❝i wanted to choose words that even you would have to be changed by.❞
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Geliebtes Du,
im Mai 2016 habe ich ein Buch gelesen, das den bezeichnenden Namen »Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid« trägt. Geschrieben von Frederik Backman schildert sich in diesem Roman die Geschichte der fast-achtjährigen Elsa, die von ihrer Oma auf eine Schatzsuche geschickt wird. Die Schätze, die sie findet, sind Briefe. Allerdings nicht Briefe für sie. Die Briefe, die ihre Oma geschrieben hat, in denen sie grüßen lässt und sich entschuldigt, sind an Menschen aus Omas Vergangenheit gerichtet. Menschen, die Elsa auch erst noch finden muss. (Und die vielleicht die wahren Schätze darstellen, aber ich denke, das muss Elsa so wie jeder Leser potentiell für sich selbst entscheiden.)
Ich hab furchtbar geweint bei der Lektüre. Dieses ganze Erleben, das Suchen und Finden von Elsa begleiten zu dürfen, war in einem Ausmaß authentisch, das mir direkt in die Brust fuhr und mein Herz auf eine Weise ergriff, auf die mich menschliches Potential immer und immer wieder ergreift. Man gehört dazu. Man befindet sich auf den Seiten dieses Romans ebenfalls auf einer Schatzsuche. Und man findet. Was man findet, mag variieren, nicht aber das Finden als solches. Es wäre mir unbegreiflich, wie man dieses Buch lesen sollte, ohne in ihm zu finden, wonach man (mehr oder weniger bewusst) gesucht hat.
Vielleicht wird man aber auch gefunden.
So wie ich gefunden wurde.
Von einer Idee.
Napoleon sagte: Es gibt Dinge, die man nicht schreibt.
Ich sage: Es gibt auch Dinge, die man nicht sagt.
Bis sie zu spät kommen. So wie in Omas Fall. Dann muss man plötzlich andere damit beauftragen, Entschuldigungen zu überbringen.
Aber vielleicht ist das keine Tatsache, der man sich ohnmächtig ergeben muss. Vielleicht kann man diese Dinge doch schreiben, sie ansprechen - sie sagen. Womöglich müssen sie aus dem einen oder anderen Grund ihren Adressaten verlieren oder sich in Anonymität kleiden. Aber heißt das, dass man sie deswegen nicht sagen darf? Sie nicht sagen sollte?
Ich glaube nicht.
Also werde ich es auf mich nehmen - und sie formulieren, all diese unausgesprochen Dinge.
Ich werde Briefe schreiben.
Briefe, weil sie auf intime Weise Raum bieten. Mehr als eine Email. Mehr als SMS und Chatverlauf. Briefe nehmen sich Zeit. Briefe wollen Wert haben. Briefe sind zum Nochmal Hervorholen gemacht. Um Worten die Möglichkeit zu geben, anzukommen.Briefe werden es also sein. Briefe an:
× an die Menschheit
× an Menschen, die ich liebe
× an Menschen, die ich treffe
× an Menschen des öffentlichen Lebens
× an Institutionen, Konstrukte, Ideen...
× an die FiktionAlle Briefe, mit Ausnahme derer, die sich an Figuren des öffentlichen Lebens, Institutionen oder fiktionale Zeitgenossen richten, werden an anonym adressiert sein.
Es geht um die Briefe selbst, nicht so sehr um die konkreten Empfänger. (Ginge es um die, ließe ich ihnen die Briefe schließlich persönlich zukommen.)
Ich glaube nicht, dass für den Moment viel mehr zu sagen bliebe. Falls doch, scheu dich bloß nicht zu fragen. Das Projekt, sofern es denn als solches bezeichnet werden kann, wird sich allein durch seine Existenz weiter entwickeln und sowohl konkretisieren als auch ausdehnen. Es ist denkbar, dass weitere Adressatkategorien hinzukommen. Es ist denkbar, dass ich andere einladen werde, ebenfalls Briefe zu diesem Projekt beizutragen. Es ist so vieles denkbar - und noch nichts prinzipiell ausgeschlossen.
Von daher, lassen wir uns überraschen.
Deine Kira
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Kira lässt grüßen und sagt...
Short Story❝i wanted to choose words that even you would have to be changed by.❞ Zwischen dem Begehren, zu lernen, dem Bemühen, zu verstehen, und der Hoffnung, die das Platzen nicht scheut - Gedanken eines Mädchens und Worte. Worte für die Menschen, für die We...