Legolas
Ich schlug die Augen auf und saß mit einem Mal kerzengerade im Bett, als ich mich an die Geschehnisse der letzten Nacht erinnerte. Aber wie war ich in mein Bett gekommen? Ich war doch in dem verborgenen Gang hinter dem Regal eingeschlafen. Also war alles nur ein Traum gewesen...
Doch da spürte ich etwas leichtes, dünnes um meinen Hals. Ich trug doch keine Kette. Um sicher zu gehen, griff ich an meinen Hals und spürte zu meiner Überraschung tatsächlich eine dünne Kette. Daran befestigt war ein Schlüssel. Der Schlüssel. Zudem bemerkte ich den Zweig mit den Buchenblättern und der Buchecker, welche auf dem Boden gelegen hatte, nachdem Großvater verschwunden war, auf meiner Bettdecke. ,,Großvater", murmelte ich lächelnd und stand auf.
Ich rannte in die Bibliothek, wo ich fast mit dem Bibliothekar zusammenstieß. ,,Verzeiht", sagte ich und sah mich suchend um. Wo war das Regal, zu dem mein Großvater gegangen war. ,,Sucht Ihr etwas bestimmtes, hir nin (mein Herr)?", fragte der Bibliothekar. ,,Mae", antwortete ich, ,,Bücher über die Geschichte des Königreiches und über die Königsfamilie." Der Bibliothekar sah mich kurz erstaunt an, sagte aber nichts und führte mich zu dem riesigen Regal. Ich erkannte es sofort wieder und entdeckte auch das Buch mit dem Namen meines Großvaters einen Augenblick später. Ich wollte es nach hinten kippen, doch da erinnerte ich mich an die Warnung meines Großvaters, dass alles hinter dem Regal und der Tür geheim bleiben musste. Ich zog meine Hand zurück. ,,Ist noch jemand in der Bibliothek?", fragte ich den Bibliothekar. ,,Nein", antwortete dieser, ,,Aber es ist ja gerade erst nach Sonnenaufgang. Da ist das kein Wunder." ,,Gut", entgegnete ich, ,,Allerdings muss ich auch Euch bitten, die Bibliothek zu verlassen und dafür zu sorgen, dass niemand sie betritt, bis ich sie wieder verlasse." Meine Stimme hatte, wie von selbst, einen Tonfall angenommen, der keinerlei Widerspruch duldete. ,,N...natürlich, mein Prinz", sagte der Bibliothekar noch immer etwas verwirrt und ging. Erst nachdem ich die Tür der Bibliothek hatte ins Schloss fallen hören, wandte ich mich wieder dem Buch zu. Ich kippte das Buch nach hinten und ein leises Klack ertönte, genauso wie in der Nacht...oder in meinem Traum. Was auch immer. Nachdem ein Teil des Regals sich geöffnet hatte, lief ich in den Gang dahinter, bis ich schließlich vor der Holztür stand. Ich holte den Schlüssel hervor, den ich noch immer, an der dünnen Kette befestigt, um meinen Hals trug. Ich atmete einmal tief durch, steckte den Schlüssel in das Schloss an der Tür und drehte ihn um. Mit einem Knarren sprang die Tür auf und öffnete sich von selbst. Dahinter befand sich ein kleiner, runder Raum, der von weißem Licht durchflutet war, welches von ein paar Laternen an der Wand ausging. In der Mitte des Raumes befand sich ein, mit Stuckaturen verzierter, runder Steinsockel, der mir ungefähr bis zur Hüfte reichte. Darauf stand eine kleine Truhe aus einem Metall, Mithril, wie ich einige Momente später feststellte. Ich ging zu dem Steinsockel und betrachtete die Truhe. Sie war verschlossen, doch sah ich kein Schloss, in das man einen Schlüssel hätte stecken können, um sie zu öffnen. Auf dem silbern glänzenden Deckel der Truhe war ein Spruch eingraviert:Hoch in den Himmel ragt sie,
Die Buche.
Hier beginnt sie nun,
Die Suche.
Sag mir, wer sich im Spruch versteckt
Und der Schlüssel wird entdeckt.Jetzt musste ich auch noch ein Rätsel lösen. Ich las den Spruch mehrmals durch, doch kam einfach nicht auf die Antwort. Im Text war doch von keiner Person die Rede. Irgendwann beschloss ich, später darüber nachzudenken, denn ich war schon ziemlich lange hier und sicherlich wunderte sich der Bibliothekar, was ich denn solange tat. Ich ging zur Tür, schloss diese wieder ab und hängte mir den Schlüssel an der Kette wieder um den Hals. Dann verließ ich den geheimen Gang. Erst jetzt viel mir ein, dass ich überhaupt nicht wusste, wie ich das Regal wieder schließen konnte. Doch da schloss es sich auch schon von selbst. Ich verließ die Bibliothek, ignorierte dabei den verwunderten Bibliothekar und seine Fragen und lief in mein Gemach. Dort setzte ich mich an den Pult, der dort stand, nahm ein relativ kleines Stück Pergament, Feder und Tinte und schrieb den Spruch von der Truhe auf, um ihn nicht zu vergessen. Nachdem die Tinte getrocknet war, faltete ich das Pergament einmal und steckte es sicher in eine versteckte Tasche meines Gewandes. Im Gang vor meinem Gemach hörte ich die tiefe Stimme Gimlis, die eteas unverständliches brummte. Also ging ich nach draußen in den Gang. ,,Seit wann brauchst du so lange?", fragte der Zwerg, als er mich sah, ,,Hast du etwa verschlafen? Und zudem hast du das Frühstück verpasst." ,,Ich...hatte noch etwas zu erledigen", erklärte ich eher ausweichend. Gimli zog eine Augenbraue hoch und legte seinen Kopf ein bisschen schief. ,,Nicht der Rede wert", fügte ich noch hinzu. ,,Euch Elben kann man sowieso nicht ausquetschen, wenn ihr nichts sagen wollt", meinte Gimli, ,,Und da soll nochmal einer sagen, Zwerge seien stur. Naja, was solls. Eigentlich wollte ich dich jetzt fragen, wie es weitergeht? Wir haben in der Bibliothek nichts gefunden." Ich überlegte kurz. Was sollte ich jetzt sagen, ohne den Zwerg misstrauisch zu machen. ,,Wir...sollten die Sache mal für einige Tage ruhen lassen", sagte ich schließlich, ,,Vielleicht haben wir dann noch eine neue Idee, wo wir suchen können, oder wir bemerken, was wir übersehen haben. Wenn wir uns Tag und Nacht durch Bücher lesen, sind wir gestresst und können nicht so gut denken." Mit diesen Worten ließ ich den Zwerg stehen und ging in den Palastgarten. Dort suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen und klettete auf einen Baum. Dann holte ich den Zettel mit dem Spruch aus der Tasche und versuchte, dieses schwierige Rätsel zu lösen.
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Ihr dürft übrigens bei dem Rätsel (und wenn vllt noch weitere folgen) gerne mitraten. Schreibt eure Vermutung wie die Lösung sein könnte einfach in die Kommentare :-)
Viel Spaß
Anna Moony
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Hurt by Fire ⚜A Middleearth Story| Book 1⚜
Fantasy,,Ihr seid erblindet!" Dieser Satz lässt Thranduil verzweifeln. Was soll er jetzt, als blinder Elb und noch schlimmer als blinder König, tun? Selbstzweifel lassen ihn Tag und Nacht nicht mehr los und schließlich läuft es sogar darauf hinaus, dass er...