Ich ringe nach Luft. Ich stehe direkt vor der Wohnung meiner Mutter. Instinktiv gehe ich in den Hausflur, obwohl ich das gar nicht will. Es sind schlechte Erinnerungen die in mir hoch steigen, dennoch gehe ich weiter. Ich setze mich auf eine der unteren Stufen. Meine Lunge brennt und ringt nach Luft. Mein Herz pocht, doch nach einiger Zeit, rappel ich mich auf und gehe hinauf. Mit jeder Stufe steigt die Angst. Ich klopfe an die Wohnungstür.
Da nichts passiert klingel ich noch einmal. Auf irgendeiner Weise bin ich enttäuscht und zugleich erleichtert das niemand zu Hause ist. Gerade als ich die Treppe hinunterlaufen will, öffnet sich die Tür. Meine Mutter sieht mich verwirrt an. "wa.. was machst du denn hier?"
Ich spüre wieder eine Träne über meine Wange laufen.
"Ich muss mit dir reden!"
Sage ich mit einem wütenden Unterton. Sie geht zur Seite, damit ich in die Wohnung gehen kann. Da sonst niemanden da ist, setzen wir uns ins Wohnzimmer. Sie sieht mich erwartungsvoll an und ich spüre wie der Klumpen in meinem Bauch immer größer wird. Ich fasse all meinen Mut zusammen und sage meiner Mutter das, was ich schon lange hätte sagen sollen.
"Ich will ins Heim!"
Wie eine Explosion verändert sich das Gesicht meiner Mutter. Ich habe mir mit jeder Reaktion gerechnet, ob sauer, traurig, enttäuscht oder sonst irgendetwas. Aber auf das war ich nicht vorbereitet."Okay weißt du schon in welches?"
Ich bin so entsetzt, dass es sie eigentlich überhaupt nicht stört, dass ich ins Heim will.
Ich bin verwirrt und fühle mich total verunsichert. Das ist falsch! So sollte es nicht sein! Ich stehe auf und gehe hinaus. Ich weiß nicht wohin, doch in der Nähe gibt es einen Kiosk. Da fällt mir ein, dass ich gar kein Geld dabei habe. Ich laufe zurück zur Wohnung meiner Mutter, doch gehe in den Keller, denn dort muss noch meine alte Spardose stehen. Ich breche das Schloss der Kellertür auf und gehe hinein. Es ist ein großer Keller, mit nur einem klitzekleinen Fenster, aber bis zur Decke voll geräumt. In einer alten Truhe, unter einem Haufen alter Klamotten liegt sie dann. Ich nehme die ganze Dose hinaus und stecke sie unter meinen Pulli. Dann gehe ich in schnellen Schritten wieder hinaus. Ich bekomme keinen klaren Gedanken mehr zusammen. Als allererstes laufe ich zu dem Kiosk. Ich hole mir drei Dosen Bier und eine kleine Flasche Sprudelwasser. Ich stehe an der Kasse. Überall stehen noch andere Menschen um mich herum. Sie erdrücken mich und ich fühle mich beobachtet. Was wollen die von mir? Merken die wie ich wirklich bin? Wie scheiße es mir geht? oder sehen sie meine zurückhaltende Art als Arroganz an? Endlich, nach gefühlten 10 Minuten, stehe ich ganz vorne und muss bezahlen. Ich hole die Box hinaus und ziehe ein 10 € Schein hervor.
Ich tuhe alles in eine Tüte, die ich auch gerade gekauft habe und laufe los. Am nächsten Laden hole ich mir ein paar neue Klamotten, nur für den Fall dass mich jemand suchen sollte. Jetzt öffne ich das erste Bier und laufe los zum Bahnhof. Kurz bevor ich dort ankam, waren schon alle drei Dosen leer. Ich lauf an einem Haus vorbei, dass mir irgendwie bekannt vorkommt. Ich versuche all meine anderen Gedanken beiseite zu schieben, um mich zu erinnern.
Nach einiger Zeit weiß ich es wieder.
Einen Moment lang durch strömt ein kleines Gefühl von Glück meinen Körper. Es fühlt sich komisch an glücklich zu sein. Sich über eine Erinnerung zu freuen ist ein sehr fremdes Gefühl.
Wann habe ich mich wohl das letzte Mal so gefühlt?
Ich weiß es nicht. Ich gehe in das Haus hinein und die Treppen hinauf. Ich stehe vor der Tür. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf.Wie wird mein Exfreund wohl reagieren? Immer hin habe ich die Beziehung unschön beendet.
Ich klopfe an und die Tür öffnet sich. Sein Stiefvater steht vor mir. Ohne ein Wort zu sagen, lässt er die Tür offen stehen, dreht sich um und geht zurück in die Wohnung. Ich zittere am ganzen Körper. Diese Angst und Unwissenheit ist kaum auszuhalten. Ich gehe hinein, durch den Flur, bis zu seinem Zimmer.
Ich klopfe an. Keine Antwort. Ich klopfe noch einmal, nur etwas lauter. Wieder nichts. Ich beschließe- bevor ich mich wieder um entscheide- hinein zu gehen. Ich sehe ihn am PC sitzen, mit Kopfhörer in den Ohren. Er springt leicht erschrocken auf und kommt auf mich zu.
Er nimmt mich in den Arm. Wieder fange ich an zu weinen. Es ist so schön, nach so langer Zeit wieder in seinen Armen zu liegen. Einfach nur gehalten zu werden und alles loszulassen. Alles aus sich hinaus zu weinen, ohne sich auf irgendeiner Weise rechtfertigen zu müssen. Ein klitze kleines Gefühl von Freiheit. Ich weiß nicht genau wie lange wir da standen. Vielleicht einige Minuten oder nur ein paar Sekunden. Ich weiß es nicht. Nach einiger Zeit löst er die Umarmung und fragt was denn los ist. Wir setzen uns auf das Sofa, so wie früher, als wir uns eine Serie nach der anderen angeschaut haben. Ich erzähle ihm alles von Anfang bis Ende. Als ich auf die Uhr schaue bemerke ich das ist schon 21:26 Uhr ist. Wir gehen in die Küche und essen eine Kleinigkeit. Mir wird schlecht, nachdem ich den ersten Bissen zu mir nehme, aber ich verdränge dieses Gefühl. Ich habe schon wieder den ganzen Tag nichts gegessen. Ich versuche das ganze Toast zu essen, doch es gelingt mir nicht. Ich spüre wie mein Magen das Brot verweigert, als würden sie gegeneinander kämpfen. Auf einmal renne ich Richtung Bad. Ich kotze das ganze Brot wieder aus. Mein Hals brennt, als hätte ich gerade Scherben geschluckt. Ich spühle meinen Mund mit Wasser aus und gehe zurück zu meinem Ex. Er fragt was los ist, aber akzeptiert mein Kopfschütteln. Wir gehen in sein Zimmer und setzen uns wieder auf das Sofa. Er nimmt mich wieder in seine Arme und ich schlafe ein.
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Mein Leben
RandomDie 16 Jährige Tascha hat in ihrem Leben schon viele schicksalsschläge durchleben müssen. Dadurch hat sie viel mit sich selber und ihrer Psyche zu kämpfen. Doch diese eine Person schafft es, ohne es zu wissen ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Ist d...