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"Ari! Der Postbote kommt mit einem Päckchen!" Wunderte sich Davie, der aus dem Fenster guckend mit baumelnden Beinen auf der Arbeitsplatte der Küche saß, wo ich gerade am kochen war.

Ebenfalls verwundert ging ich zur Haustür und öffnete.
"Hi Arizona. Heute ein Päckchen an deinen Dad und ein Brief für dich."
Zögernd nahm ich das Päckchen entgegen und unterschrieb.
War das richtig? Durfte ich das annehmen?!

"Das wärs dann auch schon. Einen schönen Tag noch!"
Er legte den Brief oben auf das Päckchen, das ich in den Händen hielt und lächelte zum Abschied.
"Danke Mick, dir auch!"
Murmelte ich leise als Antwort.

Unentschlossen stellte ich das buchgroße Päckchen erstmal auf den Boden neben dem Schränkchen der Garderobe und schaute mir erstmal den Brief genauer an.

Harvard Eastside University!


Die fett gedruckten Buchstaben sprangen mir förmlich ins Gesicht. Ich riss den Umschlag auf und überflog die Zeilen.

Sehr geehrte Frau Mayhew!
Mit diesem Brief wollen wir Ihren Wunsch, in das letzte Lehrjahr aufgenommen zu werden, bereitwillig entgegenkommen. Zuvor müssten Sie jedoch noch ein 3 wöchiges Praktikum auf einer von uns gewählten Station des Medical University Hospitals absolvieren.
Falls Ihrerseits noch Interesse besteht, würden wir Sie gerne am Montag, den 26. Oktober 2016 um 10:00 Uhr im Sekretariat der Harvard Eastside University persönlich begrüßen und willkommen heißen.
Bitte füllen Sie den beiliegenden Vertrag innerhalb der Woche aus und bringen Sie ihn unterschrieben zum bereits gegebenen Termin mit.
Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!
Mit freundlichen Grüßen

O. Malgow

Im Auftrag von Prof. Dr. Deerbond!

Ich rieb meine Augen und warf noch einen Blick auf den Brief, um sicher zu gehen, dass das kein Traum war doch immer noch sah ich die Zusage schwarz auf weiß vor mir.

"Ari dein Topf fängt ganz doll an zu schäumen!" Rief Dave aus der Küche.

"Fuck!!"

Aus den Gedanken gerissen kickte ich das Päckchen instinktiv unter das Garderobenschränkchen und lief so schnell ich konnte wieder in die Küche zurück, wo Davie immer noch auf der Arbeitsfläche hockte.
"Sag dieses Wort niemals Davie! Niemals!"
Belehrte ich ihn bevor ich schnellstmöglich die Sauerei aufräumte.

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Ich hatte den ganzen Tag ein Dauergrinsen im Gesicht. Ich hätte ja sogar um 100€ gewettet, dass ich eine Absage bekomme, besonders wenn man mein Vorstellungsgespräch bedenkt.
Kurz vor 18:00 Uhr parkte ich mein Auto vor dem Haus der Carneys.

"Ich mag Timmy. Er ist so lustig. Aber er tut mir auch leid, weil er seinen Vater gar nicht kennt."
Verwirrt schaute ich Dave durch den Rückspiegel an.

"Doch er kennt seinen Vater, nur vielleicht haben die beiden nicht so viel gemeinsam."
Nahm ich grad wirklich Nick in Schutz?!
Und dann noch mit so einem nichtssagenden Argument?

Doch Davie schüttelte ganz bestimmend den Kopf.
"Timmy hat seinen Papa nur einmal gesehen. Aber er hat ein Bild von seinen Eltern in seiner Hosentasche."


Lächerliche Kindergeschichten!
Manche wünschen sich ja schließlich auch adoptiert zu sein, nur um mehr Drama in ihrem Leben zu haben!

Ich stieg aus und öffnete den Kofferraum. Sofort sprang Ginger hinaus und lief schwanzwedelnd ums Auto herum und auf geradem Weg zur Eingangstür, die sich jetzt öffnete und Nick gefolgt von Timmy herraustrat.

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