Für immer und ewig

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Völlig aufgelöst warte ich draussen, höre leise Stimmen, doch die Tür ist zu. Ich weiss also nicht was los ist, oder ob er noch lebt. Ich bete zu Gott, flehe ihn praktisch an ihn mir nicht noch einmal wegzunehmen. Doch ich bekomme keine Antwort, weder von Gott noch von den Ärzten die noch immer um sein Leben kämpfen. „Bitte...lebe....bitte...", flüstere ich. Die Hände zum Gebet gefaltet drücke ich sie an meine Lippen und flüstere diese Worte immer wieder, während die Tränen mir unablässig übers Gesicht strömen. Minuten vergehen in denen ich nichts weiss. In absoluter Ungewissheit verbringe und das bringt mich beinahe um den Verstand. Plötzlich wird die Tür einen Spalt geöffnet und ich kann die Stimmen der Ärzte besser hören, doch was sie sagen kann ich nicht verstehen.

Es klingt wie ein Schwarm Bienen die ausschwärmen um ihrer Königin zu dienen. Als ein Arzt heraus kommt stürme ich auf ihn zu und bombardiere ihn mit Fragen. Er hebt die Hände um mich zum Schweigen zu bringen, ich höre auf und warte ungeduldig auf seine Antwort. „Er hatte einen Herzstillstand, aber...", weiter lasse ich ihn nicht reden und stürme an ihm vorbei ins Zimmer. Dort sehe ich Miles im Bett liegen, höre das stetige Piepsen und weiss dass er es geschafft hat. „Oh Gott.", schluchze ich und gleite zu Boden. Weine bitterlich und kann nichts gegen die schrecklichen Schluchzer unternehmen die aus meiner Kehle dringen. „Es ist alles in Ordnung, Miss.". Jemand redet auf mich ein, wahrscheinlich eine Schwester. Aber ich höre nicht hin, kann das Geschehene nicht einfach so vergessen. Er war tot, sein Herz stand still doch jetzt schlägt es wieder. Ich kann die Linien seines Herzens mit verfolgen. Sie schlagen stark aus und nehmen kein Ende, er ist stark, er überlebt es. Eine Weile sitze ich so da, mein Blick auf den Monitor gerichtet schaue ich zu wie sein Herz immer weiter schlägt.

„Ich helfe Ihnen jetzt aufzustehen." Die Schwester ist nach wie vor bei mir und hilft mir auf die Beine. Sie fühlen sich wackelig an, so als bestünden sie nur aus Wackelpudding und nicht aus Fleisch und Knochen. Sie setzt mich auf einen Stuhl und reicht mir einen Becher den ich an mich nehme aber nicht an die Lippen setze. „Sie sollten etwas trinken, Miss." Ich schüttle den Kopf und bin froh, dass ich sitzen kann, denn ich wüsste nicht ob mich meine Beine tragen würden. „Sie sollten nach Hause gehen, wir würden Sie auch benachrichtigen wenn er aufwacht." Ich antworte nichts darauf, höre nur wie die Schwester raus geht und etwas zu jemand anderen sagt. Aber ich verstehe es nicht, es geht mich auch nichts an. „Bitte verlass mich nie wieder. Bitte. Ich könnte es nicht noch einmal verkraften. Denn ich brauche dich und ich liebe dich. Hast du gehört? Ich liebe dich über alles." Ich beuge mich über ihn und lege meine Lippen auf seine warme Stirn, hauche einen Kuss darauf und geniesse das Gefühl.

Danach setze ich mich wieder, halte seine Hand in meiner und sehe ihm beim Schlafen zu. Irgendwann erscheint eine Schwester, die gleiche die mir aufgeholfen hat, und meint, dass sie mir ein Taxi gerufen hätte. „Aber ich möchte nicht gehen. Was wenn..." Sie unterbricht mich sanft aber bestimmt. „Dann werden wir Sie anrufen, wir haben ja Ihre Nummer." Ich schaue in ihre Augen und weiss, dass Widerstand zwecklos ist. Stumm nicke ich und drehe mich zu Miles um, beuge mich über ihn und streichle seine Wange. „Ich werde bald wieder kommen. Auch ich brauche ein bisschen Schlaf, mach also keine Dummheiten. Ja?" Eine Träne tropft auf sein Gesicht, sanft streiche ich sie weg und verlasse das Zimmer. Die Schwester begleitet mich nach draussen wo das Taxi bereits da ist, als würde sie befürchten, dass ich mich wieder in Miles Zimmer setzen würde. „Danke." Sie nickt und lächelt mich an, schliesst die Tür und geht wieder ins Krankenhaus. Ich nenne dem Taxifahrer Christinas Adresse und lehne meinen Kopf an die kühle Scheibe. Während der Fahrt denke ich an nichts, starre aus dem Fenster und betrachte die Leute die ihren täglichen Aufgaben nachgehen.

Angekommen gebe ich dem Taxifahrer sein Geld und steige aus, fahre mit dem Fahrstuhl nach oben und schliesse die Tür auf. Christina scheint nicht da zu sein, doch als ich ins Wohnzimmer komme sehe ich sie mit Lewis auf der Couch. Engumschlungen liegen sie da und küssen sich leidenschaftlich, ich bleibe wie angewurzelt stehen, blinzle ein paar Mal und drehe mich wieder um. Gehe in mein Zimmer und lasse mich an der Tür hinab gleiten. Ich ziehe die Knie an und schlinge meine Arme darum. So verbringe ich eine Zeitlang, es können Minuten aber auch Stunden sein wie ich so dasitze und mich hin und her wiege. Irgendwann stehe ich auf und gehe ins Badezimmer wo ich mich ausziehe und unter die Dusche stelle. Das warme Wasser prasselt auf mich herab, massiert meine angespannten Muskeln und spült all den Schmerz und die Angst runter. Ich kann zusehen wie sie im Abfluss verschwinden und atme erleichtert aus. Die Wärme hüllt mich ein, deckt mich wie mit Engelsflügeln zu und beschützt mich. Ich bleibe solange unter der Dusche bis das Wasser kalt wird, danach hülle ich mich in ein Tuch und trete hinaus. Wische den beschlagenen Spiegel sauber und betrachte mich.

Desert Love: Liebe vergisst nieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt