Die Entscheidung

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Ich werde von meiner Therapeutin aus meinem Zimmer gerufen.
Es ist also so weit.
Ich bin extrem nervös.
Schwitze.
Meine Hände sind nass.
Mein Kopf pocht und schmerzt.
Mir ist, als wenn ich bei 30 grad in der Sonne liegen würde.

Im Gesprächsraum angekommen, sitzen meine Mutter und die Jugendamts-Frau schon auf ihren Plätzen und warten auf mich.
"Dann sind wir ja vollzählig."
Sagt meine Therapeutin.
"Heute geht es um deine langfristige Unterkunft, in der du und dein Kind erst einmal wohnen könnt."
Spricht sie weiter.
"Wie wäre es denn bei Ihnen?"
Fragt sie meine Mutter.
"Naja, ich habe noch die anderen Kinder zu Hause und bin am arbeiten. Ich kann nicht 24 Stunden am Tag für sie da sein. Ich denke es wäre das Beste für sie wenn sie ins.."
"NEIN!!"
Rufe ich in den Raum.
"Ich gehe nicht in ein Mutter Kind heim!"
"Okay Tascha."
Sagt die Jungendamts-Frau.
"Jemand von uns würde 1-2 mal die Woche vorbei kommen und schauen wie es läuft. Was man in der Familie anders oder besser machen könnte, damit es allen gut geht."
"Und Therapeutische Gespräche wird es auch weiterhin geben"
Schaltet sich meine Therapeutin wieder ein.
"Sobald es Probleme gibt, sind mehrere Fachleute zur Stelle."
"Okay."
Sagt meine Mutter.
"Man könnte es probieren."
Sie schaut mich nicht an. Sie versucht dem Problem aus dem Weg zu gehen in dem sie zu stimmt und gut ist. Was sie wirklich noch erwartet, weiß sie nicht.
"Wäre das in Ordnung für dich?"
Fragt meine Therapeutin. Alle schauen mich wieder an.
Ich schaue auf den Boden und Wege die anderen Optionen ab. Mutter Kind heim will ich nicht und weiter auf Station bleiben geht nicht- wer will sein Kind auch in der Psychiatrie zur Welt bringen..
Also stimme ich der Sache zu.
Ich werde wieder bei meiner Mutter einziehen.
"Wie lange brauchen sie für die Organisation?"
Fragt die Jugendamts Frau meine Mutter.
"Ein paar Tage?!"
Sagt sie unsicher.
"Was halten sie von nächsten Montag ?"
Fragt meine Therapeutin.
"Ja ist ok."

Damit war es endgültig. In weniger als einer Woche werde ich bei meiner Mutter wohnen!
Ich bin gespannt wie das ablaufen wird.
Hoffentlich wird es meinem Baby gut gehen.
Hoffentlich werde ich das auf die Reihe bekommen!
Hoffentlich...
Hoffen ist alles was ich zur Zeit tun kann.

Nach dem Gespräch bin ich noch etwas zittrig. Noch immer habe ich Kopfschmerzen und mir ist leicht schwindelig. Ich denke das kommt von der ganzen Aufregung. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich bald bei meiner Mutter wohnen soll... ich gehe auf "mein" Zimmer, nehme meinen MP3 Player und drehe die Musik auf volle Lautstärke. SDP läuft hoch und runter.
Ich schaue auf die Uhr uns sehe das es schon am Nachmittag ist. Ich habe das Mittagessen vergessen.
Shit! Das gibt sicherlich wieder Ärgern!
Ich gehe auf den Flur. Toten Stille.
Was ist denn hier los? Ich gehe Richtung Büro. Die Tür ist verschlossen.
Was soll das alles?
Ich höre Gelächter und gehe Richtung Küche. Ich sehe Betreuer von der anderen Stationsseite mit einem Kaffeebecher in der Hand. Ich gehe auf sie zu und frage, wo die anderen Betreuer seien.
"Die sind alle beim Mittagessen. Haben sie dich vergessen?"
"Ich weiß nicht.." sage ich und gehe zurück aufs Zimmer. Ich lasse absichtlich die Tür auf, um mitzubekommen wenn die anderen zurück kommen. Doch Minute um Minute verstreichen und es passiert nichts.
Ich denke, dass ich eingeschlafen bin. Ich bin aufgewacht und alles war wie zu vor. Ich spreche eine Betreuerin darauf an, dass vorhin niemand hier war, doch sie sagte, dass das Mittagessen doch erst gleich satt findet. Alle waren heute Vormittag auf Station, da die schule aus Personalmangel nicht stattfindet. Ich fühle mich komisch. Bin ich die bescheuerte oder spielen sie mir alle nur was vor?! Mein Kopf dreht sich alles fühlt sich so unreal an. Was ist nur los mit mir?
Wir werden zum Mittagessen gerufen. Ich gehe wie in einem Film hinter den anderen her. Wir bekommen wieder die blauen und roten Zettel in die Hand gedrückt und gehen die Treppen runter und nach draußen. Mir dreht sich alles. Wo ist unten und oben?! Was ist das?!

Ich sehe mich und mein Kind auf einem Spielplatz. Die Sonne strahlt und es ist angenehm warm. Sie ist am schaukeln. Ich gebe ihr Anschwung. Sie will immer höher. Immer, immer höher. Ich lache und sie lacht. "Ja Mama ..höher!" Alles scheint perfekt .

Bumm! Helles Licht blendet meine Augen und ich lege meine Hand über mein Gesicht.
Wo bin ich? Ich bin so müde.. Was ist passiert?
Scheinbar bin ich schon wieder im Krankenhaus. Doch es ist nicht so wie es sonst war. Ich bin scheinbar noch in der Notaufnahme. Hektik um mich herum. Ärzte, Pfleger und Schwestern rennen um mich herum. Die eine misst den Blutdruck und den Puls, die andere nimmt Blut ab. Was ist passiert? Fragen um Fragen gehen in meinem Kopf durch. Mir ist kalt und doch warm. Es ist so komisch.

"Hey, mach mal die Augen auf!"
Irgendwer ruckelt an mir. Ich mache die Augen auf.. und eine Träne kullert mir über die Wangen. Was macht mein Körper da? Geht es meinem Baby gut?
"So ist gut. Du bist im Krankenhaus. Du bist Ohnmächtig geworden und warst ziemlich lange weg. Kannst du ich daran erinnern?"
Ne. Keine Ahnung. Ich schüttel leicht mit dem Kopf.
"Anscheinend hast du eine Schwangerschaftsvergiftung. Du hast sehr hohen Blutdruck. Wir brauchen gleich noch eine Urinprobe von dir. Musst du gerade auf die Toilette?"
Eine was? Gibt es so etwas wie eine Schwangerschaftsvergiftung überhaupt?
"Nee." sag ich nur.
"Dann legen wir dir direkt einen Katheter. Du wirst wohl erst einmal hier bleiben müssen."
Einen was? Kann mir mal jemand sagen was hier los ist?!
Mir wird etwas unten rein geschoben. Das ist mega unangenehm und ich fange an zu schreien. Ich sehe mich wie ich da liege. Wehrlos. Er über mir. Geht weg! Lasst mich! Lasst mich in ruhe! Bitteeee!
Eine der Schwestern setzt sich neben mich. hält meine Hände.
"Weißt du wo du bist?"
Ich schüttel den Kopf und versuche alle um mich herum los zu werden. Sie sollen aufhören. Er soll aufhören. Er soll es lassen. Wo ist sie? Sie sollte hier sein und mich retten. Sie rettet mich immer. Bitteee..
"Du bist im Krankenhaus. Dir passiert nichts. Wir legen dir gerade einen Katheter um den Urin abzulassen. Das ist ein Schlauch der in deine Blase gelegt wird. Du scheinst Probleme mit den Nieren zu haben und wir brauchen dringend eine Urin probe von dir. Verstehst du das?"
Ich höre ihre Worte und irgendwo ergeben sie Sinn, doch sie sollen es lassen! Ich will das nicht!
"Alles ist in Ordnung. Schau es ist schon geschafft."
Und tatsächlich lassen die Bauchschmerzen, die ich die letzten tage hatte, nach.

Ich habe noch eine Infusion bekommen und werde auf eine Station gefahren. Und dann liege ich hier. Mal wieder alleine. Geht es meinem Baby gut?
Wie auf Stichwort kommt eine Ärztin rein und will ein Ultraschall von dem Baby machen.
Es ist so schön das Herzchen schlagen zu hören.
"Weißt du schon was es wird?"
Fragt mich die Ärztin.
"Ich glaube ein Mädchen."
Gebe ich als Antwort.
Sie schaut etwas und grinst.
"Ja, eine wunderschöne Prinzessin. Ihr scheint es gut zu gehen. Allerdings ist sie sehr ruhig. Das macht mir etwas Sorgen. Wir schauen mal wie deine Testergebnisse sind und entscheiden dann, dass weitere Vorgehen."
Sie lächelt noch einmal und geht wieder raus.

Das weitere Vorgehen.. was soll das heißen?

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