DU

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Meine Augen brennen. Ich sehe die blinkende Kamera über mir und weiß genau wo ich bin. Mir ist heiß und meine Klamotten sind schweißgebadet. Ich erinnere mich an meinen Traum und überlege was er zu bedeuten hat.

Es muss wohl mitten in der Nacht sein, denn draußen ist es dunkel. Der Mond scheint direkt durch das Fenster, auf mein Bett. Ich stehe auf, da ich auf die Toilette muss. Ein wenig wackelig auf den Beinen, trotte ich zur Tür. Dass sind wohl immer noch die Medikamente. Auf dem langen Flur angekommen, stütze ich mich mit der Hand an dem Türrahmen. Wo waren denn gleich noch die Toiletten?
Ich erinnere mich wieder an meinen Traum. Es waren zwei Türen zwischen dem Ärztezimmer und den Toiletten. Ich versuche es also mit dieser Tür und tatsächlich, bin ich  richtig. Das ist schon irgendwie merkwürdig.

Als ich aus der Toilette komme, bemerke ich, dass die Lichter viel heller sind, als zuvor, - oder bilde ich mir das nur ein?
Ist mir eigentlich auch egal.
Mein Magen knurrt und ich bemerke erst jetzt, was für einen großen Hunger ich habe. Kein Wunder, nach dem ich die letzten Tage nichts gegessen habe.

Ich gehe Richtung Büro und  klopfe an die Tür. Keine reaktion. Ich klopfe noch einmal kräftiger, als sich die Tür auf einmal öffnet.
Eine Betreuerin, die ich noch nicht kenne, hat die Tür geöffnet und bittet mich freundlich hinein.
"Na was ist los? Möchtest du etwas essen?"
Wieso bekomme ich vor fremden Menschen nur nie ein Wort raus?
Entweder habe ich gerade leicht genickt, ohne das ich es gemerkt habe, oder sie hat sich die Frage selber beantwortet. Sie steht auf und bittet mich hinaus, um das Büro hinter uns zu zu schließen. Wir gehen in die Küche. Ich im Schlepptau hinter ihr her.

Ich setze mich an den großen Tisch. Kurze Zeit später kam sie mit einem weißen Teller, einem stumpfen Messer (bin ich froh das es hier überhaupt Messer gibt), Brot, Salami und Käse. Sie stellt alles vor mir, auf den Tisch ab und verschwindet wieder zurück in der Küche.
Ich schmiere mir ein Brot mit Butter und lege eine Scheibe Salami drauf. Ich beiße ein Stück ab, doch während ich noch kaue wird mir schlecht. Ich versuche die Übelkeit zu unter drücken, was gar nicht so einfach ist.
Die Betreuerin kommt wieder aus der Küche und hält zwei Tassen Tee in den Händen. Sie stellt sie auf den Tisch und setzt sich zu mir.
Ich nehme ein Schluck und verbrenne mir gleich den Mund.

Als ich mit dem Essen fertig bin, setzen wir uns auf das Sofa, das in der hintersten Ecke des wohn-essraums steht. Sie schaltet den Fernsehen an und fängt an von dir zu reden. Ich höre zu, obwohl ich es nicht will.
Sie fragt mich immer wieder nach einigen Dingen, doch ich antworte nicht darauf. Es geht niemanden etwas an, wesshalb ich die ganze Zeit einfach gar nichts sage.
Wie spät ist es wohl?
Überlege ich. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte sie, dass ich wieder ins Bett gehen und versuchen sollte zu schlafen.

Ich liege im Bett, doch komme innerlich nicht zu Ruhe. Die ganze Zeit muss ich  an dich denken. An dass, was du zu mir gesagt hast und an den Traum den ich hatte. Was für eine Verbindung haben die zwei Dinge? Hast du vielleicht ein schlechtes Gewissen mir gegenüber? Oder machst du dir vielleicht sogar Sorgen um mich? Und weinst du desshalb auch in dem Traum? Oder ist das alles nur Wunschdenken von mir?

Ich bin ja nicht doof. Ich merke schon lange das du immer mehr Abstand zu mir hältst. Du gehst Einzel Gesprächen, mit mir aus dem Weg.
Aber warum das Ganze?
Bin ich dir doch nicht so wichtig, wie ich es immer dachte?
Naja,wäre ich dir nicht wichtig, wärst du gestern nicht so enttäuscht von mir gewesen. Also was ist der Grund dafür, daß du dich so sehr von mir abgrenzt? Vielleicht sollte ich dich einfach mal darauf ansprechen, oder ist es jetzt schon zu spät dafür? Habe Ich meine letzte Change verspielt? Habe ich auch noch die letzte Person, die immer an mich geglaubt hat und mich wertschätzt, vertrieben? Mit genau diesen Gedanken und Fragen schlafe ich ein.

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