dein herz ist niemals zu groß.

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I think... if it is true that
there are as many minds as there
are heads, then there are as many
kinds of love as there are hearts.

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Hallo, Mädchen aus dem Zug.

ich hoffe, du bist glücklich.

In dem Roman, den ich bald schreiben werde, nimmt es meine Protagonistin der Welt ganz schön übel, dass sie ihr das wünscht

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In dem Roman, den ich bald schreiben werde, nimmt es meine Protagonistin der Welt ganz schön übel, dass sie ihr das wünscht. Wieder und wieder und wieder. Obwohl sie doch sehen müsste, wie schlecht es ihr geht. Obwohl das ein Wunsch ist, der so wenig Anspruch an die Realität stellt, dass er auch unausgesprochen nicht weniger Wirkung hätte.

Ich weiß nicht, ob es dir schlecht geht. Aber ich weiß auch nicht, ob du glücklich bist.

In Hamburg bist du eingestiegen, in Köln ausgestiegen. Erst hast du dich lange mit deiner Schwester durchs Glas angegrinst, ihr habt euch zum Abschied gewunken - sie hat dir durch aneinander gepresste Daumen und Zeigefinger ihr Herz mit auf die Reise gegeben. Dann haben wir ein bisschen mit einander gesprochen. Soziale Arbeit, das find ich so spannend. Und so wichtig.

Dann hast du telefoniert. Mit Chiquitita.

Ich musste an den Jungen denken, mit dem ich schon viel zu lange nicht mehr gesprochen hatte, und der so völlig überrascht davon schien, dass Menschen unbesorgt im Zug telefonieren können. Denen die Intimität ihrer Themen nicht einmal in dieser halbbewussten Öffentlichkeit unangenehm ist.

Ich glaube, dir war eine ganze Menge unangenehm. Aber nicht vor uns. Nur vor dir selbst. Du hast viel über dich gesprochen. Über die Männer in deinem Leben. Von denen du glaubst, sie seien so und so, und dann stellt sich heraus, sie sind doch eher so und so, womit dein Kopf so seine Schwierigkeiten hat. Von deinem Herz ganz zu schweigen.

Alles habe ich nicht mitbekommen, denn ich habe Musik gehört, habe an dem oben erwähnten Roman gearbeitet. Aber so viel war doch schnell klar - du hast den Fehler bei dir gesucht und genug offene Fragen gefunden, um ihn auch in dir anzusiedeln. Du erlaubst deinem Herz zu schnell, sich an diesen Männern aufzuhängen.

Nun weiß ich natürlich nicht allzu viel über dich und die Männer. Vielleicht hast du ja Recht. Vielleicht ist dein Herz zu schnell. Vielleicht ist es zu groß. Weißt du, ich kann das nicht wissen? Denn ich kenne dich ja nicht. Und ich kenne die Männer nicht.

Ich weiß nur, wie deine Stimme klang, als du darüber gesprochen hat

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Ich weiß nur, wie deine Stimme klang, als du darüber gesprochen hat. Und wie oft du die Zettel zerrissen hast, auf die du deine Gedanken danach fließen ließst. Um deine Privatsphäre zu respektieren, selbst in der halbbewussten Öffentlichkeit eines Großraumabteils hab ich versucht, nicht mitzulesen. Nur ein Name ist mir ins Auge gefallen. Miguel.

Ich weiß nicht, wer Miguel ist. Ob er einer dieser Männer ist. Ob du dir seine Geschichte ausdenkst, wie ich mir die Geschichte von John ausdenke und von Ben und von Richard. Ob er in vollkommen anderer Beziehung zu dir steht.

Ich weiß nur, wie viel du ihm mit welcher Dringlichkeit mitteilen wolltest. Du hast per Hand geschrieben - und obwohl ich das nur noch so selten tue, wirkt das immer noch ehrlicher. Direkter. Ungeschönt. Eine Handschrift verrät so viel über das Gefühl in einem Moment.

Schon ein paar Wochen geht mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, wie traurig es mich macht, dass Menschen, nachdem ihr Herz gebrochen wurde, so oft damit reagieren, sich der Welt zu verschließen. Das macht doch einsam! Und es schützt bestimmt nicht davor verletzt zu werden, denn man richtet doch ständig das Messer gegen sich selbst.

 Das macht doch einsam! Und es schützt bestimmt nicht davor verletzt zu werden, denn man richtet doch ständig das Messer gegen sich selbst

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Sei nicht vorsichtig, nur weil es einmal weh tat. Hab keine Angst, nur weil es einmal nicht funktioniert hat. Sei fröhlich. Sei mutig. Verliebe dich. Lächle. Lache. Lern sie kennen, die Männer, die Frauen, die Menschen. Sie warten nur auf dich.

Herzen sind dafür da, um zu spüren. Und auch Schmerz verlangt, gespürt zu werden; wie John Green uns beigebracht hat. Es gibt so viel da draußen. Die ganze Welt ist voll davon. Menschen, Geschichten, Gefühle. Erlebnisse. Momente. Erinnerungen.

Wir beschützen uns nicht, indem wir uns davor verstecken. Wir bestrafen uns. Wir nehmen uns so viel. Nicht den anderen. Oder doch; auch den anderen. Aber nicht nur ihnen - immer auch uns.

Sei diejenige, die mehr fühlt. Sei diejenige, die ihr Herz in die Gefahr bringt, zu brechen. Sei diejenige, die zu Boden geht und wieder aufsteht.

Die Welt ist riesig. Zu groß für uns. Es gibt in ihr von allem zu viel. Wir können ihr Leid so wenig aushalten wie ihr Glück. Aber wir können es probieren - wir können die Tiefe dessen, was ist, auskosten. Die Höhen mitgehen. Das Risiko eingehen.

Ich bin es leid, zu hören, ein Herz sei zu groß. Kein Herz ist zu groß. Wie könnte es?

Die Welt tut weh. Gefühle tun weh. Menschen tun uns weh. Wir tun uns weh. Wieder, wieder und wieder. Und wir werden es müde. Wir werden es leid. Wir sehen uns an und denken, dass das unvorsichtig war. Dass das besser gehen muss.

Es geht besser. Aber nicht indem wir uns die Chance nehmen, dieses Bessere zu spüren. Schmerz ist nur eine Seite der Medaille. Glück ist die andere.

Und ja, wenn man sich momentan in der Welt umsieht, wirkt es lange, lange, lange nicht so, als könnte diese zweite Seite der Medaille die erste in irgendeiner Weise aufwiegen, aber doch, wenn wir länger, länger, länger, länger hinsehen, ist es das: Das Glück.

Das auch verlangt, gespürt zu werden.

Also, Mädchen aus dem Zug, ich hoffe, du bist glücklich. Und wenn du es jetzt gerade nicht bist, dann vielleicht morgen. Oder übermorgen. Ich hoffe, dass du glücklich wirst. Dass du das zulässt. Dass du dein Herz offen hältst, selbst für all die Männer, die nicht das sind, was du glaubst, das sie zu sein haben.

Dein Herz ist niemals zu groß. Zu lieben ist niemals ein Fehler. Gütig zu sein, ist kein Fehler. Freundlich zu sein, ist kein Fehler. Zu hoffen, ist kein Fehler. Zu vertrauen, ist kein Fehler. Jemandem eine Chance zu geben, ist kein Fehler.

Du bist nicht Schuld, wenn dir jemand weh tut. Und deshalb solltest du auch nicht die Konsequenzen tragen - nicht für länger als der Schmerz andauert. Und er endet. Irgendwann endet er - und du drehst die Medaille um.

Bis dahin,

ich hoffe, du bist glücklich.

Deine Kira

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Kira lässt grüßen und sagt...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt