Geister

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Es ist als würde sich die Welt aufhören zu drehen, selbst mein Herz hat aufgehört zu schlagen. Es krampft sich nur noch schmerzhaft zusammen und auch meine Beine werden auf einmal wackelig. Als bestünden sie aus Wackelpudding und nicht aus Fleisch und Knochen. Das blau seiner Iris schimmert wie der klarste Bergsee und lässt mich an tausend Dinge gleichzeitig denken. So viele Erlebnisse, Gefühle und Empfindungen ziehen an mir vorbei wie ein kleiner Film, zeigen Stationen voller Freude und unendlichen Leids. Ich weiss gar nicht was ich denken, fühlen, geschweige denn tun soll.

Es wäre alles nutzlos, denn ich stehe einfach nur da und starre ihn an. Ihn... Ich traue mich nicht einmal seinen Namen auszusprechen, es könnte auch einfach ein Trugbild sein. Ein verdammter Geist den ich aus meinen Erinnerungen immer und immer wieder heraufbeschworen habe. Ein Geist den ich in meinen Träumen tausendmal berührt, geküsst und geliebt habe. Doch ich bin jedes Mal mit der bitteren Erkenntnis aufgewacht das er tot und für immer fort ist. Aber jetzt steht er hier vor mir und sieht mich an. Das dichte rabenschwarze Haar, die wunderschönen blauen Augen und das markante Gesicht. Es ist alles so wie früher, der dichte Kranz seiner Wimpern, die vollen Lippen die sich zu einem Lächeln verziehen. Mein Hirn spielt verrückt, er kann es nicht sein. Er kann nicht hier stehen und mich ansehen, denn er ist tot. Tot und begraben. Wie kann das sein?

Diese Frage quält mich, sie hat mich die ganze Zeit gequält und als Derek mich gefragt hat, ob ich alles getan habe um herauszufinden ob er noch lebt, habe ich mich das selbst gefragt. Und doch musste ich sagen, dass ich alles in meiner Macht stehende getan habe. Ich habe es versucht, doch ich bekam immer wieder einen Schlag in die Magengrube. „Mia, alles in Ordnung? Du siehst so blass aus?" Dereks Stimme hört sich Meilenweit weg an, langsam, wie in Zeitlupe blinzle ich und drehe den Kopf zu ihm. Schaue ihn an und drehe den Kopf wieder, doch er ist weg. Wie kann das sein? War es wirklich nur eine Erinnerung? Eine Fatamorgana so zusagen? Ich weiss es nicht. Aber ich muss es heraus finden, ich muss einfach. Ohne Derek zu antworten setze ich mich in Bewegung, sie fühlen sich mechanisch an. Wie ein Roboter setze ich einen Fuss vor den anderen, immer in die Richtung in der ich ihn gesehen habe.

Doch er ist wie vom Erdboden verschwunden, als hätte er nur in meiner Erinnerung existiert. Wo bist du? - frage ich mich selbst. Doch niemand kann mir eine Antwort geben. Niemand ausser... „Entschuldigen Sie, haben Sie vielleicht einen Mann etwa eins neunzig, schwarze Haare und blauen Augen gesehen?" Ich komme mir dumm vor meine eigenen Gäste zu befragen, doch ich muss es einfach tun. Beide, ein Mann und eine Frau, schütteln den Kopf und sehen mich besorgt an. „Vielen Dank." Ich laufe weiter, doch er ist nirgends zu sehen. „Mia? Was ist denn los?", höre ich Derek wieder. Er steht neben mir und sein besorgter Blick ist auf mich geheftet. „Ich...ich...weiss auch nicht. Ich dachte ich hätte ihn gesehen." Ich schüttle den Kopf, als ob ich so sein Gesicht aus meinen Gedanken kriegen könnte. „Ihn? Miles?"

Ich nicke und spüre die Blicke der Reporter die sich netterweise nicht auf mich stürzen, dennoch halte ich weiter Ausschau nach ihm, aber ich weiss nicht einmal was er getragen hat. Derek nimmt meine Hände in seine und sieht mich an, zuerst halte ich weiter Ausschau, richte meinen Blick dann doch irgendwann auf Derek. Dessen blaue Augen genauso wunderschön glitzern, dessen markantes Gesicht genauso attraktiv und männlich aussieht wie das von Miles. Habe ich Miles mit Derek verwechselt? Habe ich sein Gesicht mit dem von Derek vertauscht? Wie kann das sein? Hat doch Derek braunes und Miles schwarzes Haar. Ich komme mir komplett dämlich vor, wie kann ich mich so verhalten an dem Tag der so unheimlicher wichtig für meine Karriere ist? „Hey, sieh mich an." Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich mich wieder umgesehen habe, statt in Dereks Gesicht zu sehen. Also schaue ich ihn wieder an und frage mich ein letztes Mal- habe ich Miles wirklich gesehen? Ich weiss es nicht.

„Atme tief ein und aus. Mit mir zusammen. So ist es gut. Und noch einmal." Ich atme tief ein und wieder aus, spüre ich wie ich mich wieder etwas beruhige. „Ich hohl dir einen Drink, den kannst du sicher gut gebrauchen." Ich nicke und sehe wie er weggeht, jetzt da ich alleine bin schaue ich mich wieder um. Doch ich sehe nichts. Vielleicht ist das einfach alles zu viel, ich beschliesse ein bisschen frische Luft zu schnappen und gehe auf die Terrasse. Die Sonne steht hoch am Himmel und wird in den Millionen von Fenstern widergespiegelt. Hier oben weht ein etwas kühlerer Wind der mir sanft ins Gesicht bläst. Ich schliesse die Augen und geniesse das Gefühl das die Sonnenstrahlen auf meinen Wangen erzeugen. Sie fühlen sich warm und schön an, so wie ein Kaminfeuer nach einer kühlen Winternacht.

Desert Love: Liebe vergisst nieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt