getrennte Wege

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Ich habe keine Ahnung wie lange ich so verharre, irgendwann sind die Tränen versieht und ich beruhige mich allmählich wieder. Ich atme tief ein und wieder aus, versuche meine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Komischerweise bin ich gefasster, als ich es gedacht habe. Ich weiss auch nicht was mit mir los ist, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich dieses Mal besser damit abschliessen kann. Ich weiss, dass er lebt und das er für sein Kind da sein kann. Klar bin ich nach wie vor geschockt, sauer und verletz, aber es fühlt sich so an, als ob ich das ganze abhaken könnte. Ich stehe auf, verlasse das Badezimmer und suche nach einem Zettel und einem Stift. Gerade als ich beides gefunden habe, wird die Tür aufgeschlossen und Derek sieht mich mit grossen Augen an. „Ist er weg?"

Er schliesst die Tür und kommt auf mich zu, ich lege den Stift weg und schaue zu ihm auf. „Ja. Ich habe mich von ihm getrennt." Es laut auszusprechen tut verdammt weh, vor allem nach dem ganzen Scheiss den wir zusammen durchgemacht haben, aber es ist das beste. Das weiss ich jetzt auch. Ich merke wie Derek erleichtert aufatmet und ich kenne den Grund. Ich habe zwar gestern mit ihm geschlafen, aber da war ich emotional durcheinander, nicht mehr Herr meiner Sinne. Ich möchte damit nicht sagen, dass er die Situation ausgenutzt hat, na ja vielleicht minimal, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Was an vorderster Stelle steht, ist das ich mich nicht gleich wieder in eine Beziehung stürzen werde. Und ich spüre, dass er sich das von ganzem Herzen wünscht. Ich atme tief ein, denn ich muss an diesem Tag zwei Menschen, die ich liebe sagen, dass es aus ist.

„Derek, das Gestern war wunderbar, aber das ich mich von Miles getrennt habe hat damit nichts zu tun. Du warst da für mich, hast mir Halt gegeben und das war alles." Ich schaue zu ihm auf und sehe wie er meine Worte anfängt zu begreifen. Er schluckt schwer, nickt kaum merklich und weicht etwas von mir weg. „Ich verstehe. Darf ich fragen wieso du mit mir geschlafen hast?" Ich verstehe den Sinn dieser Frage nicht, aber ich erkläre es ihm noch einmal. „Ich war total durcheinander. Ich musste ihn einfach vergessen." Er scheint es nicht zu verstehen, aufgebracht fahre ich mir durchs Haar. „Du wolltest ihn also vergessen, deshalb hast du mit mir geschlafen. Wäre das nicht passiert, hättest du...hättest du dann nicht mit mir geschlafen?" Er wirkt wütend, ich frage mich wieso er jetzt sauer auf mich ist. Ich habe ihm schon vor diesem ganzen Fiasko klar gemacht, dass ich ihn zwar liebe, oder viel mehr glaube ihn zu lieben, aber dass ich Miles mehr liebe. Und das stimmte ja auch, bis gestern.

Ich schiebe die Erinnerung an Faizahs Gesicht zur Seite und atme tief ein. „Das weiss ich nicht, und ich habe jetzt auch keinen Nerv dazu das ganze weiter zu diskutieren. Ich werde jetzt ins Hotel fahren und meine Sachen holen.", sage ich und gehe zur Tür. „In diesem Outfit?" Ich schaue an mir runter, ich trage ja noch die Sachen von Derek. „Könntest du mich fahren?" Derek sieht mich eine Weile an, dann nickt er und fährt mich zum Hotel. Innerlich hoffe ich sehr, dass Miles nicht da ist. Denn eine weitere Konfrontation kann ich heute nicht ertragen. Obwohl ich alles verloren habe, fühle ich mich gefasst. Vielleicht wird dieser Zustand weiter anhalten, vielleicht auch nicht. Aber ich will es lieber jetzt hinter mich bringen, als irgendwann sonst. Im Hotel begrüssen mich die Frauen am Empfang und werfen sich fragende Blicke zu. Was ich gut verstehen kann, in solch einem Outfit läuft hier eigentlich keiner rum. Derek habe ich draussen gelassen, es wäre unpassend ihn mit nach oben zu nehmen.

Er hat es mir zwar angeboten, aber ich habe es abgelehnt. Nicht nur, weil ich die Befürchtung habe Miles antreffen zu können, sondern mehr um seine Privatsphäre zu schützen. Ich weiss, dass es absurd klingt, aber ich möchte nicht, dass jemand anders seine Privaträume betritt. Als der Aufzug im obersten Stockwerk hält, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Ich schlucke gegen den Kloss an, doch er will nicht runter. Die Türen gleiten auf und ich betrete das riesig grosse Apartment in dem ich bis vor wenigen Stunden selbst gewohnt habe. Wie viel sich in nicht einmal vierundzwanzig Stunden verändern kann. Ich atme erleichtert auf, als ich feststelle, dass Miles nicht da ist. Ich bleibe stehen und betrachte alles genau. Es wird das letzte Mal sein, dass ich in Berührung mit Miles Sachen kommen werde. Ich gehe zum Schreibtisch auf dem ein Foto von uns beiden steht, es entstand im Krankenhaus.

Desert Love: Liebe vergisst nieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt