Von Jetzt auf Gleich

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Es sind die Lebenden,

die den Toten die Augen schließen.

Es sind die Toten,

die den Lebenden die Augen öffnen.


Die Tage reihen sich aneinander, jeder fühlt sich gleich an. Jeder einzelne beschissene Tag ist eine Qual. Ich sehe keinen Sinn weiter zu leben, sehe keinen Silberstreifen am Horizont. Seitdem ich aus Dubai zurück bin, habe ich mich bei Christina verkrochen. Habe mich zu einem unausstehlichen Mitbewohner entwickelt. Auch wenn ich ihr gegenüber Schuldgefühle habe, so kann ich mich nicht aufraffen etwas zu unternehmen. Das Loch in meinem Herzen ist unwiderruflich da und niemand wird das Loch je füllen können. Niemand ausser...

Schon allein sein Name lässt mich wieder die Hölle durchleben. Also schiebe ich ihn ganz schnell in die hinterste Ecke meines Verstands und widme mich wieder der Leere in mir. Dieses Gefühl hat sich langsam aber sicher zu einem Zustand entwickelt. Alles was ich mache fühlt sich leer an, alles was ich esse schmeckt nach Pappe. Mir wird sofort alles zu viel, nicht einmal der Fernseher schenkt mir die gewünschte Ablenkung. Das Geschnatter nervt mich und ich könnte jeden anschreien der mir einen guten Morgen wünscht. Nichts an meinem Leben ist gut, alles ist scheisse! Christina hat es ebenfalls aufgegeben mich zu motivieren, ich spüre zwar das sie mich am liebsten vom Sofa reissen und mit nach draussen ziehen würde, aber sie lässt es sein. Wofür ich ihr dankbar bin.

Es ist Juli aber es regnet die ganze Zeit, passend zu meiner emotionalen Verfassung. Ich sitze am Esstisch und starre aus dem Fenster, beobachte die vielen Menschen die auf den Strassen unterwegs sind. Christinas Wohnung liegt im fünften Stock eines Hochhauses, dennoch fühlt man sich als wäre man im Himmel. Dort wo ich jetzt gerne wäre... „Kommst du dieses Mal mit? Lewis feiert seinen Geburtstag, ein paar heisse Jungs werden auch da sein." Sie zwinkert mir zu, ich stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab und schüttle den Kopf. Ich weiss auch nicht wieso ich ihr gesagt habe, dass ich mich von Miles getrennt habe. Vielleicht, weil es so einfacher ist, wenn sie wüsste, dass er tot ist, dann würde sie die ganze Zeit versuchen mich aufzuheitern. Aber so, so lässt sie mich in Ruhe. Klar versucht sie mich zu verkuppeln, was mir jedes Mal einen Stich in die Brust versetzt, aber es ist einfacher auszuhalten, als ihre dauerhafte Trauerbewältigung.

„Hab ich mir schon gedacht. Warte nicht auf mich, könnte spät werden." Wieder nicke ich und schaue zu wie sie sich im Ganzkörperspiegel betrachtet der im Flur hängt. In einem halben Jahr ist die Hochzeit von Lewis und ihr, danach werden sie in ein Haus ziehen. Bis dahin muss ich mir eine neue Bleibe suchen, aber ich habe keine Ahnung von welchem Geld ich das tun soll. Zurzeit lebe ich von dem Honorar das mir Olivia überwiesen hat, aber was mache ich wenn das aufgebraucht ist? Eine Weile wird es noch reichen, ich esse sowieso so gut wie nichts und ansonsten brauche ich nicht viel. Aber irgendwann ist auch das aufgebraucht und dann muss ich eine Lösung finden. Bis dahin kann ich noch eine Weile so weitermachen. „Vielleicht könntest du hier noch ein bisschen aufräumen? Lewis Eltern kommen doch Morgen zu Besuch." Sie sieht mich auffordern an, langsam stehe ich auf und schlurfe zur Couch, auf der ich sowieso die meiste Zeit sitze. „Mia, hast du mich gehört?" Ich verdrehe die Augen und rufe ein lautes „Ja.".

Christinas Absätze klackern als sie ins Wohnzimmer kommt und sich die Haare aus dem Trenchcoat zupft. „Bitte Mia, geh duschen, zieh dich an und geh ein bisschen raus. Ist ja echt nicht mehr mit an zusehen. Wie lange geht das jetzt schon? Vier Wochen, fünf? Du solltest echt langsam mal die Kurve kratzen, denn wenn du so weiter machst, dann sehe ich echt schwarz." Ihr Tonfall hat an Abschätzung zugenommen, aber das ist mir egal. Alles prallt an mir ab, das ist das Beste daran. Ich spüre nichts, ausser dieser verdammten Leere. „Ich meine es ernst. Wenn du dich in der nächsten Woche nicht änderst dann musst du gehen. Eigentlich bin ich nicht so, aber ich habe wirklich alles versucht. Aber langsam reicht es. Ändere dich, oder du bist raus. Ich geh jetzt, gute Nacht Mia."

Desert Love: Liebe vergisst nieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt