Kapitel 46: Eindringling

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Der Flur draußen war immer noch nur von den Fackeln an den Wänden erleuchtet, die Fenster am Ende des Ganges hatte man verhangen. Vermutlich hatte das ganze wirklich wie ein Verhör wirken sollen.
Die Tür war von zwei schwergerüsteten Soldaten der Garde des Königs bewacht. Anscheinend wollte Odrick wirklich dafür sorgen, dass es keine Zeugen gab, obwohl ich mir nicht sicher war, ob das nicht etwas zu auffällig schien.
An der Wand gegenüber hatten Baliin und Cyriac Stellung bezogen und setzten sich nun, da ich aus dem Raum kam, in Bewegung.
„Ich bin fertig", murmelte ich leise und versuchte die Kontrolle über meine Stimme zu behalten, während ich meinen Blick eisern auf den Boden heftete.
Das Gefühl von Versagen war mir bis dahin stets fremd gewesen, beziehungsweise nicht in diesem Ausmaß bekannt. Aber wie viel hing denn bisher von meinen Taten und Entscheidungen ab? Wie viel Verantwortung oblag mir? Gar keine eigentlich.
Alles um mich herum ignorierend stapfte ich eilig den Gang entlang, um die nächste Ecke, an welcher ebenfalls zwei fremde Gardisten von Goldstern den Bereich absperrten und weiter. Ich wollte in mein Zimmer und endlich meinen Gefühlen freien Lauf lassen können.

~

Seufzend schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich einen kurzen Augenblick dagegen. Endlich allein. Ich war ganz froh, Roya heute einen freien Tag gegeben zu haben. Die Ruhe konnte ich jetzt ganz gut gebrauchen.
Ich strich mir eine Strähne hinters Ohr, die dieses Mal tatsächlich entwischt war und ging einige Schritte in den Raum. Die plötzliche Wärme hinter mir bemerkte ich zu spät um irgendwie reagieren zu können, aber was hätte ich auch tun sollen?
Eine Hand presste sich von hinten auf meinen Mund, die andere umschlang meine Taille. Ich wollte schreien und um mich schlagen, aber ich war vor Schreck wie gelähmt.
Eine große Gestalt drückte sich an meinen Rücken und löste eiskalte Schauer auf meiner Haut aus, die meinen Körper hinab jagten.
„Shshshsh. Nicht schreien, ja?"
Diese Stimme...
Kaum spürte ich wie der Griff sich lockerte, stieß ich mich von ihm weg und fuhr herum.

„Demian! Bist du irre?!"
„Ich wusste gar nicht, dass wir schon beim 'Du' sind." Er legte den Kopf schief und grinste. „Aber wenn du es mir so anbietest, gerne!"
„Was zur Hölle machst du hier?!" Er hatte mir den Schrecken meines Lebens eingejagt und schien das auch noch witzig zu finden!
Seine blassgrünen Augen glitzerten belustigt, während er entspannt die Schultern zuckte.
„Ich wollte dich besuchen."
Am liebsten würde ich ihm eine Vase über den Kopf ziehen, bedauerlicherweise war aber gerade keine in der Nähe.
„Wie kommst du hier überhaupt herein?!"
„Na, durch die Tür. Wie betrittst du denn einen Raum?"
Ich presste wütend die Lippen zusammen und musterte ihn misstrauisch. Vor meiner Tür waren rund um die Uhr Wachen postiert, selbst wenn ich nicht im Raum war, war mindestens ein Soldat hier zugegen.
Er schien meine Gedanken lesen zu können.
„Das bleibt mein kleines Geheimnis. Aber eines verrate ich dir, Ablenkung ist die Kunst."

Sein blödes Grinsen wollte ich ihm am liebsten aus dem Gesicht schlagen. Diese aggressive Seite an mir kannte ich sonst nur im Zusammenhang mit Arjon...
„Jetzt schau doch nicht so böse", meinte er und zog einen Schmollmund. „Wenn du mich nicht da haben willst, dann gehe ich halt wieder." Noch einmal zuckte er die Schultern und wandte sich zur Tür. Eigentlich genau das, was ich von ihm wollte, es gab nur einen kleinen Haken.
Schockiert ergriff ich sein Handgelenk und hielt ihn zurück.
„Bist du irre?!"
„Du wiederholst dich, meine Liebe."
„Wenn du jetzt einfach aus meinem Zimmer marschierst, glauben die sonst was!"
Er rieb sich gespielt nachdenklich das Kinn.
„Hm, da hast du wohl recht... Möchtest du dann doch lieber, dass ich bleibe?"
Ein Strahlen, wie bei einem kleinen Jungen, breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Du....du...", knurrte ich, aber mir fiel leider kein passender Ausdruck ein, der sich auch mit meiner Erziehung vereinbaren ließe.

Kurz schien er den Anblick noch zu genießen, dann lachte er leise und kam auf mich zu. Ich wollte zurückweichen, doch er war schneller. Er packte mich bei den Schultern, drehte mich einmal um und schob mich auf den Tisch zu.

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