und versuchte meine Tränen zurück zu blinzeln. Ich durfte ihm einfach nicht zeigen wie schwach ich war.
"Hope! Versprich mir, dass du stark bleibst und dich um deine Brüder kümmerst. Sie sind noch so jung und brauchen noch so sehr ihre Eltern. Sei du es für die beiden. Sei du ihre Mutter. Du musst es mir versprechen Hope!"

"Ich verspreche es Paps. Ich verspreche auf Phil und Dave aufzupassen." brachte ich nur mühsam hervor.

"Danke Liebling. Und eins will ich dir noch sagen:
Hope! Mach deinem Namen keine Unehre! Glaub mir, deine Mam und ich haben uns was bei deinem Namen gedacht mein Kind!" Langsam hob mein Vater seine braun gebrannte Hand und strich mir liebevoll über meine tief braunen Haare.

"Tschüs meine Große. Ich hab dich sehr lieb!"

"Ich dich auch Paps. Ich dich auch."

Noch ein letztes Mal nahm ich ihn fest in den Arm, nachdem er von zwei schwer bewaffneten Security's abgeführt wurde.

Kurz bevor seine Hände in Handschellen gelegt wurden, meinte er:" Sieh mich nicht an! Du sollst mich nicht so sehen!".

Jetzt verstand ich, wieso er nicht wollte, dass ich ihn so sehe. Trotz seines breiten und muskulösen Körperbaus sah er so hilflos und schwach aus. Schnell drehte ich mich um. Das sollte auf gar keinen Fall das Bild sein, wie ich ihn zuletzt in Erinnerung behalten wollte.

Er war immer mein Held. Mein Vorbild und einfach mehr als ein Vater. Er war der Ersatz für meine verstorbene Mutter. Und selbst jetzt, als er wegen Körperverletzung in Haft genommen wurde, wusste ich ganz tief in mir drin, dass er das nur für uns, für meine zwei kleineren Brüder und mich, gemacht hat.

Ich drehte mich nicht um. Ich wollte dass mein Dad wusste, dass ich stark bin und dass ich es schaffen werde, bis er wieder zurückkehren wird.

Mit erhobener Körperhaltung ging ich durch den Flughafen. Mein Dad wurde in ein Spezialgefängnis nach Washington geflogen. 5 Jahre lang müsste ich also ohne ihn klarkommen.
Doch ich würde es schaffen. Ich, Arizona Hope Mayhew würde mich um meine 2 Brüder kümmern, denn das hatte ich Paps versprochen.

Phil war mit seinen 17 Jahren nur 2 Jahre jünger als ich selber. Viele würden jetzt sagen:
" Hey, wieso sollte man auf einen 17jährigen noch aufpassen. Er ist doch schon alt genug."

Normalerweise würde ich da auch direkt zustimmen, aber wie gesagt auch nur normalerweise.

Phil war gerade in einer >Verzieh dich oder ich schlag dir eine rein<, in einer >Ich bin alt genug und trinke so viel ich will< und letztendlich noch in einer >Ich bin eh der geilste< - Phase.

Dass er seiner Familie das Leben schwer machte, daran dachte er nicht und es war ihm auch ziemlich egal, dass er sich unzählige blaue Flecken einhandelte und nachts besoffen auf der Straße aufgefischt werden musste.

Doch an manchen Tagen musste ich echt sagen, dass ich stolz war so ein Bruder wie ihn zu haben.

Vom Aussehen und seiner Art kam der Gute ganz nach meinem Vater:
Schwarze Haare, goldbraune Hautfarbe, gut gebaute Statur und die Vorliebe fürs Boxen.

Ganz im Gegenteil zu dem kleinen 8 jährigen Dave. Er erinnerte mich mit seinen blonden Haaren immer an meine Mutter, welche während seiner Geburt gestorben ist.
Auch von der Art war er sehr still und anhänglich!

"Hey, kannst du nicht aufpassen?!" Fauchte mich eine Stimme an.
Aufgeschreckt aus meinen Gedanken hob ich den Kopf und sah erstmal nur pink!

Beim genauerem hinsehen musste ich feststellen, dass es sich hierbei um ein pinkhaariges feminines Wesen, welches noch dazu die Lippen und Augenlider in dem gleichen grellen Farbton trug, handelte.

Ich schaffte es nur mit meinem vollständigen Kraftaufwand mein Grinsen gerade noch zu unterdrücken.

"Entschuldige, ich habe dich leider nicht gesehen. Tut mir leid.

Mit einem letzten funkensprühendem Blick stöckelte sie kopfschüttelnd weiter. Und jetzt ratet mal welche Farbe diese Stelzen besaßen:
Pink! Wer hätte das gedacht?

Irgendwie stellte ich mir jetzt im Nachhinein schon die Frage, wie ich diese Farbenpracht nur übersehen konnte!

Immer noch vor mich hingrinsend verließ ich den riesigen Flughafen und hielt nach einem Taxi Ausschau.
Die an mir vorbeigehenden Leute mussten auch denken, dass ich vollkommen gestört wäre.

Als sich dann endlich ein Taxifahrer bereit erklärte, bei so einer wie mir anzuhalten, stieg ich ein und nannte meine Adresse.

"Sie aber gut gelaunt. Ist schönes passiert bei Ihnen." zwinkerte der Taxifahrer durch den Rückspiegel.

Erst jetzt schaute ich den Taxifahrer genauer an. Es war ein ungefähr 30 jährigen Südländer. Ich weiß wirklich nicht warum, aber irgendwie ziehen mich Südländer mehr als gewöhnlich an. Ob es an ihrer dunkeln Haut liegt oder weil mein Dad selbst aus Spanien kommt, konnte ich nicht sagen.

Lächelnd schüttelte ich den Kopf.
Nein heute war echt kein besonders toller Tag.
Mein Vater wanderte ins Gefängnis wegen einer dummen Kneipenschlägerei.
Phil war angepisst, dass er nicht mit zum Flughafen durfte sondern bei Dave bleiben musste und Dave selbst flennte den ganzen Tag vor sich hin und verweigerte alles Essen.

Na dann mal auf ein gutes Zusammenleben in den nächsten 5 Jahren!

"Bitteschön, Bellezza!"
Meinte der Taxifahrer und hielt vor unserer Haustür.
Oh ein Italiener also.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir reich sind, aber arm auch nicht. Wir wohnen in einer stinknormalen Siedlung und haben glücklicherweise die neugierigsten Nachbarn der Welt.

Bestimmt denkt ihr jetzt: Hä ist die dumm?! Das ist doch nicht schön!
Stimmt, dass ist alles andere als schön, das ist einfach schrecklich.

Manchmal kommt es mir vor, als wenn unsere ach so geliebten Nachnachbarn unser ganzes Leben dokumentieren würden, sooft wie die am Fenster saßen.

Ich bedankte mich lächelnd beim Fahrer und drückte ihn ein 20 Dollarschein in die Hand.
"Stimmt so. Auf Wiedersehen."

"Grazie bellezza!" Meinte der Italiener zum Abschied und konnte sich jetzt über die paar Dollar freuen, die ich ihm als Trinkgeld überlassen habe.

Ohne auch nur zu dem Haus unser Nachbarn zu gucken winkte ich in die Richtung und tatsächlich kam Sekunden später schon das bekannte 'Guten Tag Miss Mayhew'

Genervt verdrehte ich die Augen. Ich hasste es solche Nachbarn zu haben. Ich will bloß nicht wissen was sie tun wenn sie erfahren, dass Paps im Knast sitzt...

•*•*•*•*•*•*•

Wie werden Phil und Dave
damit wohl zurechtkommen?
Und noch wichtiger:
Wird Aria damit klar
kommen die beiden Jungs
in Schach zu halten?
Werden sie ihr gehorchen oder nicht?
Und wann kommt die Antwort
von der Staatsanwaltschaft?
Was geschieht nun mit dem Vater??!

Das alles erfahrt ihr im nächsten Kapitel!

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