Legolas
Arod ritt in gemächlichem Tempo über die Ebene. Einige Meilen vor uns konnte ich schon den Düsterwald sehen, wie er seine, endlich wieder gesunden, Bäume, einer riesigen Mauer gleich, in den Himmel streckte. Vor dem Elbentor zog ich leicht an den Zügeln, worauf Arod stehenblieb. Ich stieg von seinem Rücken. ,,Was meinst du, mellon, soll ich wirklich zurück?", fragte ich meinen treuen Gefährten. Noch war ich mir nicht so sicher, ob ich wirklich in meine Heimat zurückkehren sollte, zumal ich mich ohne Zustimmung meines Vaters der Ringgemeinschaft angeschlossen hatte. Es war jetzt schon ungefähr 15 Jahre her, dass ich mich auf den Weg nach Bruchtal gemacht hatte. Eigentlich nur, um die Nachricht zu überbringen, dass Gollum es geschafft hatte, zu entkommen, doch dann hatte ich mich kurzerhand entschlossen, dem jungen Hobbit Frodo zu helfen, den Ring nach Mordor zum Schicksalsberg zu bringen. Nach dem Ringkrieg hatte ich meinem Vater aus Gondor einen Brief zukommen lassen, dass ich vorerst nicht zurückkehren, sondern die Welt erkunden wolle. Der eigentliche Grund, warum ich nicht zurückkehren wollte, war aber eigentlich, dass ich Angst vor der Reaktion meines Vaters hatte. Sicherlich hatte er vor Wut getobt, als ich nicht aus Bruchtal zurückgekehrt und er die Nachricht erhalten hatte, dass ich mich den Gefährten angeschlossen hatte. Und wahrscheinlich war sein Zorn noch immer nicht ganz verraucht. Arod schmiegte seinen Kopf kurz freundschaftlich an meine Schulter und schob mich dann ein Stück zum Wald hin. ,,Du meinst also, ich soll zurück?", fragte ich das rohirrische Pferd. Arod nickte und schnaubte kurz. Ich seufzte. ,,Gut", meinte ich, ,,Dann bringen wirs hinter uns." Ich schwang mich wieder in den Sattel und Arod lief von selbst in langsamem Schritt durch das Elbentor und weiter über den Elbenweg tiefer in den Wald hinein. Ich zog mir die Kapuze meines lorischen Mantels so tief wie möglich ins Gesicht, damit man mich nicht sofort erkannte. Jetzt, wo die Dunkelheit endgültig besiegt war, waren auch die Spinnen vernichtet worden, die sich hier eingenistet hatten und Orks gab es schon seit einigen Jahren nicht mehr. Die letzten waren drei Jahre nach der Vernichtung Saurons an der Grenze zwischen Rohan und Gondor getötet worden. Auch die Krankheiten, die sich unter den Bäumen verbreitet hatten waren fast vollständig verschwunden. Nur sehr selten sah ich noch einen Baum mit dunkler, halb vermoderter Rinde und faulen Blättern und auch die Luft war nicht mehr ganz so stickig wie zuvor. Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach, welches in sattem Grün erstrahlte, und zauberten goldene Lichtpunkte auf den Waldboden. Eine Stunde später erreichte ich das Tor zum Palast, allerdings ohne einer einzigen Patrouille zu begegnen. Das war äußerst eigenartig, denn normalerweise ließ mein Vater die Grenzen und jeden Weg und jeden Fluss bewachen, damit niemand das Reich einfach so durchqueren konnte. Ich bekam ein leicht ungutes Gefühl, ließ es mir aber nicht anmerken. Lediglich Arod schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte, denn er schnaubte leise. ,,Schon gut, mellon", flüsterte ich ihm zu, ,,Das wird sich gleich klären." Vier Wachen bewachten das Tor. ,,Halt! Wer da!?", fragte einer der Wachen. ,,Legolas Thranduilion", antwortete ich mit fester Stimme und nahm die Kapuze ab. Die Wachen verbeugten sich sofort und gewährten mir (natürlich) Einlass. Ich stieg ab und führte Arod an den Zügeln durch das Tor auf den Hof vor dem Palasttor. Einige Bedienstete huschten schnell über den Hof und neben den Stallburschen waren auch Handwerker beim Stall beschäftigt. Offenbar musste etwas erneuert werden. Ich steuerte auf den Stall zu. ,,Prinz Legolas?", fragte einer der Handwerker und legte eine Säge beiseite. Ich nickte leicht, worauf der Elb sich verbeugte. Ein Stallbursche kam, um Arod zu versorgen und ich gab ihm die Zügel meines treuen Gedährten. ,,Warum wird am Stall gebaut?", fragte ich den Handwerker, ,,Muss etwas erneuert werden oder wird er wieder vergrößert?" ,,Es gab vor eineinhalb Monaten ein Feuer, mein Prinz", antwortete der Handwerker, ,,Der komplette Stall ist abgebrannt, aber ein Großteil der Pferde konnte gerettet werden. Ich kann Euch nicht genau sagen, was alles passiert ist, da ich auf der anderen Seite des Palastes beschäftigt war." ,,Das macht nichts", entgegnete ich, ,,Ich werde es später wahrscheinlich sowieso erfahren." Ich verabschiedete mich höflich und ging dann zum Palast, um meinen Vater zu suchen. Mein erstes Ziel war der Thronsaal. Allerdings traf ich dort nur auf Feren. Als dieser mich erkannte, schien er erleichtert zu sein. ,,Mein Prinz, Eru sei Dank, dass Ihr hier seid", sagte Feren. Sein Verhalten verwirrte mich ein wenig. ,,Es freut mich auch, dich wiederzusehen, Feren", entgegnete ich, ,,Sag mir, wo ist mein Vater?" Ein Schatten huschte über Ferens Gesicht. ,,In seinen Gemächern", antwortete er. Ich nickte dankend und wollte gehen, doch Feren hielt mich am Arm fest. ,,Wartet", sagte er, ,,Es wäre besser, wenn Ihr...erfahrt was geschehen ist." ,,Wie soll ich das verstehen?", fragte ich mit einer dunklen Vorahnung. War es möglich, dass meinem Vater, dem großen starken König und besten Krieger des Reiches etwas zugestoßen war? ,,Es...wird wahrscheinlich sehr erschreckend für Euch sein...", setzte Feren unsicher an und wenn selbst Feren unsicher war, musste wirklich etwas schlimmes passiert sein. ,,Jetzt sag schon!", befahl ich, da ich es nicht leiden konnte, auf eine Antwort zu warten. Eine Angewohnheit, die ich von meinem Vater geerbt hatte. Feren seufzte. ,,Vor eineinhalb Monaten gab es einen Brand im Stall...", begann er und erzählte mir alles was in den letzten eineinhalb Monaten geschehen war.
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Hurt by Fire ⚜A Middleearth Story| Book 1⚜
Fantastik,,Ihr seid erblindet!" Dieser Satz lässt Thranduil verzweifeln. Was soll er jetzt, als blinder Elb und noch schlimmer als blinder König, tun? Selbstzweifel lassen ihn Tag und Nacht nicht mehr los und schließlich läuft es sogar darauf hinaus, dass er...