Verbunden durch Schmerz

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Thranduil
Ich spürte mein weiches Bett unter mir und schlug die Augen auf. Ein Seufzen entwich mir, als ich auch danach nur Schwärze sah. Was war geschehen? Ich erinnerte mich noch an alles, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich in Legolas' Armen lag und ihn anflehte, mir zu helfen. Offenbar hatte ich danach das Bewusstsein verloren. Ich spürte einen Verband um meine linke Schulter und erinnerte mich auch wieder an den Ruck und den darauf folgenden Schmerz, als Legolas mich festhielt. Die Tür öffnete sich leise und ich hörte Schritte, die sich dem Bett näherten. Es war, dem Geräusch der Stiefel nach zu urteilen, Legolas, doch sicher war ich mir nicht, da ich, wie gestern Nacht ebenfalls, sehr schwach war. ,,Legolas?", fragte ich und selbst meine Stimme klang schwach. ,,Mae", antwortete die Person und es war unverkennbar Legolas' Stimme, ,,Gut, dass du wach bist. Ich habe dir nämlich etwas mitgebracht..." ,,Was wäre das?", fragte ich. ,,Hast du genug Kraft, um zu raten?", fragte Legolas zurück. Ich konnte das leichte Lächeln auf seinen Lippen förmlich spüren. ,,Ich kann es versuchen", meinte ich. ,,Gut", sagte Legolas und ich spürte, dass er sich auf die Bettkante setzte. Ich schloss meine Augen, eine alte Angewohnheit wenn ich mich konzentrierte. Ich spürte Legolas Wärme neben mir. Er roch angenehm nach Wald, was meine Sehnsucht nach der Natur wieder entfachte, da ich sie die ganze Zeit über unterdrückt hatte. Doch da war noch ein anderer Duft, der definitiv nicht von Legolas ausging. Es war eine Mischung aus etwas undefinierbarem, süßem und...Brot. Ja, es roch nach Brot. Sofort spürte ich nagenden Hunger. ,,Du hast Brot und noch etwas anderes mitgebracht", sagte ich und öffnete meine Augen wieder. ,,Ja, schließlich musst du wieder zu Kräften kommen", entgegnete Legolas, ,,Ich habe dir etwas Lembas mitgebracht, frisch aus dem Ofen, Pfirsiche und natürlich Quellwasser." ,,Habe ich heute Geburtstag?", fragte ich, ,,Oder warum verwöhnst du mich?" ,,Du hast gesagt, ich soll dir helfen", meinte Legolas, ,,Und das hier ist eine der mindesten Sachen, die ich tun kann." Ich wollte mich aufsetzen, doch leider schaffte ich es nicht so wirklich. Doch da spürte ich schon Legolas Arme an meinem Rücken, die mir dabei halfen. ,,Hannon le", sagte ich leise. ,,Nichts zu danken", entgegnete Legolas und stellte etwas flaches, nicht allzu schweres, behutsam auf meine Oberschenkel. ,,Nicht erschrecken, das ist nur das Tablett", sagte mein Sohn, worauf ich nickte. Vorsichtig, um das Tablett nicht umzukippen, fuhr ich mit den Fingerspitzen an dessen Rand entlag, bis zu den beiden Griffen rechts und links. ,,Es ist schön verziert am Rand", bemerkte ich, da ich die Erhebungen und Einkerbungen eines feinen Musters gespürt hatte. Dann tastete ich mit der rechten Hand vom Rand des Tabletts weiter in dessen Mitte. ,,Soll ich dir helfen?", fragte Legolas noch etwas vorsichtig. ,,Lass es mich zuerst alleine versuchen", bat ich ihn. ,,In Ordnung", sagte er und schwieg. Ich tastete mich also weiter über das Tablett, bis ich auf etwas stieß, ein Teller wie ich im nächsten Moment feststellte. Darauf lagen zwei, nein drei Stück Lembasbrot. ,,So viel?", fragte ich an Legolas gewandt. ,,Du hast fast zwei Monate lang nichts gegessen", entgegnete dieser, ,,Dein Hunger muss riesig sein." Wie aufs Stichwort knurrte mein Magen. ,,Das stimmt allerdings", sagte ich, griff nach einem Stück Lembas. Ich schaffte es, unfallfrei zu essen, auch wenn es sehr ungewohnt war, nicht zu sehen, was ich aß. Es tat gut, endlich wieder etwas im Magen tu haben und durch das Lembasbrot war mein Hunger auch vorerst gestillt. ,,Wie geht es deiner Schulter?", fragte Legolas, nachdem der das Tablett weggestellt hatte. ,,Sie schmerzt nicht mehr", antwortete ich. ,,Gut. Sie war ausgerenkt, nachdem ich dich festgehalten habe", erklärte Legolas, ,,Brethil hat sie wieder eingerenkt und auch sonst verarztet, während du bewusstlos warst. Er kommt in den nächsten Tagen noch einmal vorbei um sich die Schulter noch einmal anzusehen. Bis dahin sollst du den Verband an der Schulter lassen, hat er mir gesagt." ,,Mit seinen relativ jungen Jahren ist er doch ein äußerst guter Heiler, nicht?", meinte ich, ,,Wie alt ist er denn genau?" ,,Zum Glück habe ich mich ein wenig mit ihm unterhalten, als er hier war, sonst könnte ich dir jetzt nicht antworten. Er ist 781 Sommer alt", antwortete Legolas. Ich nickte nur und schwieg. Auch Legolas schwieg und so herrschte eine Weile Stille. ,,Es tut mir leid", sagte ich irgendwann. ,,Was?", fragte Legolas. Anscheinend war er gedanklich ganz wo anders gewesen. ,,Es tut mir leid", wiederholte ich, ,,Alles was....einfach alles. Du hattest recht, mit dem, was du bei unserem letzten Streit gesagt hast. Ich bin kalt und unnahbar und ich habe dich nie wirklich beachtet wie ein Vater seinen Sohn beachten sollte. Aber...ich konnte nicht anders." Wieder spürte ich Tränen in meinen blinden Augen und meine Wangen hinunterlaufen, doch es war mir egal. Tränen bedeuteten Schwäche, doch in der letzten Nacht hatte Legolas gesehen, wie schwach ich sein konnte, dagegen waren ein paar Tränen praktisch nichts. ,,Willst du es mir sagen?", fragte Legolas und legte seine Arme sanft um meine Schultern, ,,Willst du mir sagen, was dich schon so lange bedrückt?" Diese Geste, seine Arme um meine Schultern, war so klein und zögernd und für mich doch von so großer Bedeutung. Meine Hand suchte seine Wange und fand sie schließlich. ,,Du bist ihr so unglaublich ähnlich", sagte ich unter Tränen, ,,Du magst äußerlich beinahe mein Ebenbild sein, doch wie du sprichst, handelst und denkst...genauso wie sie." Legolas begriff wovon, von wem, ich sprach und plötzlich spürte ich etwas kleines, nasses an meinem Daumen. Eine Träne. Seine Träne. Wieder wünschte ich mir nichts sehnlicher als wieder sehen zu können. Legolas sehen zu können, meinen Sohn. Ich spürte seinen Kopf an meine Schulter sinken und einen Moment später hörte ich ein leises Schluchzen. Ich legte meine Arme um seine Schultern, die leicht bebten, wenn er schluchzte und legte mein Kinn auf seinen Kopf. Auch ich weinte und so saßen wir eine ganze Weile still weinend und Arm in Arm da. Zum ersten Mal spürten wir, dass wir miteinander verbunden waren. Nicht nur, weil wir Vater und Sohn waren, sondern auch aus einem anderen Grund. Wir waren emotional verbunden. Verbunden durch Schmerz.

Hurt by Fire ⚜A Middleearth Story| Book 1⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt