Der Inhalt der Truhe

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Legolas
Nachdem Vater und ich wieder im Palast waren, legte Vater sich in sein Bett, um sich auszuruhen. Das Reiten hatte ihn ziemlich angestrengt, da er, durch das lange Hungern, noch immer nicht so bei Kräften war, wie früher. Zudem sah er ja nichts. Ich begleitete Vater in sein Gemach und half ihm, in bequemere Kleidung zu schlüpfen. ,,Ich danke dir für diesen Tag, Legolas", sagte Vater, als er schließlich im Bett lag, ,,Die Natur hat mich gestärkt und mir ein paar meiner Sorgen genommen." ,,Ich habe doch gesagt, dass du es nicht bereuen wirst, nach draußen zu gehen", meinte ich. ,,Und du hattest recht", entgegnete Ada müde. ,,Schlaf jetzt, du brauchst deine Kräfte", sagte ich. Vater drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Kurz darauf hörte ich ihn ruhig und gleichmäßig atmen. Ich verabschiedete mich von ihm, auch wenn er schon schlief, und verließ sein Gemach. Dann rannte ich zur Bibliothek. Wieder war der Bibliothekar verwirrt, als ich ihn bat, die gesamte Bibliothek zu räumen, damit ich alleine sein konnte. Als ich schließlich alleine war, öffnete ich das Regal, welches ich auch auf Anhieb fand, und ging schließlich in den Raum mit der Truhe. Noch einmal las ich mir das eingravierte Rätsel auf dem Deckel der Truhe durch, um sicherzugehen, dass ich dass das Rätsel sich nicht geändert hatte, aber zum Glück war das nicht der Fall. Dann beugte ich mich ein wenig zu der Truhe hin und nannte den Namen meines Großvaters. Einen Moment geschah nichts und ich dachte schon, ich hätte irgendetwas vergessen oder falsch gemacht, doch dann sprangen die Verschlüsse der Truhe auf. Ich öffnete gespannt den Deckel. In der Truhe befanden sich ein dünnes Buch, eine Karte von Gondor und dem wilden, unerforschten Süden Mittelerdes und ein kleiner Talisman aus einem Stein, in den eine brennende Rose einraviert war. Zuerst betrachtete ich die Karte. Sie schien gewöhnlich zu sein, bis auf die Tatsache, dass Berge, Wälder, Städte und Gegenden im Süden eingezeichnet und benannt waren. Das verwirrte mich ein wenig, da der Süden eine Wildnis war, wenn man von der Stadt Umbar, aus der Mordor im Ringkrieg Korsaren rekrutiert hatte, einmal absah. Zudem hatte niemals jemand den Süden wirklich erforscht und wenn doch, dann war derjenige nie so weit in den Süden vorgedrungen, wie auf dieser Karte verzeichnet. Ich beschloss, mich später nochmal einmal mit der Karte zu beschäftigen und schlug das Buch auf. Auf dem Ledereinband und dem Buchrücken stand kein Titel, doch auf der ersten Seite stand in feinster, elbischer Handschrift: Die Feuerrose. Ich beschloss, die gesamte Truhe mit ihrem Inhalt in mein Gemach zu bringen. Also legte ich alles wieder zurück in die Truhe, schloss den Deckel und dann die Verschlüsse. Zum Glück war die Truhe weder sehr schwer, noch allzu groß, sodass ich sie mühelos hoch heben und tragen konnte. Ich verließ den geheimen Raum und den Gang und wartete, bis sich das Regal wieder geschlossen hatte. Dann rannte ich aus der Bibliothek. Wieder ignorierte ich den verwirrten Bibliothekar und alle anderen Elben, die mich ebenfalls verwirrt ansahen. Erst in meinem Gemach blieb ich stehen und stellte die Truhe auf den Pult, der links neben dem großen Fenster stand. Ich öffnete sie wieder und begann, das Buch zu lesen, in dem unter anderem das hier stand:

In diesem Buch beschreibe ich, Oropher, Berater des Königs der Waldelben des Nördlichen Düsterwaldes und zweiter Heerführer des Heeres, die Entdeckung und Erforschung der Feuerrose.
[...]
Die Feuerrose ist eine magische Rose, deren Saft alle physischen Wunden heilt, egal, wie schwer diese sind. Zudem ist die Feuerrose das einzige, mir bekannte, Heilmittel gegen eine Erblindung. Man benötigt lediglich eine kleine Phiole des Saftes der Rose. Trinkt der Erblindete diesen Saft, wird er sein Augenlicht innerhalb von wenigen Minuten zurück erhalten. Doch um die Feuerrose zu finden, muss man einen weiten Weg auf sich nehmen, den ich in der beiliegenden Karte verzeichnet habe. Um diesen Weg sehen zu können, wird reines Blut der Sindar benötigt. Drei Tropfen davon müssen über Minas Tirith fallen und der Weg wird sichtbar. Doch, du, der das hier liest (ich hoffe inständig, dass du einer meiner Nachfahren mit guten Absichten bist) musst wissen, dass die Suche lang und beschwerlich ist und dich in, für dich ,unbekannte Gegenden und Kulturen führt.
[...]
Zudem muss ich erwähnen, dass die Suche aus mehreren...sagen wir Etappen besteht. An verschiedenen Orten werden neue Hinweise auf den eigentlichen Standort der Feuerrose zu finden sein und, verwendet man diese Hinweise richtig, wird auch der Weg zu einer weiteren Etappe auf der Karte sichtbar.
[...]
Bevor dieses Buch ein Ende findet, muss ich noch eine dringende Warnung aussprechen:
Die Feuerrose besitzt weitaus mehr Magie, als nur die eines heilenden Saftes. Allerdings ist diese Magie selbst mir nicht bekannt, ich spürte lediglich eine starke Magie, die von der Rose ausging, als ich sie fand.
Also hüte dich und lasse die Information dieses Buches, sowie der Karte niemals in die falschen Hände oder an die falschen Ohren geraten!!! Sonst könnte dies fatale Folgen, vielleicht sogar für ganz Mittelerde oder ganz Arda haben!!!
Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg bei deiner Suche.
Non galu govad gen. (Möge Glück dich begleiten.)

Ich legte das Buch zur Seite und nahm die Karte zur Hand. Drei Tropfen davon müssen über Minas Tirith fallen... Das bedeutete, dass drei Tropfen reines Sindarblut auf Minas Tirith fallen mussten und der Weg zur Feuerrose wurde sichtbar. Zumindest zur ersten Etappe der Suche. ,,Großvater, du bist genial", sagte ich. Dann nahm ich meinen Dolch und schnitt mir damit leicht in den Daumen. Ich hielt den Daumen über die Stelle der Karte, auf der Minas Tirith eingezeichnet war. Nachdem drei Tropfen meines Blutes auf Minas Tirith gefallen waren, nahm ich meine Hand wieder weg. Der Schnitt war schon fast wieder verheilt. Noch ein Vorteil, ein Elb zu sein. Gespannt beobachtete ich, was geschah. Mein Blut verschwand wie von Zauberhand im Pergament der Karte. Kurz darauf erschien neben Minas Tirith ein Pfeil, der nach Norden und ein wenig nach Osten zeigte. Neben dem Pfeil erschien das Wort Erebor. Sowohl der Pfeil, als auch die Schrift waren blutrot. Ich räumte Buch, Karte und Talisman wieder in die Truhe, verschloss diese und beschloss, sie in meinem Schrank zu verstecken. Kein besonders kreatives Versteck, aber immerhin besser, als sie einfach so offensichtlich stehen zu lassen. Dann verließ ich mein Gemach und suchte Gimli.

Hurt by Fire ⚜A Middleearth Story| Book 1⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt