Erebor

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Legolas
Nach drei Tagen erreichten wir den Einsamen Berg. Als wir vor den riesigen Toren standen, stiegen wir von Arods Rücken und ich ergriff die Zügel des Pferdes. ,,Wer da!?", ertönte die Stimme eines Zwerges. ,,Gimli Gloinssohn und sein Gefährte Legolas", antwortete Gimli. ,,Öffnet das Tor, es ist Gimli", rief der Zwerg und kurz darauf wurde das Tor geöffnet. Wir betraten die riesigen Hallen aus Stein. Ein Zwerg kam auf uns zu, nahm mir Arod ab und führte ihn zu den Ställen. Allerdings entging mir sein misstrauischer Blick, den er mir zuwarf nicht. Auch die übrigen Zwerge beäugten mich argwöhnisch, denn es war definitiv nicht in Vergessenheit geraten, was das letzte Mal geschah, als ein Elb diese Hallen betrat. Gimli führte mich zielstrebig durch die unterirdischen Hallen und Gänge. ,,Jetzt siehst du endlich einmal ein richtiges Kazadh-dum", meinte Gimli. ,,Ja, dies hier ist wirklich ein Zwergenheim wie aus den alten Geschichten", entgegnete ich. ,,Gimli!", rief ein alter Zwerg, als wir eine sehr prunkvolle Halle betraten, und kam auf uns zu. ,,Vater!", rief Gimli erfreut zurück. Die Zwerge legten sich die Hände auf die Schultern und...schlugen erst einmal die Köpfe aneinander, sodass es mir schon allein vom Zuschauen wehtat. Aber Zwerge haben nunmal einen Dickschädel, sodass es ihnen nichts auszumachen schien. ,,Dürfte ich erfahren, warum du ein Spitzohr mit in diese Hallen bringst?", fragte Gloin dann, ,,Und dann auch noch ausgerechnet diesen Waldprinzen? Ich hab nicht vergessen was du damals gesagt hast, Spitzohr!" ,,Was hat er denn gesagt?", fragte Gimli. Oh je, das hätte ich ja ahnen müssen. ,,Er hat dich Orkmutant genannt", erklärte Gloin und ich wartete angespannt auf Gimlis Reaktion. Dieser musterte mich kurz und lachte dann. ,,Das hat er schon zurückgekriegt", meinte er dann, ,,Immerhin habe ich mehr Orks auf meiner Rechnung als dieses spitzohrige Elbenprinzlein." ,,Nicht das schon wieder", meinte ich seufzend, ,,Obwohl du natürlich recht hast." ,,Siehst du, siehst du, er ärgert sich immer noch darüber", sagte Gimli zu Gloin, worauf der alte Zwerg lachte. ,,Wo ist König Dain?", fragte Gimli schließlich, ,,Wir müssen ihm von unserem Gast berichten." ,,Folgt mir", sagte Gloin und ging voran. Wir folgten ihm in den riesigen Thronsaal. Naja, schon eher eine Thronhalle. Dain stand vor seinem Thron und gab gerade ein paar Zwergen Anweisungen. Diese nickten und gingen. Gloin gab Gimli und mir ein Zeichen, stehen zu bleiben und ging alleine zu Dain. Die Zwerge sprachen kurz leise miteinander, offenbar in Khuzdhul. Dann wandte Dain sich uns zu. ,,Gimli, der tapfere Krieger der Ringgemeinschaft", sagte der König unter dem Berg. Gimli neigte kurz den Kopf. ,,Es ist eine Freude, dich wieder in den Hallen Erebors begrüßen zu dürfen. Doch sag mir, warum begleitet dich ein Elb?", sagte Dain. ,,Das ist Legolas, einer meiner Gefährten der Ringgemeinschaft", erklärte Gimli. Dains Blick verdunkelte sich ein wenig und er sah zu mir. ,,Legolas, Sohn Thranduils", setzte er an. Ich entschloss mich zu einer Geste, die ich, schon alleine weil ich selbst königlichen Blutes war, eigentlich nie getan hätte, doch um das Vertrauen eines Zwerges zu gewinnen, musste man ihm Respekt entgegenbringen. ,,Es ist mir eine Ehre, Euch kennenlernen zu dürfen, Dain, König unter dem Berge", sagte ich und verbeugte mich nicht nur, sondern ging auf die Knie, um kleiner wie der Zwerg zu sein. ,,Oho seht her!", rief Dain laut, ,,Ein Elb der versteht, was Respekt ist! Oder ist das hier alles nur eine Fassade?" ,,Es ist keine Fassade, ich schwöre", sagte ich. ,,Und ich bürde für ihn", fügte Gimli hinzu. Dain schwieg kurz. Gimli stieß mir kurz in die Seite. ,,Der Waldkönig hat seinem Sohn auch ein Geschenk mitgegeben", sagte er, während ich einen Beutel aus Samt hervorholte und ihn öffnete. Dain sah mich gespannt an. Ich nahm etwas von dem Inhalt aus dem Beutel. ,,Hundert Süßwasserperlen aus dem großen Waldsee im südlichen Teil des Königreiches und ein Grünwaldsmaragd, wie man ihn nur in unserem Wald findet", sagte ich und ließ die Perlen und den Smaragd von meiner Hand wieder in den Beutel fallen. Ich übergab Dain das Geschenk und der Zwerg nahm es an. ,,Nun, ich denke, es lässt sich einrichten, dass Ihr hierbleiben könnt", meinte Dain, ,,Aber seid gewarnt, Elb. Die Wände hier haben durchaus Augen und Ohren!" ,,Ich werde es nicht vergessen", sagte ich und erhob mich. ,,Dann kann ich dir ja jetzt die Hallen zeigen", meinte Gimli und führte mich durch die steinernen Hallen seiner Heimat. Am Abend saßen wir in vor einem gemütlichen Feuer, welches im Kamin von Gimlis Zimmer brannte. Vor uns lag die Karte aus der Truhe. ,,Ich begreife es einfach nicht", sagte ich, ,,Wir sind im Erebor, aber was jetzt? Wir haben keinen weiteren Hinweis. Weder in der Karte, noch im Buch." ,,Versuchs doch nochmal mit seinem Blut", meinte Gimli. ,,Stimmt", sagte ich u d nahm meinen Dolch. ,,Halt warte!", rief Gimli, als ich leicht in meinen Daumen schneiden wollte, den ich über Minas Tirith hielt, ,,Mach es über Erebor. Dem Wort meine ich." Ich tat wie der Zwerg sagte und ließ drei Tropfen meines Blutes auf das Wort Erebor fallen. Wieder verschwand mein Blut in der Karte und tatsächlich erschien, am Rand der Karte ein kleiner Text. Diesmal allerdings in Sindarin und in Tengwar (elbische Schrift) geschrieben. Gimli seufzte resigniert, als er das bemerkte. ,,Gib mir einen Moment, dann übersetze ich es", sagte ich und las die paar Zeilen. Sie lauteten: (Ich schreibs jz nicht in Sindarin sondern gleich in Westron)

Du hast den Berg nun erreicht
Durch den das Zwergenvolke schleicht. Jetzt suchst du den weiteren Pfad
Und dazu erhälst du meinen Rat:
Den Pfad kennt nur Licht durch juwelenes Herz
Das niemals gespürt, weder Liebe noch Schmerz.

Ich übersetzte das Rätsel für Gimli, doch dadurch wurden wir auch nicht schlauer. ,,Lass uns eine Nacht darüber schlafen. Vielleicht fällt uns dann etwas ein", meinte ich, faltete die Karte zusammen und ging in das Zimmer, welches mir zur Verfügung gestellt worden war. Das Bett war etwas klein für mich und auch das restliche Mobiliar, aber das störte mich nicht. Ich setzte mich auf das breite, steinerne Fensterbrett, denn Gimli hatte dafür gesorgt, dass ich ein Zimmer mit Fenster bekam, um nicht komplett unter der Erde und ohne Licht zu sein, und sah in die sternenklare Nacht hinaus. Meine Gedanken schweiften zu meinem Vater und schließlich wieder zu dem Rätsel. Was könnte mit juwelenes Herz nur gemeint sein? Ein echtes Herz wohl kaum, da dieses juwelene Herz nie gefühlt hatte. Aber was war es dann?

Hurt by Fire ⚜A Middleearth Story| Book 1⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt