Mittlerweile waren 3 ganze Monate vergangen. Aber damit wurde es auch nicht besser!
Jeder von uns lebte einfach still vor sich hin. Gleichmäßig und total langweilig!
Die Jungs gingen zur Schule und ich fing wieder an im Starbucks zu arbeiten.
Wenn das Gespräch auf Dad fiel, wurden wir alle still und meistens war das Gespräch dann auch weitgehend beendet.
Manchmal fragte ich mich, wo er jetzt wohl begraben lag. Oder ob er überhaupt ordentlich und menschengerecht beerdigt wurde.
Eine Woche nach unserem letzten Besuch kam ein Päckchen von der Staatsanwaltschaft an, wo alle Dinge drin waren, die Dad gehörten.
Ab da war mir ziemlich klar, dass die Hinrichtung bereits vollzogen war.
In dem Päckchen waren seine Kleidung, sein Portmonee, sämtliche Karten, die zur Entgültigung auf die Hälfte geschnitten waren, ein Bild von meiner Mum und uns Kindern und ein kleines Notizbuch, welches Dad immer und überall hinten in seiner Hosentasche mitgetragen hatte.Auch wenn ich es nie zugeben würde und es auch nie nach außen zeigte, hatte sein Tod ein riesiges schwarzes Loch in mir aufgerissen, welches ich immer und immer wieder versuchte zuzudecken.
Aus diesem Grund hatte ich auch kein einzigen Blick in dieses Notizbuch geworfen, weil sonst jede frisch errichtete Mauer zusammengefallen wäre!!Gerade in diesem Moment lief ich durch die City auf der Suche nach einer Kleinigkeit für Dave, da dieser Morgen seinen 9 Geburtstag hatte.
Was könnte man ihm schenken?!
Spielsachen, die eigentlich noch total gewöhnlich für dieses Alter wären, konnte ich mir sparen, denn obwohl Dave erst 8 und fast 9 war, war er ein sehr ernster Typ Mensch, der lieber stundenlang schweigend auf dem Balkon oder auf der Couch saß, als mit seinen Freunden spielen zu gehen.
Ratlos blickte ich mich auf der überfüllten Fußgängerpassage um.
Alles hektisch herumlaufende Geschäftsleute, glücklich lachende Mütter mit Kindern auf dem Arm, tuschelnde Teenagergruppen und verzweifelt aussehende Obdachlose am Straßenrand.Auf einmal fiel mein Blick auf ein schwarzhaariges lockiges Köpfchen, dass ängstlich auf die vorbeilaufenden Menschen blickte und mit eingeschüchterten kleinen Schritten immer mehr in eine dunkle Seitenstraße verschwand.
Schnell bahnte ich mir einen Weg durch das Getümmel in Richtung Seitengasse.
Was bitte machte ein so kleiner Junge alleine auf der Straße. Er konnte doch kaum älter als Dave sein?!Angekommen sah ich den Kleinen an einer schmutzigen Hauswand gelehnt sitzen. Seine Kleider waren sehr schmutzig und verstaubt, aber sahen dennoch sehr teuer aus. Langsam ließ ich mich an der Hauswand nieder.
"Hey? Ist dieser Platz noch frei?"
Überrascht sah der kleine auf. Mit seinen tief schwarzen Augen musterte er mich, doch nickte dann schließlich und machte mir Platz neben sich.
"Hier ist es ja echt still, im Gegensatz zu der Passage. Sitzt du häufig hier so alleine?"
Diesmal sah der Kleine mich eher verwirrt an.
"Ich bin doch nicht alleine!!"
Mit diesen Worten holte er ein weißes Fellbündel hinter seinen Rücken vor.
"Das ist mein Hund Ginger!"Vor mir saß ein kleiner Welpe mit weißem plüschigem Fell.
"Wir haben zuhause noch die Mama von Ginger!" Doch dann wurde seine Stimme ruhiger und mit einem kleinen Beben in der Stimme fuhr er fort: "Aber Papa will Ginger weg geben, weil er nicht 2 Hunde haben will, dann hab ich Ginger genommen und bin weggelaufen! Ganz weit weit weg, aber jetzt hat Ginger Hunger und ich auch! Aber ich kann nicht nachhause sonst nimmt Papa Ginger weg!"
Eine kleine Träne lief ihm die Wangen hinunter.Sanft streichelte ich ihm über die schwarzen Locken.
"Aber weglaufen von Daheim ist auch nicht schön. Deine Mama und dein Papa werden dich suchen und bestimmt schon ganz traurig sein.""Mommy ist tot... Daddy ist nie zuhause. Immer nur diese Leany! Und der Mann der Ginger holen wollte sah ganz böse aus!"
Wie konnte ich dem kleinen denn helfen?! Einfach sitzen lassen war doch unmöglich!
"Und was ist wenn ich Ginger mit zu mir nachhause nehme und du ihn immer besuchen kommen kannst? Mein Bruder hat morgen nämlich Geburtstag und ich glaub der wird Ginger genauso lieb wie du haben"
Plötzlich sprang der kleine auf stürzte sich auf mich und drückte mich so doll er konnte.
"Danke, Danke!!"Ich musste leicht Lächeln. Wo ist das bitte schon mal vorgekommen, dass man einfach so eine Fremde auf der Straße umarmt?!
"Aber jetzt bring ich dich erstmal nachhause und dann besprechen wir das mit deinem Daddy okay?"
"Ich bin Timmy!" Sagte dieser nickend und voller Freude in seinen wunderschönen dunklen Augen!
"Hi Timmy, ich bin Aria!"
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Nach ungefähr 10 Minuten hielt Timmy vor einem wunderschönen und riesigen Haus. Der gepflegte Vorgarten unterstrich die Wirkung der Glaswände im Erdgeschoss nur noch deutlicher.
"Hier wohnst du?!" Ungläubig sah ich zu Timmy der Ginger ganz feste an sich drückte.
Wir stiegen die große Treppe zum Eingang hoch und Timmy klingelte.
Es dauerte lange bis man Schritte hörte und kurz darauf wurde die Tür aufgerissen!
Ich konnte von Glück reden, dass diese Stufen so breit waren, weil ich sonst sicherlich hinten runter gepurzelt wäre, bei so vielen Schritten, die ich erschrocken zurückwich.Vor mir stand in voller Lebensgröße der braunhaarige Anzugtyp, der mich bei uns an der Haustür mit nur einem Handtuch bekleidet gesehen hat!!!
Das erste was ich in seinem Gesicht sehen konnte war Überraschung, doch diese hielt nicht lange an, sondern wechselte wieder zu diesem dreckig grinsenden Blick.
"Guten Morgen meine Schöne! Anders überlegt mit der Partnerauswahl zur Ausübung des Hobbys? Aber glauben sie mir, mit nur dem Handtuch um ihre Figur hatte ich mehr Phantasiefreiheit. Aber das ließe sich schließlich noch ändern!" Grinsend musterte er mich ganz genau.Erschrocken keuchend von diesen Worten wich ich zurück und mein Blick flog sofort auf Timmy der mit nachdenklichem Gesicht von mir zu dem Mann in der Tür und wieder zu mir schaute.
Der Anzugtyp folgte meinen Blick und auch er zog keuchend die Luft ein! Seine Gesichtsfarbe nahm blitzartig eine leichte Rötung an.
"Daddy du kennst Aria schon?"
In Timmy's Kopf ratterte es schon fast so laut, dass man es beinahe hören konnte."Was? Ja, ehm nein.. Nur flüchtig!"
Er trat zur Seite, damit Timmy rein konnte. Als dieser sah, dass ich stehen blieb kam er nochmal zurück.
"Komm doch mit Aria!"
Doch ich schüttelte nur den Kopf."Aber du wolltest doch mit Daddy reden!!"
Dieser musterte mich verwundert.
Peinlich berührt schüttelte ich wieder schnell den Kopf und ging vor Timmy in die Hocke.
"Weißt du mir ist eingefallen, dass ich noch ganz dringend in die Stadt muss. Ein Zahnarzttermin! Komm wir machen das so: Du besprichst das mit deinem Dad und dann gebt ihr mir morgen Bescheid okay?"
Ich kramte in meiner Tasche nach einer Karte mit meiner Handynummer und überreichte die Timmy."Okay, aber ich darf dich trotzdem noch besuchen kommen ja?"
"Natürlich! Ciao Timmy!"
Mit diesen Worten strich ich ihn über die Locken und versuchten so schnell es meine High Heels zuließen das Grundstück zu verlassen.Konnte es denn noch peinlicher kommen??! Woher konnte ich ahnen dass Timmy der Sohn von so einem ist?! Ähnlich sahen die beiden sich nicht im geringsten!
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Her vocation
RomanceDas im Leben nicht alles nach Plan läuft ist klar oder? Das musste auch die 19-jährige Arizona Hope Mayhew feststellen, als sie eines Tages die Nachricht erreicht, dass ihr Vater zum Tode verurteilt wurde. Da Aria's Mutter schon seid 8 Jahren tot i...