Her vocation

15

So, das müsste reichen!

Mit selbstgefälligem Grinsen legte ich das Handy zur Seite.
Ich hatte mir jetzt gefühlte 100 Videos zum Verhalten im Boxring angeschaut.
Da musste ich ja wohl oder übel bestens vorbereitet sein.

Mein Blick wanderte zur Wanduhr.
12:00 Uhr
Nick war vor ungefähr einer Stunde zur Wäscherei gefahren, also müsste er jeden Moment wieder hier sein. Aber auch Phil, der versprochen hatte die Jungs von der Schule nach Hause mitzunehmen müsste in einer halben Stunde hier sein.

Ich stand auf. Die Zeit wollte ich nutzen, um mich hier nützlich zu erweisen und zum Beispiel schon Mittag machen.
Gute Idee!
Doch als ich kurz vor der Küche stand stieg mir ein angenehmer Geruch in die Nase.
Warum sagte Nick nichts, wenn er schon zurück ist?

"Hallo, du musst Arizona sein"
Mit einem entsetzten Schrei sprang ich einen halben Meter zurück.
Ich hatte die kleine, etwas pummelige Frau gar nicht wahrgenommen bis sie letztendlich direkt vor mir stand.

"Ehm, ja genau. Eh, Hi!"
Stammelte ich vor mich hin. Ich musterte die Frau vor mir genauer.
Sie hatte blonde streng nach hinten gekämmte Haare, die in einem Dutt endeten. Sie trug eine weiße Schürze um ihrem leicht molligen Körper gebunden und hielt in der Hand ein riesiges Küchenmesser.

"Guten Morgen ich bin Leany. Nick hat mir schon erzählt, dass ich dich hier antreffen werde"
Sie lächelte freundlich und machte mir im Türrahmen Platz, sodass ich in die Küche konnte.
Ich drückte mich an ihr vorbei, doch nicht ohne das Messer außem Blickfeld zu lassen. Man konnte nicht vorsichtig genug sein und meine ganzen Boxweisheiten von vorhin würden mich auch nicht weiter bringen.

Leany musste meinen Blick gesehen haben, denn sie lachte auf einmal lauthals los.
Komische Haushälterin.

Ich ging zur Theke und schüttete mir erstmal ein Glas Eistee ein. Mein Blick fiel auf die Herdplatte und bei dem Anblick und dem Geruch des Essens zog sich mein Magen zusammen und ich bekam Heißhunger.

"Wie alt bist du Arizona?"
Ich stellte mein leeres Glas wieder ab und zog mir einen Barhocker näher zum Herd.

"Ich bin 19."

"Ach doch noch so jung. Ich hätte gedacht du wärst ungefähr so alt wie Nate. Nate ist mein Sohn. Er wird morgen 23 Jahre alt."
Leany gab Salz und Pfeffer in die Pfanne während ich nur nickte.

"

Und was machst du so beruflich?"
Die Frau war erstens viel zu neugierig und zweitens redete sie zu viel für meinen Geschmack. Doch ihre Kochkünste rochen schon mal vorzüglich.

"Ich arbeite im Starbucks und fange demnächst mein Studium wieder an."
Erzählte ich meine Erfolgsgeschichte.

"Oh, weißt du als ich jung war, da..."

Ein dunkles, tiefes Brummen unterbrach ihre Erzählung. Ertappt wanderten meine Finger zu meinem Bauch.

"Da hat ja jemand Hunger. Willst du schonmal probieren?"

Was für eine Frage?!
"Ja sehr gern"

Leany nahm ein kleines Schälchen außem Regal und gab ein Löffel von der Pfanne hinein.
Es war sowas wie eine dickflüssige Suppe oder ein Eintopf. Ich tauchte meine Löffelspitze hinein und nahm sie dann in den Mund.
Genussvoll schloss ich die Augen. Es war ein würziger und unbeschreiblicher Geschmack.