küss mich

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Um mich herum ist die Party nach wie vor im vollen Gange. Die Musik dröhnt in meinen Ohren und die Gäste unterhalten sich weiterhin, als wäre nichts passiert. Nur ist stehe wie angewurzelt da und schaue die Person an, mit der ich vor ein paar Sekunden zusammen gestossen bin. Hypnotisiert schaue ich in zwei braune Augen, wie das Kaninchen vor der Schlange. „Was machst du hier?" Auch wenn wir beide das gleiche Schicksal erlitten haben, oder viel mehr vermeintlich, heisst das nicht, dass ich mich freue.

Die braunen Augen stechen sich in meine blauen, und ich habe immer noch keine Ahnung was sie von mir verlangt. „Ich bin hier um mit dir zu reden." Ich runzle die Stirn und schaue sie irritiert an, mir fällt Miles wieder ein, doch als ich mich umdrehe finde ich ihn immer noch mit dem Chinesen sprechen. „Unter vier Augen am Besten und an einem ruhigeren Ort." Ihr zierliches Gesicht verzieht sich ein bisschen, als sie Miles entdeckt. So als ob sie Schmerzen hätte, vielleicht hat sie diese ja auch. Dieselben die ich ertragen musste, als ich dachte Miles wäre tot. Ich schaue noch einmal zu Miles und nicke schliesslich. Ich folge Faizah auf die Terrasse und atme die warme Sommerluft ein. Auch wenn wir in New York sind, ist der Geruch nach Sommer auch hier präsent.

Ich setze mich auf eine Sitzgelegenheit und falte die Hände die in meinem Schoss liegen. Auch wenn ich nicht sagen kann, wieso sie hier ist, so macht sie mich nervös. Was sie merkt, denn ein leicht überheblicher Ausdruck schleicht sich in ihre tiefbraunen Augen. „Was willst du?", sage ich und breche somit die Stille die sich zwischen uns gelegt hat. Faizah streicht sich ihr seidig schimmerndes Haar aus dem Gesicht und sieht mich direkt an. „Ich bin nicht wegen dir hier, sondern wegen Said.", stellt sie klar. Ich nicke, denn ich weiss nicht wie ich sonst reagieren soll. „Und wieso?" Sie nervt mich und .auch wenn sie mir den Grund vorhin genannt hat, kann ich es trotzdem nicht verstehen. „Er gehört zu mir, in sein Land und nicht zu einer amerikanischen Hure." Sie funkelt mich an, ihre Wangen färben sich dunkelrot und anscheinend bringt sie meine Gegenwart in Rage.

„Erstens muss ich mir so etwas nicht bieten lassen und zweitens wird mir das zu blöd. Flieg wieder zurück und lass uns in Ruhe." Ich stehe auf und will die Terrasse verlassen, doch ihre kleine Hand schliesst sich um mein Handgelenk. Drückt so fest zu, dass es wehtut und ich sie erschrocken ansehe. „Ich glaube du hast mich nicht richtig verstanden. Das Said zu mir gehört meinte ich nicht nur, weil er mir versprochen ist, sondern auch, weil wir eine Familie sind." Wieder runzle ich die Stirn und schüttle den Kopf. „Was redest du für einen Schwachsinn. Du warst vielleicht seine Jugendliebe, aber ich, ich bin seine grosse Liebe. Die Liebe seines Lebens, für die er sich sogar operieren lassen hat. Und das mit Erfolg, er hat überlebt und das lasse ich mir nicht von einer Bitch wie dir kaputt machen." Ich reisse mich von ihr los und habe die Tür schon erreicht, als sie meinen Namen sagt. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihr um, fixiere sie mit meinem Blick und funkle sie wütend an.

„Was?" Meine Geduld ist gegen Null gesunken und ich habe echt keine Lust mich von ihr schikanieren zu lassen. Ich drehe mich um und schliesse die Hand um die Klinke, als sie anfängt zu reden. „Ich bin schwanger." Mir entgleiten die Gesichtszüge und ein wimmerndes Geräusch dringt aus meiner Kehle. Ich umklammere die Klinke so fest, dass meine Knöchel weiss hervor treten. Mein Mund fühlt sich staubtrocken an und ein fürchterlicher Schmerz peitscht durch mich hindurch, als hätte mir jemand in den Magen geschlagen. „Das kann nicht sein...", wispere ich. Doch Faizahs triumphierender Blick ist mir Antwort genug, meine Beine zittern so stark, dass ich Angst habe gleich umzufallen.

„Du lügst. Du bist eine verdammte Lügnerin.", schreie ich sie an. Sie kommt auf mich zu, langsam und voller Überheblichkeit. „Nein, das tue ich nicht. Ich trage Said's Kind unter meinem Herzen, es wurde mit Liebe gezeugt und es wird auch in einer liebenden Familie aufwachsen." Ihre Stimme ist leise, leise und gefährlich. Wie ein Raubtier hat sie sich an mich gepirscht, und hat sich mit vollem Tempo auf mich gestürzt, hat mir den alles entscheidenden Biss versetzt. Genau in den Nacken, dort wo meine Halsschlagader verläuft. Bevor ich zu Boden sacke und noch besser zum Ziel ihrer Gemeinheit werde, drücke ich die Klinke nach unten und fliehe ins Innere. Dränge mich durch die Gäste und habe endlich den Ausgang erreicht, als mich jemand am Arm packt. Ich drehe mich um und sehe Miles vor mir, ich bin zu durcheinander um reagieren zu können.

Desert Love: Liebe vergisst nieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt